Trotz nachlassender Dynamik BIP-Wachstum 2011 über 3 Prozent   

erstellt am
16. 05. 11

Nach fulminantem Jahresbeginn Wachstumsprognose 2011 auf 3,1 Prozent angehoben – Bank Austria Konjunkturindikator im April schwächer
Wien (bank austria) - In Österreich ist zu Beginn des zweiten Quartals 2011 der Konjunkturhöhepunkt offensichtlich überschritten worden. „Im April ist der Bank Austria Konjunkturindikator leicht gesunken und zeigt damit eine beginnende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums an. Nach sechs Monaten mit außergewöhnlich hohen Werten liegt der Indikator aktuell bei 3,4 Punkten“, sagt Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das hohe Wachstumstempo, das die heimische Wirtschaft in Österreich, aus der Konjunkturkrise herauskommend, seit einem Jahr gegangen ist, kann in einem nun etwas weniger günstigen internationalen Umfeld nicht mehr ganz gehalten werden.

Zu Jahresbeginn hatte die beschleunigte Auslandsnachfrage das Wirtschaftswachstum noch auf 1,0 Prozent zum Vorquartal bzw. 4,2 Prozent zum Vorjahr erhöht. „Die österreichische Wirtschaft beginnt nun in ruhigeres Fahrwasser einzufahren. Die Wachstumsunterstützung aus dem Ausland lässt etwas nach“, so Bruckbauer. Die Auftragsdynamik in der Industrie zeigt nach unten, die Auftragspolster steigen langsamer und die Stimmung im Sektor nimmt europaweit ab. „Der mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete Vertrauensindikator zeigt einen klaren Rückgang, da im April in fast allen großen Handelspartnerländern, darunter Deutschland, Italien und Frankreich, die Zuversicht im Produktionssektor zumindest einen Tick abgenommen hat. Dies hat den Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators wesentlich beeinflusst“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Gestärkt durch positive Signale aus Mittel- und Osteuropa sehen die heimischen Industriebetriebe die zukünftige Geschäftsentwicklung hingegen noch etwas optimistischer als der Durchschnitt in der Eurozone. Die gestiegene Vorsicht in den Hauptmärkten Europas sollte sich bald auch auf die Laune in Österreichs Industrie auswirken. Aufkeimende Inflationssorgen haben im April auf die Stimmung der österreichischen Verbraucher gedrückt. Trotz der anhaltenden Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt lag die aktuelle Einschätzung etwas unter den Vormonatswerten. Weiterhin gehen die Konsumenten jedoch mit großem Optimismus in die kommenden Sommermonate.

„Ab dem zweiten Quartal wird das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft kaum mehr halb so stark sein als über die Wintermonate. Mit einem Plus von 0,3 bis 0,4 Prozent zum Vorquartal bis Ende 2011 wird die Wirtschaftsleistung weiterhin eine beachtliche und vor allem stabile Aufwärtstendenz zeigen“, meint Pudschedl. Während der Rückenwind aus dem Ausland weniger stark weht, wird die Binnenwirtschaft zu einem wichtigeren Träger der Konjunktur. Der private Konsum wird sein stabiles Wachstum dank des kräftigen Beschäftigungszuwachses und der verringerten Arbeitslosigkeit weitgehend ungebremst fortsetzen. Darüber hinaus wird die Investitionstätigkeit, die sich seit Mitte 2010 im Aufwind befindet, in den kommenden Monaten noch etwas mehr Unterstützung geben. „Trotz der sich ankündigenden Konjunkturberuhigung wird das Wirtschaftswachstum 2011 deutlich stärker ausfallen als im Vorjahr. Da der Jahresbeginn sogar noch etwas dynamischer war, als wir erwartet hatten, heben wir unsere Wachstumsprognose für 2011 von 2,8 auf 3,1 Prozent an“, so Bruckbauer. Damit wird die österreichische Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau wieder deutlich überschreiten.

„Die Inflationsrate wird auch in den nächsten Monaten über 3 Prozent bleiben und könnte über den Sommer sogar 3,5 Prozent erreichen“ meint Bruckbauer. Im Jahresdurchschnitt wird die Inflation, dank des noch niedrigeren Wertes zu Jahresbeginn, bei 3,2 Prozent liegen. Für 2012 geht die Bank Austria von einer Inflationsrate von 2,2 Prozent aus.

Der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator macht deutlich, dass die österreichische Wirtschaft nunmehr in eine ruhigere Wachstumsphase übergetreten ist, zumal die Erholung mehr und mehr Stressfaktoren ausgesetzt ist. Steigende Zinsen, hohe Rohstoffpreise, schwacher US-Dollar, politische Konflikte in Nordafrika und dem Mittleren Osten und die Verschuldungsproblematik in der EU-Peripherie drücken aufs Tempo. „Die Wachstumsrisiken haben in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Zudem sorgen die straffere Geldpolitik und restriktivere öffentliche Haushalte für einen moderateren, aber anhaltenden Wachstumsverlauf. Wir gehen für 2012 nur noch von einem BIP-Anstieg um 1,8 Prozent aus“, so Bruckbauer.
     
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