Konzern-Jahresüberschuss steigt im Jahresvergleich um 141,5 Prozent
auf 1.087 Millionen (pro forma 2009: 450 Millionen)
Wien (rbi) - 2010 war ein Jahr der Weichenstellungen sowohl für unser Unternehmen als auch
für unseren Heimmarkt Zentral- und Osteuropa. Trotz des beträchtlichen Mehraufwands der Fusion konnten
wir ein sehr erfreuliches erstes Jahresergebnis von über einer Milliarde Euro erzielen. Darüber hinaus
haben wir uns mit dieser Fusion gut für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen und Markterfordernisse
positioniert. Zentral- und Osteuropa hat insgesamt den Turn-around geschafft, und 2011 sollten alle Länder
der Region auf den Wachstumspfad zurückkehren. Damit sollte der Bedarf an Finanzprodukten wieder deutlich
steigen, und auch dafür sind wir bestens gerüstet, sagte Herbert Stepic, Vorstandsvorsitzender der RBI.
Die RBI wies für das Geschäftsjahr 2010 einen Konzern-Jahresüberschuss (nach Steuern und nicht beherrschenden
Anteilen) von 1.087 Millionen aus, was einem Zuwachs um 141,5 Prozent im Vergleich zum Pro-forma-Ergebnis der
RBI im Vorjahr entspricht (pro forma 2009: 450 Millionen). Positiv beeinflusst wurde das Ergebnis vor allem durch
einen deutlich niedrigeren Bedarf an Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen, die um 46,5 Prozent auf 1.194
Millionen zurückgingen (pro forma 2009: 2.232 Millionen). Darüber hinaus gab es Sondereffekte bei den
Steuern auf Einkommen und Ertrag. Der Posten verringerte sich um 58 Prozent, wofür insbesondere latente Steuererträge
aus der Aktivierung von steuerlichen Verlustvorträgen in Österreich ( 120 Millionen) sowie eine geänderte
Steuergesetzgebung in der Ukraine ( 26 Millionen) verantwortlich waren. Der Jahresüberschuss vor Steuern
stieg um 62,9 Prozent auf 1.287 Millionen (pro forma 2009: 790 Millionen), während der Jahresüberschuss
nach Steuern um 121,7 Prozent auf 1.177 Millionen (pro forma 2009: 531 Millionen) anstieg. Der Gewinn je Aktie
stieg von pro forma 1,29 im Jahr 2009 um 3,27 auf 4,56. Für das Geschäftsjahr 2010 wird der Vorstand
der Hauptversammlung die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 1,05 je Aktie vorschlagen. Wenn die
Hauptversammlung diesem Vorschlag folgt, würde die Ausschüttungssumme damit insgesamt 204,3 Millionen
betragen.
Betriebsergebnis im Jahresvergleich annähernd stabil
Das Betriebsergebnis der RBI ging 2010 um 1 Prozent auf 2.424 Millionen zurück, was an höheren Verwaltungsaufwendungen
und der im sonstigen betrieblichen Ergebnis enthaltenen ungarischen Bankenabgabe lag.
Während sich die einzelnen Ertragskomponenten unterschiedlich entwickelten, blieben die Betriebserträge
im Lauf der Quartale 2010 relativ konstant. Das im Jahresvergleich erzielte Plus von 5 Prozent auf 5.403 Millionen
(pro forma 2009: 5.167 Millionen) war in erster Linie einem höheren Zinsüberschuss und Zuwächsen
beim Provisionsüberschuss zu verdanken, während das Handelsergebnis sowie das sonstige betriebliche Ergebnis
eine negative Entwicklung verzeichneten.
Der Zinsüberschuss wies mit einem Plus von 9 Prozent oder 296 Millionen auf 3.578 Millionen die beste
Entwicklung aller Ertragskomponenten auf. Ein Teil dieses Zuwachses ging auf das Geschäftsvolumen zurück,
da das Kreditwachstum nach dem durch die Finanzkrise
ausgelösten Wachstumseinbruch im Vorjahr 2010 in einigen Märkten wieder leicht positiv war.
Ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die wirtschaftliche Gesamtsituation in den Heimmärkten der RBI
im Jahresverlauf verbesserte, war der Anstieg des Provisionsüberschusses von 5 Prozent oder 70 Millionen
auf 1.491 Millionen.
Das Handelsergebnis lag mit 328 Millionen um 22 Prozent oder 91 Millionen unter dem Vorjahreswert. Hauptgrund
für diesen Rückgang war die positive Entwicklung im Vorjahr, in dem Wertaufholungen bei Zinsprodukten
zu einem überdurchschnittlich hohen Ergebnis beigetragen hatten.
Der Anstieg von Zins- und Provisionsüberschuss spiegelt die Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds in
unserem Heimmarkt wider. Südosteuropa als Region mit der moderatesten volkswirtschaftlichen Performance lieferte
den höchsten Ergebnisbeitrag. Zentraleuropa erbrachte knapp vor Russland den zweithöchsten Gewinn vor
Steuern, wobei Russland hier die höchste Steigerungsrate im Jahresvergleich, nämlich rund 76 Prozent,
verzeichnen konnte. Das Segment GUS Sonstige erreichte 2010 nach dem Verlust im Jahr davor wieder deutlich die
Gewinnzone, fasste Martin Grüll, Finanzvorstand der RBI, die Entwicklung der regionalen Segmente zusammen.
Kreditrisikovorsorgen rückläufig
Aufgrund verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen sowie aktiv gesteuerter Maßnahmen zur Stabilisierung
des Kreditportfolios gingen die Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen 2010 um 47 Prozent oder 1.038 Millionen
auf 1.194 Millionen zurück.
Das wieder einsetzende Wirtschaftswachstum schlägt sich auch in einem starken Rückgang der Nettodotierungen
zu Kreditrisikovorsorgen nieder, die 2010 um fast die Hälfte geringer ausfielen als 2009, kommentierte Johann
Strobl, Chief Risk Officer der RBI, die Entwicklung. Unsere NPL-Quote, also der Anteil notleidender Kredite am
Kreditportfolio, liegt zum Ende des Berichtsjahres bei 9,0 Prozent, wobei sich die Wachstumsrate seit dem Beginn
des zweiten Halbjahres deutlich verlangsamte. In Russland, der Tschechischen Republik, Polen und Rumänien
konnten wir im vierten Quartal sogar einen Rückgang des Bestands an notleidenden Krediten beobachten, ergänzte
Strobl.
Die Neubildungsquote auf Basis der durchschnittlichen Kreditrisikoaktiva fiel ebenfalls signifikant um 123 Basispunkte
auf 1,66 Prozent.
Die NPL-Ratio das ist der Anteil der notleidenden Kredite am Kreditportfolio stieg dagegen um 1,56 Prozentpunkte
auf 9,0 Prozent, im Vorjahr hatte der Anstieg noch 4,5 Prozentpunkte betragen. Am stärksten war der Zuwachs
2010 bei Mittelbetrieben und Privatkunden.
Return on Equity vor Steuern steigt auf 13,7 Prozent
Der Return on Equity (ROE) vor Steuern stieg in erster Linie durch die Reduktion der Kreditrisikovorsorgen
im Jahresvergleich um 4,2 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent. Das der Berechnung zugrunde liegende durchschnittliche
Eigenkapital lag bei 9.400 Millionen und damit um 13 Prozent über dem Vorjahresniveau. Für einen Zuwachs
beim Kapital sorgten die thesaurierten Gewinne sowie das im zweiten Quartal 2009 emittierte Partizipationskapital.
Aufgrund der erwähnten Steuersondereffekte war der Anstieg beim Konzern-ROE bezogen auf das den Aktionären
der RBI zurechenbare Kapital um 5,9 Prozentpunkte auf 13,0 Prozent noch deutlicher.
Verwaltungsaufwendungen um knapp 10 Prozent gestiegen
Nachdem die Verwaltungsaufwendungen im Vorjahr aufgrund von Einsparungsmaßnahmen und Währungseffekten
noch um 14 Prozent gefallen waren, wuchsen sie im Berichtsjahr um 10 Prozent oder 264 Millionen auf 2.980 Millionen.
