Bank Austria Konjunkturindikator im März noch höher als im Vormonat – Krisenherde und
Risiken tun Stimmung in Österreichs Wirtschaft keinen Abbruch
Wien (ba) - Der heimische Konjunkturmotor läuft weiter mit hoher Drehzahl. „Der Bank Austria
Konjunktur-indikator hat sich im März sogar um einen Tick gegenüber dem Vormonat erhöht. Er hält
mit einem Wert von 3,7 seit mittlerweile einem halben Jahr das hohe Niveau, das letztmalig im Herbst 2007 erreicht
worden war“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Trotz störender Nebengeräusche aus
Nordafrika, Japan und der EU-Peripherie bleibt Österreich auf kräftigem Wachstumskurs und bekommt dabei
immer breitere Unterstützung von der Binnenwirtschaft.
„Gegen die in den vergangenen Wochen rasant zugenommen Unsicherheiten bzw. Risiken ist die laufende Konjunkturerholung
erstaunlich resistent. Das widerspiegelt sich in einer anhaltend guten Stimmung sowohl unter den Verbrauchern als
auch im Produktionssektor“, meint Bruckbauer. Der Optimismus der österreichischen Konsumenten hat Ende des
ersten Quartals wieder zugenommen, da die guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt nicht abreißen. Das Vertrauen
der heimischen Unternehmer auf eine einträgliche Geschäftsentwicklung liegt nur knapp unter dem 3-Jahreshoch
zu Beginn 2011, zumal das günstige internationale Umfeld unterstützt. Angesichts der vorteilhaften Auftragslage
und wachsender Auftragspolster hat im März die Zuversicht in der europäischen Industrie sogar deutlich
zugenommen. Der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator ist angesichts der anhaltend
günstigen Stimmung in Deutschland und einer verbesserter Einschätzung der Geschäftslage in anderen
Hauptmärkten, wie Frankreich und Italien, auf den höchsten Wert seit über 3 ½ Jahre gestiegen.
Die vorherrschende Hochstimmung und die bislang vorliegenden Frühindikatoren machen klar, dass die österreichische
Wirtschaft einen fulminanten Start ins Jahr 2011 hingelegt hat. „Wir gehen für das erste Quartal 2011 von
einem kräftigen Anstieg des BIP um 0,9 Prozent zum Vorquartal aus. Erstmals seit der Krise lag das Wachstum
im Jahresvergleich klar über der 3 Prozent Marke“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Vor allem
die Exportwirtschaft trieb den Konjunkturmotor zu Jahresbeginn an. Darüber hinaus trug auch die Binnenwirtschaft
ein gutes Stück zur hohen Drehzahl bei. „Während sich der private Konsum trotz höherer Inflation
als stabile Wachstumskomponente bewiesen haben dürfte, hat vor allem die Investitionsneigung im ersten Quartal
2011 kräftig angezogen. Die heimischen Unternehmer holen angesichts der kontinuierlich steigenden Auslastung
nun jene Investitionen nach, die im vorsichtigen Erholungsbeginn noch auf der Strecke geblieben sind“, meint Pudschedl.
Der Aufschwung hat sich in den ersten Monaten des laufenden Jahres auf breiterer Basis als im Vorjahr fortgesetzt
und wird nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria auch im weiteren Jahresverlauf auf einem ausgewogenen
Fundament stehen. „Der Höhepunkt der Wachstumsdynamik ist mit dem starken ersten Quartal 2011 voraussichtlich
jedoch überschritten. Mit Zuwächsen um 0,3 bis 0,4 Prozent zum Vorquartal bleibt die österreichische
Wirtschaft aber übers gesamte Jahr 2011 in Schwung“, sagt Bruckbauer. Die Exporte werden das Wachstum weiterhin
tragen, wenn auch der starke Euro den Aufwärtstrend etwas beruhigen sollte. Dafür springt die Binnenkonjunktur
stärker in die Bresche. Der vorhandene Nachholbedarf lässt für 2011 insgesamt einen Anstieg der
Ausrüstungsinvestitionen von über 7 Prozent erwarten. Die Aussichten für den privaten Konsum haben
sich angesichts der anhaltend günstigen Arbeitsmarkttrends leicht verbessert. Dank dem starken Beschäftigungsplus
können die höhere Inflation und die budgetären Einsparungen den Aufwärtstrend des Konsums nicht
bremsen. „Wir haben unsere Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2011 sogar um einen halben Prozentpunkt
auf 2,8 Prozent angehoben, denn die internationale Konjunktur hält den vorhandenen Risiken weitgehend Stand
und die Binnenwirtschaft gewinnt an Tempo“, so Bruckbauer.
Die Wachstumsprognose für das kommende Jahr haben die Ökonomen der Bank Austria dagegen zurückgenommen.
„Das kommende Jahr wird ein deutlich geringeres durchschnittliches Wachstum als 2011 bringen, ohne dass die Erholung
jedoch zum Erliegen kommen wird. Wir gehen von einem BIP-Anstieg um 1,8 Prozent für 2012 aus“, so Bruckbauer.
Steigende Rohstoffpreise, steigende Zinsen
Die Gründe für den ruhigeren Konjunkturauftrieb des kommenden Jahres sind neben dem weltweit
restriktiveren fiskalpolitischen Kurs zudem in der bereits angelaufenen Verschärfung der Geldpolitik zu finden.
Die Europäische Zentralbank wird nach der Anhebung des Leitzinssatzes im April im laufenden Jahr neben der
Rückführung der Liquidität noch weitere Zinsschritte nach oben setzen. Damit wird dem aufkommenden
Preisdruck entgegengesetzt, der Gefahr läuft, die bislang stabilen Inflationserwartungen aufzuweichen. „Zum
Jahresende 2011 erwarten wir den Leitzins bei zumindest 1,75 Prozent. 2012 könnten noch weitere 100 Basispunkte
dazukommen“, meint Bruckbauer. Nach dem Anstieg der Inflation auf 3 Prozent sorgen die hohen Rohstoffpreise dafür,
dass die Teuerung auch im weiteren Jahresverlauf kaum unter 3 Prozent fallen wird. „2011 wird Österreich zum
zweiten Mal seit der Euroeinführung eine Jahresinflation von über 3 Prozent erleben. 2012 sollte die
Inflation jedoch wieder spürbar unter der Grenze von 3 Prozent, wenn auch weiterhin über 2 Prozent liegen",
so Bruckbauer. Eine ernsthafte Gefahr für den Wirtschaftsaufschwung ergibt sich aus dem zu erwartenden Inflationstrend
nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria jedoch nicht. Allerdings wird 2012 der Mix aus europa- bzw. sogar
weltweiter restriktiverer Wirtschaftspolitik, starkem Euro, hohen Rohstoffpreisen und der Umbau der Finanzmärkte
ein ungünstigeres Umfeld für die Finanzmärkte bilden als 2011. |