Deutlicher Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex im April bedingt durch nachlassende
Auftragsdynamik
Wien (ba) - Nach dem fulminanten Start ins Jahr 2011 hat die österreichische Industrie mittlerweile
an Schwung eingebüßt. „Der spürbare Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex im April
auf 57 Punkte verdeutlicht, dass die heimischen Industriebetriebe mit Beginn des zweiten Quartals weniger dynamisch
expandierten als Anfang des Jahres. In den vergangenen drei Monaten hatte der Indikator mit Werten über der
60er Marke noch ein außergewöhnlich hohes Wachstum im Sektor angezeigt“, sagt Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer. In allen Teilbereichen der monatlichen Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern vom April,
die von Markit Economics im Auftrag der Bank Austria durchgeführt wurde, fiel das Ergebnis schwächer
aus als im Vormonat. „Deutlich zurückhaltenderes Wachstum der Neuaufträge, insbesondere aus dem Ausland,
geringere Dynamik bei der Entwicklung der Auftragsbestände, der Einkaufsmengen und letztlich der Produktion
kennzeichnen die aktuelle Lage. Die fortgesetzte Belastung durch die aktuellen Preistrends treffen die heimischen
Unternehmen noch stärker“, so Bruckbauer.
Das Nachlassen der Dynamik im Neugeschäft, welches bereits im Vormonat einsetzte, hat sich im April noch verstärkt.
Die Auftragsbestände nehmen damit weniger rasch zu, dennoch hält der Aufwärtstrend weiter an. „Sowohl
aus dem In- als auch aus dem Ausland ließ die Nachfrage spürbar nach. Die österreichischen Industriebetriebe
reagierten mit einer Drosselung der Produktionsausweitung zu Beginn des zweiten Quartals 2011“, nennt Bruckbauer
den wichtigsten Faktor für den Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex im April. Der Teilindex
für die Produktionsleistung ist nunmehr von 61,2 Punkten im März auf 57,5 Punkte im April gesunken. Damit
befindet er sich jedoch immer noch auf dem durchaus zufriedenstellenden Niveau vom Dezember des Vorjahres.
Während die Indikatoren der Umfrage auf eine spürbare Verlangsamung des bislang außergewöhnlich
hohen Wachstumstempos in der österreichischen Industrie hinweisen, verliert der Beschäftigungsaufbau
im Sektor noch kaum an Dynamik. „Angesichts der in den vergangenen Monaten kräftig ausgeweiteten Produktion
ist der Auslastungsgrad in der heimischen Industrie mittlerweile deutlich über dem langjährigen Durchschnitt
und erfordert eine weitere Anpassung der Personalkapazitäten. Damit wird die Industrie 2011 die weitere Entspannung
der Lage am österreichischen Arbeitsmarkt ganz entscheidend prägen und wesentlich für den Rückgang
der Arbeitslosenquote von 6,9 Prozent im Vorjahr auf durchschnittlich 6,6 Prozent im Gesamtjahr 2011 verantwortlich
sein“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. In den besonders stark industrieorientierten Bundesländern,
wie Oberösterreich und Vorarlberg, wird die Arbeitslosenquote 2011 deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt
liegen.
Nach der leichten Entlastung im Vormonat haben sich die Preistrends im April wieder zulasten der heimischen Produktionsbetriebe
entwickelt. „Die Einkaufspreise stiegen im April wegen des Aufwärtstrends der Rohstoffpreise weiter stark
an, wenn auch mit geringerem Tempo als bisher. Gleichzeitig gelang es den Erzeugern im harten Wettbewerb nicht
mehr so gut, die gestiegenen Kosten in den Verkaufspreisen unterzubringen. Damit hat sich die Ertragssituation
im April im Durchschnitt wieder etwas angespannt“, so Pudschedl. Angesichts der weiter steigenden Nachfrage nach
Rohstoffen und der anhaltenden Verunsicherung – unter anderem infolge der Krisenherde in Nordafrika – ist kein
spürbarer Rückgang der Rohstoffpreise in Sicht.
Der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex macht deutlich, dass die österreichische Industrie nach dem
sehr erfolgreichen Start ins Jahr 2011 nunmehr die dynamischste Wachstumsphase hinter sich gelassen haben dürfte.
Die Umfragewerte aller Teilbereiche zeigen nach unten. Das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und
den Lagerbeständen hat sich im April spürbar verschlechtert. Mit nur noch knapp über 1 ist der Faktor
auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2009 angelangt, als nach dem Produktionseinbruch im Sektor infolge der globalen
Konjunkturschwäche die Trendwende erfolgte. Dieser bisher äußerst verlässliche Indikator für
die Industrieentwicklung in den kommenden drei bis sechs Monaten unterstreicht, dass die heimische Industrie nunmehr
in deutlich ruhigeres Fahrwasser eintritt, aber weiterhin recht kräftig expandiert. „Nach dem geschätzten
Produktionsanstieg im zweistelligen Bereich im ersten Quartal 2011 gehen wir für das Gesamtjahr weiterhin
von einem Plus im Sektor um 6 Prozent aus. Damit wird die Industrie auch 2011 der wichtigste Träger der Fortsetzung
der gesamtwirtschaftlichen Erholung und ganz entscheidend für den Anstieg des Bruttoinlands-produkts im Jahr
2011 um 2,8 Prozent verantwortlich sein“, so Bruckbauer. Trotz der in den vergangenen Wochen spürbar gestiegenen
Wachstumsrisiken bleibt die österreichische Wirtschaft dank der Stärke der international konkurrenzfähigen
Industrie konsequent auf dem Erholungspfad. |