Tausende Gläubige polnischer Herkunft im Stephansdom – Gedenken an das Attentat vom 13. Mai
1981
Wien (pew) - Kardinal Christoph Schönborn feierte am Abend des 13.05. mit zahllosen Gläubigen
polnischer Herkunft im Wiener Stephansdom einen Dankgottesdienst für die Seligsprechung von Johannes Paul
II. Der Freitag war zugleich der 30. Jahrestag des Attentats vom 13. Mai 1981, bei dem der Wojtyla-Papst auf dem
Petersplatz schwer verletzt wurde. In diesem Zusammenhang sagte Kardinal Schönborn: „Wir sind bewusst an diesem
13. Mai im Stephansdom versammelt, um Gott zu danken, dass er vor 30 Jahren den damals erst knapp 61-jährigen
Papst gerettet und ihn für weitere 24 Jahre der Kirche und der Welt geschenkt hat“.
Bereits eingangs verwies der Wiener Erzbischof auf die bewegenden Worte Johannes Pauls II.: „Eine Hand hat die
Kugel abgeschossen, eine andere hat sie gelenkt“. Ein Jahr nach dem Attentat war der Papst in Fatima und erklärte
dort: „Als ich mein Bewusstsein wiedergewonnen hatte, richtete sich mein erster Gedanke sofort auf dieses Heiligtum
mit dem Wunsch, hierher zu kommen und der Gottesmutter zu danken, weil sie mich aus jener Gefahr errettet hat“.
Auf dem Hintergrund dieser Papstworte sagte Kardinal Schönborn wörtlich: „Ein letztlich wohl vom KGB
gedungener Mann hätte den Papst töten sollen. Ein professioneller Schütze, ein Schuss, der unweigerlich
hätte tödlich sein sollen. Doch die Kugel verfehlte knapp ihr Ziel, nur wenige Millimeter. Eine andere
Hand hat ihn beschützt: die Muttergottes, der er sein Leben ganz anvertraut hatte“. Der 13. Mai sei zugleich
der Tag der ersten Erscheinung der Muttergottes an die drei Hirtenkinder im portugiesischen Fatima. In diesem „Zufall“
des Datums habe der selige Johannes Paul II. einen Ruf gesehen, der Botschaft von Fatima „mehr Aufmerksamkeit zu
schenken“.
Die Botschaft von Fatima sei in ihrem „wesentlichen Kern“ ein Aufruf zu Umkehr und Buße „wie im Evangelium“,
betonte der Wiener Erzbischof. Dieser Ruf zur Umkehr sei zuerst die Bitte Gottes an die Menschen, dem Bösen
zu widerstehen, der Sünde kein so starkes Bürgerrecht zu geben. Der Ruf zur Bekehrung sei vor allem ein
Ruf zum erfüllten Leben, zu einer „Kultur des Lebens“, zu einem „Ja zum Leben“. „Frohe Botschaft vom Leben“
sei nicht nur der Titel einer großen Enzyklika Johannes Pauls II. gewesen, sondern auch die Lebensbotschaft
des seligen Papstes.
Kardinal Schönborn erinnerte an die letzte Botschaft des sterbenden Papstes, als er am 1. April 2005 auf einen
Zettel schrieb „Ich bin froh, seid ihr es auch“. Man müsse sich die Frage stellen, was Johannes Paul II. mit
der „ganzen Last seines Amtes, den ganzen Sorgen der Kirche, dem Leid der Welt und seinem eigenen langen Leidensweg“
froh gemacht habe, so der Wiener Erzbischof. Die Antwort sei eine doppelte: Johannes Paul II. habe auf Gottes Barmherzigkeit
vertraut, was auch in der Heiligsprechung der Ordensfrau Faustyna Kowalska, der Mystikerin der unerschöpflichen
Barmherzigkeit Jesu, zum Ausdruck kam. Das Geheimnis eines erfüllten glücklichen Lebens habe aber auch
den Namen „Hingabe“. 1994 habe Johannes Paul II. formuliert: „Das Evangelium verspricht niemandem ein bequemes
Leben. Um das Leben zu finden, muss man das Leben verlieren…Nur wenn ein Mensch sich selbst überwindet, ist
er wirklich Mensch“.
Abschließend sagte der Wiener Erzbischof, er bete, dass der Glaube Johannes Pauls II. den Glauben der Katholiken
in Polen wie in Österreich stärken möge: „Sein Vertrauen in die Muttergottes soll euer Vertrauen
in sie ermutigen. Seine Liebe zur Jugend soll euch inspirieren, sein Zeugnis des Leidens soll euch Kraft geben.
Seine Liebe zu Christus soll euch zu mutigen Zeugen Christi heute, in unserer Zeit, in dieser Welt machen“.
Mit tausenden Gläubigen nahmen auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan
Zurbriggen, und der polnische Botschafter Jerzy Marganski an dem Dankgottesdienst teil. |