Im Gegensatz zum Vorjahr trugen 2010 Währungsaufwertungen teilweise zu einem Anstieg der Verwaltungsaufwendungen
bei.
Marktbedingte Änderungen der Gehaltsstrukturen und wieder einsetzende Bonuszahlungen waren für einen
Anstieg des Personalaufwands von 8 Prozent auf 1.453 Millionen verantwortlich.
Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter reduzierte sich im Wesentlichen bedingt durch Personalrückgänge
in der Ukraine, Russland und Rumänien um 6 Prozent oder 3.692 auf 59.188.
Zum Jahresende 2010 beschäftigte die RBI 59.782 Mitarbeiter, was einem Zuwachs von 1,0 Prozent im Vergleich
zum Jahresende 2009 darstellt.
Der Sachaufwand verzeichnete ein Plus von 9 Prozent auf 1.187 Millionen, wofür in erster Linie höhere
IT-Aufwendungen, Aufwendungen für die Fusion mit den Hauptgeschäftsfeldern der RZB sowie solche für
den Start der Direktbank ZUNO verantwortlich waren.
Die höheren Verwaltungsaufwendungen von 2.980 Millionen, deren Zuwachs mit 10 Prozent über dem der
Betriebserträge von 5 Prozent lag, waren ausschlaggebend für den Anstieg der für die Effizienzmessung
von Banken wichtigen Kennzahl Cost/Income Ratio sie setzt die Verwaltungsaufwendungen ins Verhältnis zu
den Betriebserträgen um 2,6 Prozentpunkte auf 55,1 Prozent.
Organischer Rückgang der Bilanzsumme
Mit der rückwirkend dargestellten Fusion der Raiffeisen International mit den Hauptgeschäftsfeldern der
RZB stieg die Bilanzsumme zu Jahresbeginn 2010 um 69,4 Milliarden. Im Jahresabstand nahm sie um 14,5 Milliarden
auf 131,2 Milliarden zum Jahresende ab. Dieser Rückgang war geprägt vom Interbankengeschäft. Aufgrund
der Aufwertung des US-Dollars und der meisten CEE-Währungen erhöhte sich die Bilanzsumme um rund 2,4
Milliarden. Um diese Effekte bereinigt ergab sich eine organische Reduktion der Bilanzsumme von rund 12 Prozent
oder 16,9 Milliarden.
Kernkapitalquote, Kreditrisiko auf 12,2 Prozent erhöht
Durch die Fusion der Raiffeisen International mit den Hauptgeschäftsfeldern der RZB erhöhte sich das
Eigenkapital um 2.325 Millionen, in der Hauptsache bestehend aus dem Partizipationskapital und Gewinnrücklagen.
Im Rahmen der Fusion erfolgte durch die Einbringung auch eine Kapitalerhöhung aus Eigenmitteln, das gezeichnete
Kapital wurde dadurch um 125 Millionen auf 596 Millionen (exklusive eigener Anteile von 593 Millionen) erhöht.
Nach Berücksichtigung der Verschmelzung erhöhte sich das Eigenkapital der RBI inklusive des Kapitals
der nicht beherrschenden Anteile im Jahresvergleich um 12 Prozent oder 1.078 Millionen auf 10.404 Millionen
zum Bilanzstichtag.
Die Kernkapitalquote bezogen auf das Kreditrisiko stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent. Die Kernkapitalquote
bezogen auf das Gesamtrisiko erhöhte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 9,7 Prozent, wobei die Core Tier 1 Ratio
um 0,4 Prozentpunkte auf 8,9 Prozent stieg. Die Eigenmittelquote verringerte sich um 0,2 Prozentpunkte auf 13,3
Prozent.
Geschäftsstellennetz weiter optimiert
Die Anzahl der Geschäftsstellen verringerte sich aufgrund von Standortoptimierungen im Berichtsjahr
um 68 auf 2.961. Darin enthalten sind auch die fünf Filialen der RBI AG. Die Anzahl der Kunden sank durch
die Nicht-Berücksichtigung inaktiver Kunden von 15,1 Millionen zum Jahresultimo 2009 auf rund 14 Millionen
Kunden.
