Parlamentarische Anfrage zu budgetären Auswirkungen von Infrastruktur-Abbau
Wien (sk) - Im Februar 2011 brachte SPÖ-Landwirtschafts- und Kommunalsprecher Kurt Gaßner vier
parlamentarische Anfragen betreffend die budgetären und infrastrukturellen Auswirkungen der Schließungen
von Gendarmerieposten, Postämtern, Finanzämtern und Bezirksgerichten an die jeweils zuständigen
Ministerien ein: "Ich wollte einmal genauer nachfragen, was diese Schließungen, die in der Zeit von
2000 bis 2006 stark zugenommen haben, gebracht haben." Allerdings bleiben die Ministerien "konkrete Zahlen
zur Höhe der Einsparungen schuldig. Es ist offensichtlich, dass die damalige Regierung gar nicht wusste, in
welcher Höhe sich die Schließungen und Kürzungen budgetär auswirken", so Gaßner
am 03.05. gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.
Die Schließungen wurde seitens der damaligen Regierung immer so argumentiert, dass damit gespart werden soll,
aber nie dargestellt, wie viel die Maßnahmen tatsächlich bringen", erklärt Gaßner den
Hintergrund der parlamentarischen Anfragen. Neben der Frage nach der konkreten Höhe der Einsparungen wurden
die Bundesministerien für Inneres, Verkehr, Finanzen und Justiz außerdem nach den genauen Standorten
von Schließungen bzw. Zusammenlegungen, nach Feedback der Betroffenen, nach nachgewiesenen Effizienzsteigerungen
und nach eventuell für die Zukunft geplanten weiteren Einschnitten in die Infrastruktur befragt.
Einsparungseffekte waren nicht bekannt
Einige Zitate aus den Anfragebeantwortungen verdeutlichen, dass damals die möglichen Einsparungs-Effekte gar
nicht bekannt waren. Justizministerium: "Trotz der gegebenen Entlastungs- und Einsparungseffekte ist eine
eindeutige Zuordnung budgetärer Auswirkungen auf Grund der Schließung einer Gerichtseinheit (...) nicht
möglich." Finanzministerium: "Die budgetären Auswirkungen ergeben sich daher aus den verminderten
Personalausgaben sowie den damit in Zusammenhang stehenden Einsparungen (...)."
"Der tatsächliche Nutzen von Schließungen oder Fusionen der genannten Einrichtungen ist auch für
die Ministerien schwer darstellbar", so Gaßner. Es wird durchwegs von angeblichen Effizienzsteigerungen
berichtet, die trotz Personalabbaus gelungen seien. Genaue Zahlen nennt keines der Ministerien. Eine genaue Aufstellung,
welche Standorte betroffen waren, lieferte nur das Innenministerium.
Keine Evaluierungen, kein Kunden-Feedback
Die Frage nach dem Feedback der Betroffenen zeigt ähnlich wenig Ergebnisse. Aus dem Finanzministerium kam
zwar die Information, dass vormals 80 Finanzämter zu nunmehr 40 zusammengefasst wurden, wenige Zeilen darunter
wird aber behauptet, dass keine (!) Organisationsverlagerungen durchgeführt wurden und dem entsprechend kein
Kundenfeedback zu erwarten war. Eine systematische Feedbackerfassung gibt es auch sonst nicht.
"Es wundert mich also nicht, dass die Ministerien keinen Verlust an Lebensqualität in der Bevölkerung
ausmachen können, wenn die Leute nicht gefragt werden, was sie brauchen", sagt Kurt Gaßner, der
in seinem Wahlkreis tagtäglich mit den Sorgen von Menschen konfrontiert wird, die unter der Aushöhlung
der ländlichen Infrastruktur leiden.
Eine zentrale Forderung für die Zukunft müsse daher sein, dass Maßnahmen mit Auswirkungen auf die
ländliche Infrastruktur tatsächlich evaluiert werden. "Es ist eine Verhöhnung der Betroffenen,
immer mit Geldmangel und Einsparungspotenzial zu argumentieren und einige Jahre später nicht einmal sagen
zu können, was haben wir gespart und wie hat sich das auf die Versorgungsqualität der Menschen ausgewirkt",
stellte der Abgeordnete klar. |