Wien (wifo) - In den wichtigsten Regionen der Weltwirtschaft wie auch in Österreich weisen die Indikatoren
auf eine schwungvolle Konjunkturerholung hin. Die Umfragen unter heimischen Unternehmen der Sachgütererzeugung
spiegeln großen Optimismus bezüglich ihres aktuellen Geschäftsgangs wider. Der weitere Ausblick
lässt jedoch auf eine Verlangsamung des Aufschwungs in den kommenden Monaten schließen. Während
die Inflation im März abermals stieg, verbesserte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter.
Die Weltwirtschaft wächst derzeit kräftig. In Südamerika und Asien erreichte das BIP in vielen Ländern
nicht nur das Niveau vor der Wirtschaftskrise, sondern nahm sogar den ursprünglichen Wachstumspfad wieder
auf. In Europa und den USA wird die Dynamik bislang vom Aufholeffekt bestimmt, die Wirtschaftsleistung vor der
Krise wurde noch nicht erreicht.
Das kräftige Wirtschaftswachstum und die Ausweitung der Geldmenge treiben allerdings die Weltmarkt-Rohstoffpreise
weiter nach oben. Rohöl der Sorte Brent kostete im März durchschnittlich 114,6 $ je Barrel, im April
zog die Notierung weiter an, auf zeitweise über 126 $.
Auch die Preise anderer Rohstoffe und Edelmetalle erreichten ein Rekordniveau. In der Folge beschleunigte sich
die Inflation international beträchtlich. Viele Notenbanken sahen sich bereits veranlasst, den Leitzinssatz
anzuheben. Während auch die EZB jüngst eine Erhöhung um 0,25% durchführte, beließ die
Notenbank der USA den Leitzinssatz nach wie vor bei rund 0%.
Die Wirtschaft der USA wuchs im I. Quartal 2011 gegenüber der Vorperiode um 0,4% und damit schwächer
als im IV. Quartal 2010 (+0,8%). Der anhaltende Lageraufbau und die private Konsumnachfrage stützten zu Jahresbeginn
das Wachstum, während der Rückgang der öffentlichen Nachfrage das Ergebnis belastete. Der Außenbeitrag
wie auch die privaten Anlageinvestitionen wirkten neutral; vor allem die Ausrüstungsinvestitionen wurden kräftig
ausgeweitet, doch war die Nachfrage nach Bauten rückläufig. Die Umfragen sowohl unter Unternehmen als
auch unter Konsumenten lassen für die nächste Zeit eine Fortsetzung des Wachstums erwarten.
Im Euro-Raum verläuft die Konjunktur weiterhin uneinheitlich. Die exportorientierten Volkswirtschaften in
der Nachbarschaft zu Deutschland erholen sich weiter. Nach wie vor sind die Unternehmen bezüglich der Produktionsaussichten
für die kommenden Monate ausgesprochen optimistisch. Die Arbeitsmarktlage dieser Länder bessert sich
zusehends. In einigen Ländern am Rande des Euro-Raumes schrumpft hingegen die Wirtschaft anhaltend oder stagniert.
Der Aufholprozess der ostmitteleuropäischen Länder ist nach der Krise wieder in Gang gekommen, die Entwicklung
ist überwiegend robust.
Auch in Österreich deuten die Unternehmensumfragen im I. Quartal auf eine Verstärkung der Konjunkturerholung
hin, die Dynamik dürfte dann jedoch wieder nachlassen. Im IV. Quartal 2010 wuchs das heimische BIP gegenüber
der Vorperiode real um 0,8% und damit wesentlich stärker als im Durchschnitt des Euro-Raumes. Nach wie vor
liegt jedoch die Produktion in Industrie und Gesamtwirtschaft unter dem Niveau vor der Krise.
Nur wenig bessert sich die Situation der Bauwirtschaft. In den Umfragen beurteilen die Unternehmen die Bautätigkeit
zwar deutlich besser, die ungünstige Einschätzung der Auftragslage lässt jedoch an der Nachhaltigkeit
dieser Entwicklung zweifeln.
Die Inflation zog in Österreich seit Jahresbeginn deutlich an und stieg im April auf 3,1%. Daraus ergibt sich
ein realer Rückgang der Arbeitseinkommen, der die Konsumbereitschaft der privaten Haushalte belastet.
Im I. Quartal 2011 profitierte der österreichische Arbeitsmarkt anhaltend von der Konjunkturerholung. Im April
stagnierte die saisonbereinigte Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten allerdings gegenüber
dem Vormonat. Die Arbeitslosigkeit verringerte sich jedoch neuerlich (0,5% gegenüber dem Vormonat). Dennoch
betrug die saisonbereingte Arbeitslosenquote unverändert 6,6%. |