Begegnung mit Christus ist "Erfolgsgeheimnis des Christentums"   

erstellt am
26. 04. 11

Zahlreiche Gläubige beim Osterhochamt mit Kardinal Schönborn im Wiener Stephansdom – In der Osternacht wurde eine 23-jährige im Stephansdom getauft
Wien (pew) - Die persönliche Begegnung des gekreuzigten und auferstandenen Christus mit den Menschen ist das „Erfolgsgeheimnis des Christentums“: Dies betonte Kardinal Christoph Schönborn in seiner Osterpredigt im überfüllten Wiener Stephansdom. In dieser Begegnung verwirkliche sich das Jesus-Wort „Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“. Das Erfolgsgeheimnis des Christentums liege eben nicht in seiner Organisation, seiner Kunst, seinen sozialen Leistungen, obwohl das alles „wichtig und schön“ sei. Ausschlaggebend sei die Begegnung mit Christus. Wörtlich sagte der Wiener Erzbischof: „Christus lebt, er begegnet uns, deswegen hat die Kirche Zukunft“. Die Begegnung mit Christus sei zugleich ein Auftrag, wie er im Bericht des Evangeliums formuliert ist: Christus sage den Menschen, die ihm begegnen, dass sie auch den anderen von ihrer Erfahrung berichten sollen („Geh und sage meinen Brüdern und Schwestern, dass ich lebe“). Dieser Auftrag werde seit fast 2.000 Jahren von ungezählten Menschen erfüllt, das mache die „Mission“ der Kirche aus.

Kardinal Schönborn erinnerte in seiner Osterpredigt an das Gespräch mit Schwester Elvira Petrozzi, der Gründerin der Gemeinschaft „Cenacolo“, bei der „Großen Stadtmission“ 2003 im Stephansdom (durch die Gemeinschaft „Cenacolo“ werden viele drogensüchtige Jugendliche gerettet). Der Wiener Erzbischof hatte damals die piemontesische Ordensfrau gefragt, wie man das Kreuz lieben könne – und sie hatte geantwortet, dass es nicht darum gehe, das Kreuz zu lieben, sondern den Gekreuzigten. „Leid schreckt ab, aber man darf nicht wegschauen von den Leidenden“, so Schönborn. Auch heute gebe es unzählige Menschen – unter ihnen viele, die wenig oder gar nichts von Jesus wissen - , die nicht „wegschauen“.

In der Bibel werde berichtet, wie fast alle Jünger Jesu vor dem Kreuz davonliefen, weil sie Angst hatten und sich selbst retten wollten. Aber es seien vor allem Frauen gewesen, die „nicht weggelaufen sind“ – mit der Mutter Jesu an der Spitze - , auch einige Männer wie der Apostel Johannes, Nikodemus, ein Mitglied des Hohen Rates, und Josef von Arimathäa. Sie alle hätten die Menschlichkeit nicht vergessen und seien beim leidenden Jesus geblieben: „Sie haben nicht weggeschaut“.

Im Hinblick auf den Bericht vom Ostermorgen sei immer wieder neu berührend, dass die erste Begegnung des auferstandenen Jesus am Ostermorgen eine „Einzelbegegnung“ war – nicht mit den „Großen“ von damals, sondern mit einer weinenden Frau, Maria von Magdala. Solche unverwechselbare Begegnungen mit Jesus seien das „innere Feuer, die lebendige Quelle“ der Kirche bis heute.

Weil am Sonntag auch des 6. Jahrestages des Amtsantrittes von Benedikt XVI. gedacht wurde, widmete Kardinal Schönborn die erste Fürbitte dem Papst.

Ebenso wie beim Hochamt am Ostersonntag waren auch beim Auferstehungsgottesdienst in der Osternacht im Stephansdom wesentlich mehr Gläubige versammelt als in früheren Jahren. Bei der Osternachtfeier wurde auch die 23-jährige Anna Helena G. von Kardinal Schönborn getauft und gefirmt. Die junge Frau war als Kind nicht getauft worden, ihre Großmutter hatte ihr aber viel vom Glauben vermittelt. Nach Berufstätigkeit bereitet sich Anna Helena G. auf das Jus-Studium vor; in einer Studentinnenverbindung wurde sie auf ihrem Weg zur Taufe begleitet.

Kardinal Schönborn erinnerte daran, dass heuer in der Osternacht in aller Welt Kinder und Erwachsene beim Auferstehungsgottesdienst getauft wurden: „Es ist die Nacht der Befreiung, die Nacht der Auferstehung Jesu – und deshalb auch Ort der Taufe, des neuen Lebens“. Im frühen Christentum fand die Taufe immer in der Osternacht statt; in den letzten Jahren ist diese Tradition wieder aufgenommen worden. So wie in der Antike die neuen Christen weiße Gewänder – als Sinnbild ihrer neuen Existenz – erhielten, wurde Anna Helena G. im Stephansdom ein weißer Schal überreicht.
     
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