Viertes Quartal 2010: Konzern-Periodenüberschuss im Jahresvergleich verfünffacht
Die RBI erwirtschaftete im vierten Quartal einen Zinsüberschuss (nach Kreditrisikovorsorgen) in Höhe
von 590,2 Millionen, um 74 Prozent über dem Vergleichsquartal des Vorjahrs.
Die Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen betrugen im vierten Quartal 280,7 Millionen, und waren somit um
92,2 Millionen oder 24,7 Prozent niedriger als in der Vergleichsperiode 2009 (Q4 2009: 372,9 Millionen). Auch
im Vergleich zu den vorhergehenden Quartalen 2010 war ein deutlich geringerer Bedarf an Kreditrisikovorsorgen zu
beobachten. So hatten die Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen im ersten Quartal bei 324,9 Millionen, im
zweiten Quartal bei 282,7 Millionen und im dritten Quartal bei 305,7 Millionen gelegen.
Der Konzern-Periodenüberschuss im vierten Quartal 2010 betrug 304,3 Millionen und lag damit um 437,6 Prozent
über dem Ergebnis des vierten Quartals 2009 (Q4 2009: 56,6 Millionen).
Ausblick 2011
Nach Abflauen der Krise und im Zug der sich nunmehr abzeichnenden gesamtwirtschaftlichen Erholung peilt die RBI
mittelfristig und einschließlich der Akquisition der Polbank einen Return on Equity vor Steuern von 15 bis
20 Prozent an. Hierbei sind künftige Akquisitionen, etwaige Kapitalerhöhungen sowie heute noch nicht
absehbare regulatorische Anforderungen nicht berücksichtigt.
Für 2011 plant die RBI ein merklich höheres Wachstum des Kundenkreditvolumens als im Vorjahr (2010: 4,3
Prozent). Dabei strebt sie regional betrachtet den höchsten absoluten Zuwachs des Kundenkreditvolumens in
CEE an.
Unter Kundengesichtspunkten plant die RBI, dass der Bereich Corporate Customers weiter das Rückgrat des Geschäfts
bilden soll, und der Bereich Retail Customers mittelfristig einen größeren Anteil am Kundenkreditvolumen
des Konzerns einnehmen soll als bisher. Durch den erfolgreichen Abschluss der Akquisition der Polbank wird das
Segment Zentraleuropa gemessen am Kundenkreditvolumen weiter an Bedeutung gewinnen.
Betreffend das Kreditrisiko rechnet die RBI mittelfristig mit einem weiteren Rückgang der Neubildungsquote
(Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen im Verhältnis zu den durchschnittlichen Kreditrisikoaktiva). Auf
Basis der derzeitigen Markteinschätzung wird davon ausgegangen, dass die Non-performing Loan Ratio (Anteil
der notleidenden Kredite am Kundenkreditbestand) auf Konzernebene im zweiten Halbjahr 2011 ihren höchsten
Stand erreichen wird.
Die Bankenabgaben in Österreich und Ungarn werden im Jahr 2011 voraussichtlich zu einer Ergebnisbelastung
von rund 130 Millionen (davon rund 90 Millionen für Österreich und rund 40 Millionen für Ungarn)
führen.
Die RBI plant 2011 ein kapitalmarktbezogenes langfristiges Wholesale-Funding-Volumen von rund 6,5 Milliarden,
wovon bis Anfang März bereits 2,3 Milliarden erfolgreich platziert wurden.
Die Anzahl der Geschäftsstellen soll für den Konzern im Jahr 2011 etwa stabil bleiben, wobei es aber
in einzelnen Ländern weiterhin zu Optimierungen des Geschäftsstellennetzwerks kommen kann.
Alle angeführten Zahlen gemäß International Financial Reporting Standards (IFRS). Die Raiffeisen
Bank International AG (RBI) nahm ihre Geschäftstätigkeit offiziell im vergangenen Oktober auf, die Gründung
der neuen Bank ist allerdings rückwirkend mit 1. Jänner 2010 gültig. Bis auf die Jahresendzahlen
2010 werden die Zahlen auf Pro-forma-Basis veröffentlicht. |