Arbeitsgespräch im Wirtschaftsministerium zu den Themen Energiepolitik, Arbeitsmarktöffnung
und Ausbau der Handelsbeziehungen
Wien (bmwfj) - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat am Abend des 04.04. in Wien seinen slowakischen
Amtskollegen Juraj Miskov zu einem Arbeitsgespräch getroffen. Die wichtigsten Themen waren Wirtschafts- und
Standortfragen, die Arbeitsmarktöffnung am 1. Mai sowie die Energiepolitik der beiden Länder. "Die
Slowakei ist historisch, geographisch und wirtschaftlich bedingt ein wichtiger Partner für Österreich.
Auf dieser Basis sollten wir nicht nur die Chancen, sondern auch die Herausforderungen in den bilateralen Beziehungen
sachlich und konstruktiv angehen", sagte Mitterlehner beim Treffen.
Mitterlehner bekräftigte im Gespräch insbesondere die Ablehnung der Atomenergie durch Österreich
und verwies auf den notwendigen Ausbau Erneuerbarer Energieträger. "Die Risikotechnologie Atomkraft darf
künftig keine Rolle mehr spielen. Daher will Österreich unabhängig von Atomstrom werden und den
Anteil des Ökostroms aus Wind, Wasser, Photovoltaik, Biomasse und Biogas deutlich erhöhen", so Mitterlehner.
Gleichzeitig begrüßte Mitterlehner, dass sich die Slowakei auf europäischer Ebene für AKW-Stresstests
ausgesprochen hat. "Verbindliche und objektive Stresstests sind ein wichtiger erster Schritt. Unabhängig
davon sehen wir die Kraftwerke in Mohovce und Bohunice weiterhin sehr kritisch und hoffen, dass angesichts der
Folgen der Atomkatastrophe in Japan auch in der Slowakei ein Umdenken einsetzt", sagte Mitterlehner.
Ebenfalls diskutiert wurde der kommende Wegfall der Arbeitsmarkt-Übergangsbestimmungen für alle im Jahr
2004 der EU beigetretenen Länder. "Die Chancen überwiegen. Durch die intensiveren Beziehungen wird
Österreichs Drehscheiben-Funktion in Richtung Zentral- und Osteuropa an Bedeutung gewinnen", so Mitterlehner.
Gleichzeitig gehe es darum, gewisse Standards im Lohnbereich zu gewährleisten. "Mit dem Lohn- und Sozialdumping-Gesetz
wollen wir einen fairen Wettbewerb zwischen den Unternehmen ermöglichen, indem wir die Gleichbehandlung der
in Österreich beschäftigten Mitarbeiter sicherstellen. Österreich agiert hier im Einklang mit den
europäischen Verträgen", so Mitterlehner im Gespräch mit Wirtschaftsminister Miskov. Mit dem
von Sozialministerium erarbeiteten Gesetz werde beispielsweise die EU-Entsende-Richtlinie effizienter umgesetzt,
wonach jeder Mitgliedsstaat die in seinem Hoheitsgebiet geltenden Beschäftigungsbedingungen auch für
entsandte Mitarbeiter garantieren muss. Die von der Slowakei zuletzt kritisierte Pflicht zur Bereithaltung der
Lohnunterlagen in deutscher Sprache wurde in einem anderen Fall bereits vom Europäischen Gerichtshof als zulässig
anerkannt.
Positiv entwickelt haben sich zuletzt die Wirtschaftsbeziehungen. Die Exporte sind allein im Vorjahr um 21,9 Prozent
auf 2,28 Milliarden Euro gestiegen, die Importe um 34,8 Prozent auf 2,63 Milliarden Euro. Auf Basis dieser Zahlen
ist die Slowakei erstmals unter die zehn wichtigsten Handelspartner Österreichs aufgestiegen. Heimische Unternehmen
haben aktuell über 1.600 Niederlassungen im Nachbarland und dort bisher rund 4,5 Milliarden Euro investiert.
Große Zukunftschancen sieht Mitterlehner neben dem Automobilzuliefer- und Infrastrukturbereich vor allem
bei Erneuerbaren Energien. "Durch ihr Know-how und ihre Technologien können unsere Unternehmen hier Lösungen
anbieten, von denen auch die Slowakei nachhaltig profitieren kann. Öko-Innovationen sind ein Schlüsselfaktor
für mehr Wachstum und Arbeitsplätze", so Mitterlehner. Neue Kooperationschancen gebe es zudem im
Rahmen der EU-Donauraumstrategie. |