Elfie Semotan / Kurt Kocherscheidt co Bruno Gironcoli   

erstellt am
26. 04. 11

Ausstellungsauftakt 2011 im Gironcoli Museum beim Gartenschloss Herberstein – 14. Mai bis 24. Juni 2011
Herberstein (gironcoli-museum) - Vor einem Jahr verstarb Bruno Gironcoli, er war so etwas wie der "Eisberg der österreichischen Kunstszene" (Wolfgang Drechsler). Im Gedenken an diesen großen bildenden Künstler unserer Zeit eröffnet der Verein der Freunde des Gironcoli Museums die heurige Kunstsaison mit einer Werkschau der Fotografin Elfie Semotan, bei der neben herausragenden Aufnahmen von Bruno Gironcoli auch neun Ölbilder ihres verstorbenen Mannes Kurt (Kappa) Kocherscheidt gezeigt werden.

Elfie Semotan, geboren in Oberösterreich, Mutter zweier erwachsener Söhne, die beide ein wenig in ihre Fußstapfen getreten sind -der eine ist Fotograf, am liebsten unter Wasser, der andere studiert Industrial Design - wurde in der Modeszene groß. Sie begann als Absolventin der Modeschule Hetzendorf, wechselte in Ermangelung geeigneter Auftäge nach Paris, wo sie zuerst als Fotomodell arbeitete, dann aber bald hinter die Kamera wechselte.

Ihre Fotos erscheinen in so bekannten Modejournalen wie "Vogue", "Elle", "Esquire" und "Marie Claire"

Legendär war ihre Palmers-Unterwäsche-Serie "Trau dich doch" Ende der 1970er Jahre. Sie war mit Kurt Koherscheidt und Martin Kippenberger verheiratet, die beide früh verstarben. Heute lebt sie in New York, Wien und im südlichen Burgenland und hat in den letzten Jahren nach eigenen Worten "große Lust bekommen", ihre Arbeiten auch in Ausstellungen zu reflektieren und zu präsentieren. "Eine Ausstellung soll sowohl bereits bei der Auswahl als auch in der Inszenierung meine individuelle Handschrift tragen. Hängt man die Fotos einfach in eine Reihe, so wird man die Aufmerksamkeit des Besuchers nicht für sich gewinnen. Es ist wichtig, auch auf den Ausstellungsraum zu reagieren, er muss gemeinsam mit den Arbeiten als Gesamtheit lesbar sein." (Elfie Semotan) Genau das ist ihr im Gironcoli Museum auf eindrückliche Weise gelungen. Die sehr großen Schwarz-Weiß- Polaroids, die weder gerahmt noch aufgezogen sind, vermitteln eine Realität, anders als die fertigen, glatt lasierten Skulpturen. Sie zeigen Details aus dem Arbeitsumfeld der letzten Monate Gironcolis in der Akademie. Seine Ateliers waren gefüllt mit Versatzstücken, die er für die Arbeit an seinen Skulpturen gesammelt hatte. Künstler in ihren Ateliers, in "ihrem natürlichen Umfeld" zu portraitieren, ist für Elfie Semotan nichts Neues. "Nicht die klassische Art der Repräsentation steht dabei im Vordergrund, sondern eine Mischung von spontaner Momentaufnahme und abgestimmter Inszenierung" (Paolo Bianchi). Der Künstler wirkt auf einigen Portraits wie beiläufig in den Raum gestellt oder zufällig dasitzend. Die Fotos wirken wie Stillleben, die mehr die Ausstrahlung, den Charakter der Person zeigen und - wie nebenbei - umfassende Einblicke in die Arbeitswelt des Künstlers geben: "Die Anwesenheit der Fotografin eröffnet für einen Augenblick die Sicht auf den Künstler, auf sein Arbeiten: der Atem des Werkes lässt sich erahnen." (Margit Zuckriegl) Neben ihren eigenen Arbeiten präsentiert Elfie Semotan neun ausgewählte Werke ihres verstorbenen Mannes Kurt (Kappa) Kocherscheidt. "Wir hatten das Interesse für dieselbe Art von Landschaft und uns verband ein ähnliches Gefühl für Formen. Selbst wenn ich scheinbar in der Modefotografie einen anderen Weg ging, so waren mir formal seine Bilder immer eine Selbstverständlichkeit." (Elfie Semotan über Kurt Kocherscheidt, Wien 2006). Kurt Kocherscheidt, 1943 geboren in Klagenfurt, besucht die Akademien der bildenden Künste in Wien und Zagreb. 1968 gründet er zusammen mit fünf weiteren Künstlern die Gruppe "Wirklichkeiten". 1969 bis 1971 lebt Kocherscheidt in London. Hier beginnt er, seine Werke mit "Kappa" zu signieren, was er später nur noch auf ein "K" reduziert. 1973 heiraten Elfie Semotan und er. Sie erwerben einen Bauernhof im Südburgenland, wo Kurt Kocherscheidt sich neben seinem bereits bestehenden Atelier in Wien, einen zweiten Arbeitsplatz einrichtet.

"Seine Bilder sind als leibliche Resonanzen auf die Welt zu verstehen (Bildtitel wie "Brustrauschen" belegen dies). Körpergefühlen und Leiblichkeit werden eine grundlegende Rolle für künstlerische Inspirationen Kocherscheidts zugeschrieben." (Ausstellung "Augenecho", Remagen 2009). 1992 malt er in seinem Wiener Atelier sein letztes Bild. Zwei Tage darauf stirbt er an Herzversagen im Alter von 49 Jahren.

"Die Beendigung eines Bildes ist viel schwieriger als sein Beginn, in Wahrheit unmöglich. Ich verstehe die Entwicklung eines Bildes als Fluss von Bildern, der beinahe beliebig angehalten wird. (...) In dem Augenblick, in dem ein kurzer Verlust der Kontrolle eintritt, eine kleine Wendung vorgenommen wird, die das lähmende Fixiertsein unterbricht, mit einem Wort, wenn das Bild selbstständig wird, eine Gelegenheit findet zurückzuschlagen, ist ein guter Moment gekommen, aufzuhören." (Kurt Kocherscheidt)
     
Informationen: http://www.gironcoli-museum.com    
     
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