Patente: Starker Zuwachs österreichischer Anmeldungen   

erstellt am
20. 04. 11

Patentanmeldungen haben nach der Krise Höchststand erreicht!
Wien (patentamt) - Die steigende Zahl der Erfindungsanmeldungen im Jahr 2010 spiegelt die Stabilität der österreichischen Wirtschaftslage und die ungebrochene heimische Innovationsfreude wider: Beim Österreichischen Patentamt wurden vergangenes Jahr 3.560 Patente und Gebrauchsmuster angemeldet. Das ist ein Plus von mehr als zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. 3.102 dieser Erfindungen kamen von Österreicher/innen - eine Steigerung um 4,1 Prozent. Besonders bei den heimischen Erfindungen zeichnet sich der Trend zum „echten" Patent (im Gegensatz zum Gebrauchsmuster) ab: Österreichische Unternehmer/innen haben 2.424 Patente angemeldet - gleich um 7,1 Prozent mehr als 2009.

Der Präsident des Österreichischen Patentamtes, Friedrich Rödler über den aktuellen Trend:
„Der österreichische Innovationsmotor läuft wieder. Es freut mich, dass österreichische Unternehmen wieder verstärkt auf echte Patente setzen. Innovationen sind die Voraussetzung für künftigen wirtschaftlichen Erfolg."

Internationale Patentanmeldungen
Trotz dieser für Österreich erfreulichen Zahlen, sieht Präsident Rödler den Wirtschaftsraum Europa im internationalen Wettbewerb zunehmend gefordert. Das beweisen die Zahlen der internationalen Patentanmeldungen (PCT): Diese sind laut den vorläufigen Daten der WIPO (World Intellectual Property Organization), der Weltorganisation für geistiges Eigentum, nach der Wirtschaftskrise wieder im Steigen begriffen. Das Wachstum ist aber ungleich verteilt: Während für die Vereinigten Staaten und die meisten Länder im europäischen Raum - unter den wenigen positiven Ausnahmen sind Österreich und Deutschland - von der WIPO rückläufige Zahlen gemeldet werden, verzeichnet Ostasien einen regelrechten Patent-Boom. Unangefochten an der Spitze steht China mit einem Plus von 56,2 Prozent, Korea weist einen Zuwachs von 20,5 Prozent auf und Japan verzeichnete 2010 auch einen Zuwachs von 7,9 Prozent.

PCT Anmeldungen 2010
Patentamts-Präsident Rödler sieht daher Europa gefordert. „Das rasante Ansteigen der Patentanmeldungen aus Asien zeigt deutlich, dass sich die westlichen Industriestaaten anstrengen müssen. Daher unterstützt das Österreichische Patentamt das EU-Patent, um die Absatzmärkte der heimischen und der europäischen Wirtschaft abzusichern und Produktpiraterie einzudämmen", sagt Rödler.

Das derzeitige europäische Patentsystem ist vor allem aufgrund der Übersetzungsanforderung zu kostspielig und zu kompliziert, vor allem für KMU. Durchschnittlich ließen Innovatoren ihre europäischen Patente wegen der hohen Kosten nur in zumeist fünf der 27 EU-Staaten schützen.

Forcierung des EU-Patents
Die EU (mit Ausnahme von Spanien und Italien) hat sich im März 2011 durch das Instrument der verstärkten Zusammenarbeit für ein einheitliches EU-Patent für die teilnehmenden Staaten ausgesprochen (d.h. 25 von 27 EU-Staaten). Eckpunkte dabei sind: Ein einheitlicher Patentschutz und eine Reduktion auf drei Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch), woraus sich ein Wegfall der Übersetzungen in die jeweiligen Landessprachen ergeben wird. Parallel dazu wird die Einrichtung eines europäischen Patentgerichtshofes angestrebt.

Laut einer Studie der Europäischen Kommission entgehen der europäischen Wirtschaft durch das Fehlen einheitlicher Regelungen bisher jährlich bis zu 800 Millionen Euro. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ist der finanzielle Aufwand für europaweiten bzw. internationalen Patentschutz zu hoch. Ein in nur 13 Ländern validiertes europäisches Patent kostet bis jetzt durchschnittlich 18.000 Euro, wovon allein 10.000 Euro auf Übersetzungskosten entfallen. Für den gesamten EU-Raum muss man mit 22.000 bis 26.000 Euro rechnen. Das ist mehr als das Zehnfache (!) dessen, was für ein japanisches Patent oder für Patentschutz in den USA (1.850 Euro) bezahlt werden muss. Das neue EU-Patent käme mit etwa 6.200 Euro vergleichsweise günstig. (Quelle: EU-Kommission)

Präsident Rödler forciert jedenfalls eine EU-weite Lösung: „Das EU-Patent bringt einen effizienteren Erfindungsschutz. Durch die enorme Kostenersparnis können Erfinder/innen ihre Patente in wesentlich mehr Staaten anmelden, die Verfahren werden einfacher und wirtschaftsfreundlicher, vor allem KMU erhalten einen enormen Wettbewerbsvorteil".
     
Informationen: http://www.patentamt.at    
     
zurück