Brüssel (ec.europe) - Die Europäische Kommission hat heute eine
neue Verordnung angenommen, die durch obligatorische Normung der Tarif- und Fahrplaninformationen Bahnkunden bei
europaweiten Bahnfahrten die Planung und den Fahrscheinerwerb erleichtern soll. Das bedeutet, dass die wesentlichen
Buchungs- und Ticketinformationen künftig interoperabel sein werden, so dass sie zwischen Eisenbahngesellschaften
der gesamten EU sowie zwischen Fahrscheinverkäufern ausgetauscht werden können. Die Kommission wird 2012
einen ergänzenden Rechtsakt vorschlagen, mit dem die Schienenverkehrsbetreiber verpflichtet werden, ihre Informatiksysteme
und Verfahren anzugleichen, um die Übertragung der genormten Daten zwischen den Betreibern in der Praxis zu
ermöglichen. Mit diesen Maßnahmen werden im europäischen Bahnverkehr die technischen Grundlagen
für den Markteintritt von Reiseplanungs- und Fahrscheinsystemen der nächsten Generation geschaffen.
Der für Verkehr zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, Siim Kallas, erklärte
hierzu: „Wenn wir wirklich die Leute zum Umsteigen auf die Bahn bewegen und insbesondere den Schienenverkehr auf
Mittelstrecken zum Luftverkehr konkurrenzfähig machen möchten, dann müssen wir den Bahnfahrern die
nahtlose Buchung und Fahrscheinausgabe bieten, die Fluggäste gewohnt sind. Nach unseren Vorstellungen soll
künftig die Buchung einer Bahnfahrt von Barcelona nach Brüssel oder von Berlin nach Bratislava ebenso
einfach sein wie die Buchung eines entsprechenden Fluges. Die Bereitstellung gemeinsamer Fahrplan- und Tarifinformationen
für die Betreiber ist ein wichtiger erster Schritt, es ist jedoch lediglich der Beginn einer viel größer
angelegten Initiative zur Verwirklichung der europaweiten Buchung und Fahrscheinausgabe im Bahnverkehr.“
Wie ist die derzeitige Lage?
Die Entwicklung der Eisenbahnen folgte nationalen Perspektiven. Das zeigt sich heute in der großen Verschiedenheit
der Buchungssysteme, die auf Daten beruhen, die in unterschiedlicher Weise verarbeitet werden und größtenteils
nicht austauschbar sind. Deshalb können die Fahrgäste (abgesehen von wenigen internationalen Hauptstrecken)
nur in sehr geringem Umfang Fahrscheine für grenzüberschreitende Bahnreisen buchen. In diesem Punkt unterscheidet
sich die Bahn von anderen Verkehrsträgern wie dem Luftverkehr, der traditionell vorwiegend internationale
Strecken bedient und eine problemlose europaweite Buchung und Flugscheinerstellung (im wesentlichen auf der Grundlage
des gemeinsamen zentralen Reservierungssystems Amadeus) bietet.
Welche Maßnahmen werden vorgeschlagen?
Durch die heute angenommene technische Verordnung der EU – Telematikanwendungen für den Personenverkehr –
wird die Standardisierung von Fahrplan- und Tarifinformationen obligatorisch. Dies sind die grundlegenden Daten
für die Reiseplanung, Buchungs- und Fahrscheinsysteme, die beispielsweise die Kategorie des verkehrenden Zugs,
dessen Haltestellen und -zeiten, die Unterbringungsmöglichkeiten (z. B. in der ersten oder zweiten Klasse),
die Anzahl der verfügbaren freien Sitze, die Tarifstrukturen usw. angeben. Ein wichtiger Aspekt ist auch,
dass die Verordnung die Betreiber zur öffentlichen Bereitstellung von Fahrplaninformationen und zur Übermittlung
von Tarifinformationen an autorisierte Partner verpflichtet.
Die Kommission wird 2012 einen ergänzenden Rechtsakt vorschlagen, um den Eisenbahnunternehmen und Fahrscheinverkäufern
Orientierung bei der Anpassung ihrer Informatiksysteme zu bieten, damit diese den EU-weit geltenden Normen entsprechen
und die Daten in der Praxis tatsächlich ausgetauscht und von allen Beteiligten in unterschiedlichen Buchungs-
und Ticketingsystemen in ganz Europa genutzt werden können.
Diese Maßnahmen bilden im Zusammenspiel die technischen Grundlagen für den Markteintritt paneuropäischer
Reiseplanungs- und Fahrscheinsysteme der nächsten Generation in den Folgejahren.
Was geschieht nun?
Die Kommission prüft derzeit die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Beseitigung von Hindernissen,
die die Entwicklung des grenzüberschreitenden Schienenverkehrs und generell der Reiseplanung und Fahrscheinerstellung
im multimodalen Verkehr hemmen.
Außerdem hat die Kommission vor Kurzem (1. April 2011) eine öffentliche Konsultation zur Reiseplanung
im multimodalen Verkehr („Towards a European Multi-Modal Journey Planner“, Konsultationszeitraum: 1.4. – 27.5.2011)
eingeleitet, deren Ergebnisse ebenfalls in diesen Prozess einfließen werden. |