"Österreich war 2010 größter ausländischer Investor" - Für
"sachorientierte EU-Verhandlungen"
Wien (hofburg/apa) - Den derzeitigen Beziehungen zwischen der Türkei und Österreich könne
man "ein sehr gutes Zeugnis ausstellen". Das erklärte Bundespräsident Heinz Fischer im Vorfeld
des Besuchs des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül ab 02.05. in einem Interview mit der Zeitung
"Zaman Österreich". Fischer betonte, seit seinem Türkei-Besuch im Mai 2008 hätten sich
die Beziehungen in verschiedenen Punkten positiv weiterentwickelt. Das gelte ganz besonders für die wirtschaftliche
Zusammenarbeit. Es habe auch für die gleichzeitige Mitgliedschaft Österreichs und der Türkei im
UN-Sicherheitsrat gegolten, und es gelte auch für die Zusammenarbeit bei einer Vielzahl von kulturellen Projekten.
Österreich sei im Jahr 2010 der größte ausländische Investor in der Türkei gewesen, so
der Bundespräsident. "Das Volumen unseres Außenhandels hat im Jahr 2010 die Eine-Milliarde-Euro-Grenze
überschritten. Insgesamt sind in der Türkei mehrere hundert österreichische Firmen tätig, und
für den Staatsbesuch von Präsident Gül in Österreich ist ein großes Wirtschaftsforum
in Wien vorbereitet".
Die Türken in Österreich trügen zur wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes bei, erklärte
Fischer weiter. "Sie tun sich leichter, wenn sie unsere Sprache sprechen und verstehen. Ich unterstütze
daher die Bemühungen um die Verbesserung der Sprachkenntnisse der türkischen Community in Österreich."
Er werde die Gelegenheit des Besuches aber auch nutzen, "um einige deutliche Worte dazu zu sagen, dass ich
jeden Fremdenhass und jedes Vorurteil gegen Menschen, deren Wiege nicht in Österreich gestanden ist, ablehne;
dass das Prinzip der Religionsfreiheit für alle in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen gilt, und
dazu zählt auch der Islam", unterstrich der Bundespräsident.
Bezüglich der türkischen EU-Ambitionen erinnerte Fischer daran, dass unter österreichischem EU-Vorsitz
das bisher einzige Verhandlungskapitel zwischen der EU und der Türkei positiv abgeschlossen worden sei. "Es
ist aber nicht zu leugnen, dass es sich um schwierige und vermutlich länger dauernde Verhandlungen handelt".
Die Türkei sei ein Land mit mehr als 70 Mio. Einwohnern, daher werde in der Europäischen Union besonders
kritisch beobachtet, "ob dieses große Land in vollem Umfang für den EU-Beitritt reif ist"
und ob andererseits die EU für die Aufnahme eines so großen Landes reif sei. "Ich wage daher keine
Prognose zum Thema EU-Beitritt der Türkei, aber ich trete dafür ein, dass die Verhandlungen sachorientiert
und mit offenen Karten geführt werden", erklärte der Bundespräsident. |