Innsbruck (universität) - Textilwissenschaftler der Uni Innsbruck haben eine umweltfreundlichere Methode
entwickelt, um Jeansstoffe zu behandeln. Das Verfahren ist bereits marktreif und schont nicht nur die Umwelt, sondern
schützt auch die Gesundheit von Textilarbeiterinnen und -arbeitern.
Jeans sind die am weitesten verbreitete Hosenart – jährlich werden mehrere Milliarden Kleidungsstücke
aus dem Jeansstoff Denim produziert. Was nur wenige wissen: Die Herstellung ist für die Arbeiterinnen und
Arbeiter zum Teil stark gesundheitsgefährdend. Innsbrucker Forscher haben nun eine Methode entwickelt, die
sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Textilarbeiter schont. „Weltweit werden jedes Jahr geschätzte
drei Milliarden Laufmeter Stoff und mehr als vier Milliarden Kleidungsstücke aus Denim produziert“, erklärt
Thomas Bechtold die Bedeutung dieser Entdeckung. Er ist Leiter des Forschungsinstituts für Textilchemie und
Textilphysik, an dem die Forschung dazu stattfand. Um Bluejeans herzustellen, wird der Denim-Stoff mit dem organischen
Farbstoff Indigo behandelt.
Umstrittene Sandstrahlen
„Ein wichtiger Schritt bei der Bearbeitung von mit Indigo gefärbten Textilien wie Jeans ist der Wasch- und
Bleichvorgang, der letztlich das ausgewaschene Aussehen von Jeans verursacht“, sagt Thomas Bechtold. „Dazu benutzen
Hersteller heute meist große Waschmaschinen und Chemikalien.“ Chemische Oxidationsmittel wie Natriumhypochlorit
sind beim Bleichprozess am weitesten verbreitet. Ebenfalls verbreitet und sehr umstritten ist der Einsatz von Sandstrahlern,
um bei neuen Stoffen den Effekt von älteren, bereits getragenen Jeans zu erzielen: Durch den dabei entstehenden
feinen Staub erkranken viele Arbeiter an der Lunge, weshalb diese Methode in zahlreichen Ländern bereits verboten
ist. In Entwicklungs- und Schwellenländern wie Bangladesch, Ägypten, China, Brasilien, Mexiko und der
Türkei werden Sandstrahler aber nach wie vor bei der Jeansproduktion eingesetzt.
Die Indigo-Färbung bei Denim-Stoffen setzt nur an den äußeren Schichten des Stoffs an – und genau
das machen sich die Innsbrucker Textilwissenschaftler zunutze: Sie haben eine Oberflächenbehandlung in Form
einer auf den Stoff aufzutragenden Paste entwickelt, für die weit weniger Chemikalien für den gleichen
Effekt benötigt werden. „Unsere Methode senkt nicht nur den Bedarf an Chemikalien, sondern kann auch die für
die Arbeiter extrem ungesunde Bearbeitung durch Sandstrahlen ersetzen“, sagt Thomas Bechtold. „Die Paste ist so
auch wesentlich umweltfreundlicher, weil weniger Chemikalien benötigt werden.“
Patent der Universität
Die Forschung wurde im wesentlichen im am Institut für Textilchemie und Textilphsyik angesiedelten Christian-Doppler-Laboratorium
für Chemie Cellulosischer Fasern und Textilien durchgeführt. Das entwickelte Verfahren verbindet Kenntnisse
aus zwei Fachbereichen der Enzymtechnik (Cellulasen) und der Denimproduktion. Die von der Uni Innsbruck 2007 zum
Patent angemeldete und inzwischen patentierte Entwicklung ist marktreif und die Umsetzung in die Praxis ist geplant
– mit einem Unternehmen der Denim-Wäscherei wurde bereits eine erste Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. |