Geld-Studie: Wohlstand wird steigen, Sparbereitschaft sinkt jedoch   

erstellt am
06. 05. 11

Geldvermögen pro Österreicher soll bis 2015 um 14,4% oder 7.900 Euro auf 62.800 Euro steigen, Sparquote sinkt gleichzeitig von 9,1% auf 8,1%
Wien (erste bank) - Österreichs Wohlstand wird sich trotz Wirtschaftskrise in den nächsten fünf Jahren erhöhen. So lautet das durchwegs positive Bild einer aktuellen Geld-Studie von Macro-Consult im Auftrag der Erste Bank. Denn das durchschnittliche Geldvermögen jedes Österreichers wird sich von derzeit 54.900 auf 62.800 Euro erhöhen. Das ist ein Plus von 14,4% oder 7.900 Euro. Getragen wird das Wachstum vor allem von den steigenden Einkommen der Österreicher. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Geld-Studie allerdings einen Rückgang der Sparbereitschaft. Die Sparquote wird von derzeit 9,1% auf 8,1% noch weiter sinken – „wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird“, warnt Thomas Uher, Vorstandssprecher der Erste Bank. Er ruft zur Spargesinnung auf.

Trotz durchschnittlich höherer Einkommen und wachsendem Vermögen sinkt die Sparbereitschaft der Österreicher auf ein Jahrzehntetief. Die aktuelle Geldstudie zeigt auf, dass die sogenannte Sparquote, also der Teil, der vom verfügbaren Einkommen auf die Seite gelegt wird, bis 2015 Richtung Acht-Prozent-Marke sinken wird. Das letzte Mal war das im Jahr 2000 und davor Anfang der 80er Jahre der Fall. Das Niveau im Euroraum liegt derzeit bei rund 8,8%, jenes von Österreich bei 9,1%. „Das Geld wird nun auch in Österreich vermehrt für Konsum ausgegeben. Die rückläufige Sparquote hat damit aber auch einen negativen Effekt auf die Investitionsfreude im Land“, sagt Thomas Uher, Vorstandssprecher der Erste Bank Oesterreich.

Derzeit legt jeder Österreicher jährlich 1.819 Euro oder 9,1% von seinem Einkommen auf die hohe Kante. 2005 waren es 1.742 Euro bzw. 9,7%. Und 2015 soll der jährliche Sparbetrag trotz steigenden Einkommen bei 1.819 Euro und damit auf dem Niveau von 2010 bleiben. Dieser Effekt ist auf die rückläufige Sparquote auf 8,1% zurückzuführen.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass die österreichische Wirtschaft in den kommenden 5 Jahren (2011-2015) real 1,8% p.a. wachsen wird, das verfügbare Einkommen um 2,7% pro Jahr.

Die Inflation soll bei durchschnittlich 1,8% liegen. „Keine, berauschende, aber eine durchwegs positive Basis, um für schlechtere Zeiten zu sparen, mit denen möglicherweise ab 2015 zu rechnen ist“, meint Macro-Consult Chef Josef Christl. Zum Vergleich: Zwischen 2006 und 2010 ist Österreichs Wirtschaft durchschnittlich um nur 1,2% gewachsen, die Einkommen um 2,5%.

Österreich verfügt im Vergleich zum Euroraum und zur EU über eine traditionell höhere Sparquote. 2009 lag diese in Österreich noch bei 11,1% des verfügbaren Einkommens, in der Eurozone hingegen nur bei 9,6% und in der EU sogar nur bei 7,9%. „Ingesamt war in den Jahren vor der globalen Finanzkrise ein Anstieg der europäischen Sparquoten zu beobachten“, sagt Christl, „der mit der guten Einkommensentwicklung in diesen Jahren erklärbar ist.“ Mittlerweile hat in allen europäischen Staaten ein krisenbedingter Rückgang eingesetzt, der freilich in Österreich merklich stärker ausgeprägt war als im übrigen Europa.

Rückläufige Spargesinnung mit negativen Konsequenzen auf die Investitionsfreude
„Länder mit hohen Sparquoten haben gerade in Krisenzeiten den großen Vorteil, dass sie Budgetdefizite überwiegend über inländische Ersparnisse finanzieren können (z.B. Italien, Japan), während solche mit niedrigen Sparquoten (z.B. Griechenland, Irland) auf die Auslandsfinanzierung angewiesen sind“, so der Ökonom weiter.

Nun droht eine mittelfristige Reduktion der Sparquote von derzeit 9,1 % auf prognostizierten 8,1% im Jahr 2015. Ebenfalls rückläufig ist die Prognose der Investitionsquote, das ist jener Anteil der nominellen Bruttoanlageinvestitionen am nominellen Brutto-Inlandsprodukt. Hatte diese in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre noch deutlich über 25% betragen, so lag sie in den vergangenen zehn Jahren (also in der Periode 2000-2010) in einer Bandbreite zwischen 21% und 23% und dürfte in den kommenden Jahren bis 2015 auf 20% fallen.

Christl dazu: „Das hat durchaus mit der zurückgegangenen Spargesinnung zu tun. Denn in der derzeitigen Wirtschaftspolitik sind Sparen mit ihrer positiven langfristigen Auswirkungen auf Investitions- und Innovationstätigkeit in den Hintergrund gerückt.“

„Österreich hat die globale Finanz- und Wirtschaftskrise gut gemeistert. Die öffentliche Hand hat zurecht in der Krise gegengesteuert. Jetzt aber gilt es Spargesinnung zu stärken. Denn privates und öffentliches Sparen ist für die langfristige Wachstumsperspektive sehr wichtig. Auch häufige Änderungen steuerlicher oder anderer Rahmenbedingungen sind kontraproduktiv für langfristiges Sparen,“ fasst Thomas Uher, Vorstandssprecher der Erste Bank der österreichischen Sparkassen die Studienergebnisse zusammen.
     
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