Schieder: Mit Gedenktafel Opfern des nationalsozialistischen Terrors in der Finanzverwaltung nötige
Ehre erweisen – Wolfgang Fritz erforscht Geschichte der Opfer und Täter
Wien (bmf) – "Die große Masse hat mitgemacht, wie eben alle mitgemacht haben". Das
ist die traurige Erkenntnis am Ende der spannenden, bedrückenden und durch ihre Nüchternheit und Faktenbasiertheit
besonders erschütternden Ausführungen in Wolfgang Fritz Dissertation "Fortschritt und Barbarei –
Österreichs Finanzverwaltung im Dritten Reich", so Finanzstaatssekretär Andreas Schieder am Abend
des 06.04. bei der Präsentation des Buches im Rahmen des Forum Finanz. Schieder, der sich ausdrücklich
bei Fritz für seine Initiative in der Aufarbeitung der Rolle der österreichischen Finanzverwaltung in
dieser Zeit bedankte. "Gleichzeitig ist es traurig, dass es privates Engagement braucht, um diese Frage anzugehen",
sagte Schieder, der ankündigte, dass er sich dafür einsetzen werde, dass im Finanzministerium in der
Himmelpfortgasse den Opfern des nationalsozialistischen Terrors aus den Reihen der Finanzverwaltung mit einer Gedenktafel
die entsprechende Ehre erwiesen werde.
"Die Aufarbeitung der Vorgänge, das Benennen der Opfer und die Darstellung ihrer Geschichte vereitelt
die besondere Perfidie des Verbrecherregimes. Dem Plan der Nationalsozialisten, die Menschen aus ihrem Leben zu
reißen, sie zu vernichten und sie dem Vergessen anheim fallen zu lassen, sie also auszulöschen, können
wir so heute noch durchkreuzen. In dem wir uns erinnern." Es seien Kolleginnen und Kollegen aller Ebenen gewesen,
die im Zuge der Zusammenführung zweier Finanzverwaltungen und unter den politischen Bedingungen des Faschismus,
vom Dienst freigestellt, zwangspensioniert und entlassen wurden. "Es waren politische, religiöse und
rassische Gründe, die dazu geführt haben, dass zwischen 1938 und 1945 Menschen, Arbeitskollegen einfach
verschwunden sind. Vom jüdischen Präsidenten der Finanzprokuratur, Dr. Rudolf Löw, der sein Leben
wohl im KZ Theresienstadt lassen musste, bis hin zu Angestellten in Finanzämtern, wie Anton Peterka, der wegen
"kommunistischer Umtriebe" – der Forderung nach Frieden und Unabhängigkeit Österreichs – hingerichtet
wurde", führte Schieder aus.
So wie es richtig sei, sich mit der Frage auseinander zu setzen, wie dies damals möglich war, gelte es auch,
sich mit der Frage zu beschäftigen: "Warum haben wir so lange gebraucht, um zu fragen: Was ist aus unseren
Kollegen geworden? Wer waren die Opfer und wer waren die Täter?"
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, habe er sich, so Schieder, bereits beim Generalsekretär des Finanzministeriums
dafür eingesetzt, dass neben der Gedenktafel, von Seiten des Finanzministeriums weitergehende Aufarbeitung
unterstützt wird und dass es auf der Homepage des BMF eine Geschichte des Finanzministeriums geben soll. |