Nach dem Ministerrat  

erstellt am
03. 05. 11

Faymann: "Unsere Sorge gilt den Lebensbedingungen der Menschen"
Arbeitsmarktdaten erfreulich - Stresstests für Atomkraftwerke mit Konsequenzen - Besuch von Präsident Gül
Wien (sk) - "Die jüngsten Arbeitsmarktdaten sind sehr erfreulich", stellte Bundeskanzler Werner Faymann am 03.05. zu Beginn des Pressefoyers nach dem Ministerrat fest. "Wir haben derzeit mit über 3,3 Millionen Menschen in Arbeit den höchsten Beschäftigungsstand seit Beginn der Wirtschaftskrise. Das belegt, dass die von der Regierung geschaffenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Aufschwung gut waren." Man dürfe diese Erfolge aber noch nicht zu früh feiern, denn diese positive Entwicklung stehe erst am Anfang. "Der beginnende Aufschwung ist aber weiter zu unterstützen", so Faymann.

Der Bundeskanzler berichtete auch über ein informelles Treffen der EU-Energieminister. Gemeinsam mit anderen atomkritischen Mitgliedsstaaten seien Österreich ernsthafte Stresstests ein wichtiges Anliegen: "Diese Tests müssen den Sinn haben, dass Kraftwerke auch abgedreht werden, wenn sie den Sicherheitsanforderungen nicht entsprechen", so der Bundeskanzler. "Unsere Sorge gilt nicht den Kraftwerksbetreibern, die es schade finden, wenn ein abgeschriebenes Kraftwerk, das zwei Millionen Euro täglich einbringt, abgeschaltet werden muss. Unsere Sorge gilt somit nicht den wirtschaftlichen Berechnungen der Betreiber, sondern einzig und allein den Lebensbedingungen der Menschen in Europa und in der ganzen Welt", so der Bundeskanzler.

Faymann kündigte auch an, dass er heute mit dem türkischen Präsidenten Abdullah Gül zu einem Arbeitsgespräch zusammentreffe. Dabei würde auch die Beziehung der europäischen Union zur Türkei zur Sprache kommen. "Wir haben von Seiten der Regierung immer betont, dass wir die Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Türkei ergebnisoffen führen werden." Ebenso klar sei es aber, dass nach einem möglichen Abschluss der Verhandlungen und einem eventuellen Beitrittsansuchen eine Volksabstimmung in Österreich verpflichtend stattfinden müsse. "Österreich war, etwa in der Energiepolitik, schon immer Anhänger einer speziellen Partnerschaft mit der Türkei anstelle eines Beitritts. Diese Idee der Partnerschaft mit der EU werde ich auch in meinem Vieraugengespräch mit dem türkischen Präsidenten in aller Klarheit ansprechen", sagte der Kanzler. Auf Nachfrage zu dem von Gül angeregten verstärkten Türkisch-Unterricht in den Schulen, sagte Faymann: "Unterrichtssprache ist in Österreich selbstverständlich Deutsch, aber die Unterrichtsministerin prüft derzeit, welche zusätzlichen Fremdsprachenangebote es in den Schulen geben sollte."

Bundeskanzler Faymann kündigte weiters an, dass er sich bei seiner bevorstehenden Reise nach China in dieser Woche für die Freilassung des Künstlers Ai Wei Wei einsetzen und was Menschenrechte und Demokratisierung betrifft auch generell den Standpunkt der EU in die Gespräche mit der Staatsspitze einbringen werde.

Angesprochen auf die heutige Reise des Verteidigungsministers nach Syrien, sagten Faymann und Spindelegger übereinstimmend, dass es wichtig und richtig sei, dass Norbert Darabos den österreichischen Soldaten der UN-Friedensmission am Golan gerade jetzt einen Besuch abstatte. Es wurde betont, dass Darabos nicht mit dem syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad zusammentreffen werde. Beide sagten auf Nachfrage, dass nach dem Tod Osama Bin Ladens kein erhöhtes Sicherheitsrisiko für Österreich bestünde, "aber wir werden wachsam bleiben", so der Bundeskanzler abschließend.  

 

Spindelegger: Österreichische Tradition bei Einsatz für Menschenrechte im UNO-Menschenrechtsrat fortsetzen
Besuch des türkischen Staatspräsidenten: Österreich für maßgeschneiderte EU-Partnerschaft mit Türkei
Wien (övp-pd) - "Österreich hat eine gute Tradition beim Einsatz für Menschenrechte, die wir auch gerne im UNO- Menschrechtsrat fortsetzen wollen. Wir haben die Staatenprüfung im Hinblick auf die Mitgliedschaft erfolgreich absolviert. Nun gilt es die Empfehlungen bezüglich Fortentwicklung der Menschenrechte in Österreich rasch umzusetzen", so Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger im Rahmen des Ministerrates. Am 20. Mai erfolgt die Abstimmung, ob Österreich für die nächsten drei Jahre zum Mitglied des Menschenrechtsrates berufen wird. "Ich gehe davon aus, dass uns das gelingen wird", zeigte sich Spindelegger überzeugt und hob die Themenfelder hervor, auf die sich Österreich in diesem Fall konzentrieren wird: "Kinderrechte sind uns ein großes Anliegen, für das wir uns auch international verstärkt einsetzen, ebenso werden wir die Religionsfreiheit und den Schutz religiöser Minderheiten besonders thematisieren. Und auch die weltweite Freiheit der Medien und den Schutz von Journalisten haben wir auf unserer Agenda, wo wir insbesondere mit dem 'Internationalen Presseinstitut' in Wien kooperieren wollen."

Angesichts des derzeitigen Staatsbesuchs des türkischen Staatspräsidenten Gül verwies der Vizekanzler auch auf die gemeinsame Position der Bundesregierung hinsichtlich eines möglichen EU-Beitritts der Türkei: "Wir sind für eine maßgeschneiderte Partnerschaft zwischen der EU und der Türkei. Daran hat sich nichts geändert und daran wird sich auch nichts ändern." Derzeit befinde man sich aber in einem Verhandlungsprozess, in dem es vor allem Initiativen seitens der Türkei brauche. "Acht Verhandlungskapitel liegen momentan auf Eis, leider sehe ich da momentan auch keine Bewegung", so Spindelegger, und abschließend: "Dennoch gibt es sehr gute bilaterale Beziehungen zwischen unseren Ländern, die wir auch gerne beibehalten wollen. Umso wichtiger ist es daher, dass man unter Freunden auch verschiedene Standpunkte offen auf den Tisch legen kann. Das haben wir in der Vergangenheit immer getan und das wollen wir auch in Zukunft so fortsetzen."
     
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