Faymann: Europa darf kein Paradies für Spekulanten werden   

erstellt am
16. 05. 11

Klare Absage an europaweite Kürzungen bei Löhnen, im Bildungs- und Sozialbereich - Bundeskanzler Faymann würdigt politisches Engagement der Gewerkschaftsjugend
Wien (sk) - Für ein Europa, das soziale Gegensätze erst gar nicht aufkommen lässt und das für sozialen Ausgleich eintritt hat sich Bundeskanzler Werner Faymann ausgesprochen. Kürzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie im Bildungssystem, wie sie derzeit europaweit angedacht und umgesetzt werden erteilte er eine Absage. "Um diese Entwicklungen aufzuhalten, müssen die Gewerkschaften, Jugendorganisationen und NGOs, die sich einem arbeitnehmerfreundlichen Europa verbunden fühlen, aufstehen und für soziale Gerechtigkeit eintreten", sagte der Kanzler.

Einem Europa, das zu einem "gemütlichen Paradies für Spekulanten" verkomme, werde man entschieden entgegentreten, betonte Faymann. Für Lohnkürzungen unter dem Titel "Wettbewerbsfähigkeit" stehe man nicht zur Verfügung. Kürzungen im Bildungs- und Sozialbereich würden soziale Gegensätze verschärfen und "die Chancen junger Menschen gefährden", warnte Faymann.

"Wir machen uns keine Sorgen um jene, die Millionen auf der Kante haben, die können sich durchschlängeln in einem Europa das keinen sozialen Zusammenhalt mehr kennt", betonte der Kanzler. Man setzt sich für ein Europa ein, "in dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer etwas gelten und in dem man von der Arbeit, die man leistet, auch Leben kann.

Faymann würdigte das politische Engagement der Gewerkschaftsjugend und sprach den Anwesenden seinen Dank aus. "Nur durch Beteiligung in Demokratie und Gesellschaft kann man etwas bewegen", so Faymann. Man dürfe die Entwicklung der Gesellschaft nicht jenen überlassen, "die sie nicht menschenwürdiger, gerechter und jugendfreundlicher machen wollen". Es dürften sich nicht wieder jene durchsetzen, die Europa unter dem Motto "mehr privat - weniger Staat" in die Wirtschaftskrise gestürzt haben.

Der 32. Bundesjugendkongress des ÖGB befasste sich unter dem Motto "Plan B: Bildung - Wir beseitigen die Schieflage" vor allem mit Fragen rund um Aus- und Weiterbildung sowie Schul und Universitätspolitik.

 

Prammer: Keine Demokratie ohne gutes Bildungssystem
Kein Ausschluss von Migrantinnen und Migranten - Förderung von Mädchen
Wien (sk) - Bildung ist die wichtigste Grundlage der Demokratie. Das betonte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer beim Bundesjugendkongress des ÖGB. "Es gibt keine Demokratie ohne ein gutes Bildungssystem", so Prammer. Die Nationalratspräsidentin forderte eine gezielte Förderung von Mädchen bei der Lehrausbildung und trat entschieden gegen den Ausschluss von Migrantinnen und Migranten ein.

"In der Demokratie geht es darum, in erster Linie den sozialen Zusammenhalt in den Mittelpunkt zu stellen", betonte Prammer. Man könne es sich nicht leisten, Menschen vom Bildungssystem auszuschließen. Sie trat energisch dagegen auf, bei der Bildung zu sparen. Auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre dies unklug. "Jene Wettbewerbsbedingungen, wo es demokratische Systeme gibt, sind die besten und stabilsten", so Prammer.

In diesem Sinn sprach sich Prammer klar gegen den Ausschluss bestimmter Gruppen aus dem Bildungssystem aus. "Wir können nur gemeinsam eine gute Gesellschaft bauen und können es uns nicht leisten, Migrantinnen und Migranten auszuschließen", bekräftigte die Nationalratspräsidentin. Alle Jugendlichen müssen die gleichen Chancen haben.

Prammer ging auch auf Probleme bei der Lehrausbildung von Mädchen ein. "Wir müssen gerade was die Lehrausbildung betrifft, ganz besonders auf die Mädchen schauen", so Prammer. Die Berufswahl sei leider eine sehr eingeschränkte. Hier müssten auch die Unternehmen in Verantwortung genommen werden, um Mädchen Zugang zu nicht traditionellen Berufen zu gewähren.

Besonders gratulierte die Nationalratspräsidentin zur Kampagne "Plan Bildung" der Gewerkschaftsjugend, die gegen Schieflagen im Bildungssystem auftritt. Zudem bedankte sich Prammer für den positiven Austausch und die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten. Die Demokratiewerkstatt des Parlaments werde zukünftig einen Schwerpunkt auf Lehrlinge legen. Hier können junge Menschen Workshops besuchen und u.a. politische Partizipation üben. Ziel sei es, dieses Projekt rund um den Nationalfeiertag zu eröffnen und Lehrlingen die Möglichkeit zu geben, während der Arbeitszeit daran teilzunehmen.
     
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