Wien (kunstnet) - Im Rahmen seines Schwerpunktprogramms Designgeschichte zeigt das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse
der Bawag PSK vom 17. Mai bis 30. Juli 2011 die Ausstellung "Hagenauer. Wiener Moderne und Neue Sachlichkeit".
Zu sehen sind rund 200 Exponate aus mehreren Privatsammlungen, anhand derer die Vielfalt der in den Werkstätten
Hagenauer (1898–1987) vorwiegend in Metall, aber auch aus Holz ausgeführten Gegenstände nachvollziehbar
und erstmals seit 40 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Der Schwerpunkt der Präsentation
liegt einerseits auf Kunstgewerblichem und Designobjekten, deren Entwürfe bis in die 1920er Jahre zurückreichen,
und andererseits auf den bildhauerischen Arbeiten Franz Hagenauers bis in die 1980er Jahre. Es ist eine längst
überfällige Ausstellung, die die anhaltende Wertschätzung des internationalen Kunstmarkts für
die in den Werkstätten Hagenauer ausgeführten Objekte illustriert.
Die erste und bislang einzige museale Präsentation fand 1971 im MAK Österreichisches Museum für
angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien statt und zeigte den damals noch in der Familie bzw. im Unternehmen Hagenauer
vorhandenen Bestand. Im Anschluss an die Schließung des Betriebes wurden diese kunsthandwerklichen Dokumente
in alle Winde verstreut. Selbst Museen im In- und Ausland verfügen nur vereinzelt über Objekte der Werkstätten
Hagenauer in ihrem Sammlungsbestand (u.a. MAK Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst,
Wien; Belvedere, Wien; Leopold Museum, Wien; Wien Museum; The Jewish Museum und MoMA Museum of Modern Art, New
York; MFAH The Museum of Fine Arts, Houston). Der überwiegende Teil der vielseitigen und stilistisch so innovativen
Beispiele österreichischer Designgeschichte haben sich in Privatsammlungen erhalten – in weitgehend anonymen,
aber auch in solchen von Andy Warhol oder Barbara Streisand.
Erste umfassnde wissenschaftliche Aufarbeitung der Werkstätten Hagenauer
Auf dem internationalen Kunstmarkt erfreuen sich diese Objekte ungeachtet der bislang fehlenden wissenschaftlichen
Aufarbeitung seit Jahrzehnten anhaltender Beliebtheit. Der anlässlich der Ausstellung erscheinende Katalog
ist sowohl begleitend als auch ergänzend konzipiert und erfüllt damit zugleich den seitens der weltweit
verstreuten Sammlerriege seit Jahren deponierten Bedarf an einer Publikation zum Thema.
Zu den größten Hürden zählte dabei das Fehlen eines klassischen Firmenarchivs, das über
Modell- und Auftragsbücher oder andere Originaldokumente einen detaillierten chronologischen Überblick
ermöglicht hätte. Anhand des Bildarchivs von Edwin Babsek, eines von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre
von Hagenauer beauftragten Fotografen (Courtesy Patrick Kovacs), gelang es jetzt, Segmente der kunstgewerblichen
Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg zu bearbeiten. Der sensible Bereich der Objekt-Datierungen hält hier
selbst für Hagenauer-Kenner Überraschungen bereit. In Kombination mit weiterführenden Recherchen
und auch in Zusammenarbeit mit den Leihgebern konnte die Geschichte der Werkstätte(n) Hagenauer nun im Wesentlichen
rekonstruiert werden.
Carl Hagenauer (1872–1928): Gtündung der Werkstätte Hagenauer
Sie beginnt mit der Gründung durch Carl Hagenauer 1898 – am Höhepunkt der kunstgewerblichen Metallverarbeitung,
als sich allein im Raum Wien mehr als 230 Fabriken und Werkstätten mit einer Jahresproduktion im Wert von
1,5 Millionen Gulden (Gegenwert mehr als 17 Millionen Euro) angesiedelt hatten.
Zunächst erzeugt Carl Hagenauer (1872–1928) nach eigenen und fremden Entwürfen jene klassischen Wiener
Bronzewaren, die sich an den Vorbildern der Antike oder Alter Meister orientierten. Zeitgleich gewannen die modernen
Tendenzen des Jugendstils an Einfluss. Mit fließenden Linien und einer weichen natürlichen Formgebung
übernahm der als Gold- und Silberschmied, Ziseleur und Gürtler ausgebildete Jungunternehmer die charakteristischen
Elemente. Innerhalb kürzester Zeit avancierte Hagenauer zu einem vielfach ausgezeichneten und führenden
Vertreter des metallverarbeitenden Kunstgewerbes der Wiener Moderne.
Mit dem ersten Weltkrieg folgte eine Zäsur, die sowohl auf die Problematik der Materialbeschaffung als auch
auf die wirtschaftliche Situation der bürgerlichen Käuferschicht zurückzuführen war. Neben
Einzelanfertigungen gewannen industriell hergestellte Produkte massiv an Bedeutung. Hagenauer bediente beide Segmente:
Mit aus Metall getriebenen Schalen, Vasen, Dosen und Figuren einerseits sowie gegossenen und anschließend
in Handarbeit endgefertigten Zier- und Gebrauchsgegenständen andererseits.
Ort WAGNER:WERK Museum Postsparkasse
der BAWAG P.S.K.
Großer Kassensaal
Georg Coch-Platz 2, 1018 Wien
Ausstellungsdauer 17. Mai bis 30. Juli 2011
Öffnungszeiten
Mo – Fr 9 – 17 Uhr, Sa 10 – 17 Uhr,
So geschlossen
Geschlossen am Ostermontag, 25. April 2011 und
Pfingstmontag, 13. Juni 2011
Geöffnet Christi Himmelfahrt, 02. Juni 2011 und
Fronleichnam, 23. Juni 2011 |