Jugendlichen-Ausbildung  

erstellt am
13. 05. 11

 Hundstorfer: Alle Jugendlichen haben ein Recht auf Ausbildung
Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt stärken, Mobilitätsprogramme ausweiten
Wien (sk) - Chancengleichheit muss für alle Jugendlichen gewährleistet werden, egal woher diese kommen, betonte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 12.05. anlässlich der Mobilitätskonferenz "TransWien'11". Im Jahr "2011 darf es uns nicht egal sein, wenn Jugendliche nicht einmal einen Pflichtschulabschluss haben", so Hundstorfer. Daher forciert Hundstorfer eine Ausweitung der erfolgreichen Maßnahme Ausbildungsgarantie zu einer Ausbildungsverpflichtung.

"Wenn die Krise eines bewiesen hat, dann dass Jugendliche ohne Qualifikation kaum Chancen haben", betonte Hundstorfer. Diese Jugendlichen seien massiv von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen. "Eine Grundqualifikation ermöglicht viel mehr Chancen", so Hundstorfer. In Österreich habe man mit der Ausbildungsgarantie einen wichtigen Schritt gesetzt. Nun gelte es, "diese Ausbildungsgarantie zu einer Ausbildungsverpflichtung weiterzuentwickeln".

Zusätzlich betonte der Sozialminister, dass man in Fragen des Arbeitsmarkts auf europäischer Ebene gemeinsam vorgehen müsse. Das österreichische Modell zur Kurzarbeit sei z.B. von Deutschland übernommen worden. Er sei zutiefst überzeugt, dass es wichtig ist, auch über die eigenen Landesgrenzen zu schauen. "Wir werden Mittel und Wege finden, dass das auch in Zukunft möglich ist", so Hundstorfer.

Bei der Konferenz wurde das deutsche Projekt "IdA. Integration durch Austausch" vorgestellt. Im Rahmen dieses Projektes wird schwerpunktmäßig Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen ein Auslandspraktikum angeboten. Es hat sich gezeigt, dass nach der Maßnahme ca. 60-70 Prozent der Jugendlichen vermittelt werden können. "Das wichtigste Partnerland ist inzwischen Österreich", sagte Sabine Baun, Leiterin der Gruppe "Europäische Fonds für Beschäftigung" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales in Deutschland. Hundstorfer bedankte sich für das Engagement dieses innovativen Projekts. Es sei eines der "Projekte, die dazu beitragen, Menschen Chancengleichheit und einen fairen Zugang zu ermöglichen", so Hundstorfer.

 

Mitterlehner kündigt neue Medien-Jugend-Informationsstelle an
Familien- und Jugendminister im EU-Unterausschuss des Nationalrats
Wien (övp-pk) - Das Thema Jugend im europäischen Kontext stand am 12.05. auf der Tagesordnung des Ständigen Unterausschusses in Angelegenheiten der Europäischen Union. Familien- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner hob dabei die EU-Initiative "Jugend in Aktion" hervor, mit der das Potenzial junger Menschen stärker unterstützt werden soll, um intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu erzielen. Die Initiative ziele "darauf ab, Jugend zu bewegen und über die Grenzen hinweg Kontakte zu knüpfen", begrüßte Mitterlehner diese Schwerpunkte aus österreichischer Sicht. Auch sein Ressort habe dazu bereits eine Reihe von Programmen und Maßnahmen initiiert und wolle diese weiter verstärken.

Ebenfalls besprochen wurde ein Entwurf des EU-Rates hinsichtlich der Teilhabe von jungen Menschen am demokratischen Leben in Europa. Auch in Österreich werde versucht, die Partizipation auf den verschiedensten Ebenen voranzutreiben, so Mitterlehner. Mitterlehner verwies hier auf "Wählen mit 16" sowie auf die Einbeziehung der Bundesjugendvertretung (BJV) - eine gesetzlich verankerte Interessensvertretung von mehr als 40 Kinder- und Jugendorganisationen. Insgesamt ortet Mitterlehner durchaus Interesse an politischer Mitgestaltung bei Jugendlichen in Österreich. Das Klischee, dass die Jugend daran nicht interessiert sei, könne er jedenfalls nicht nachvollziehen.

Diskutiert wurde zudem über die von der EU-Kommission vorgestellte EU-Agenda für die Rechte des Kindes, die unter anderem Forderungen zum rechtlichen Schutz von Kindern, zur Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder oder zum Schutz der Kinder im Internet zum Inhalt hat. Mitterlehner nannte in diesem Zusammenhang die stärkere Förderung der Medienkompetenz von Jugendlichen als einen Schwerpunkt. Ende Mai werde eine neue Medien-Jugend-Informationsstelle präsentiert und eröffnet. "Wir wollen die Medienkompetenz der Jugendlichen erhöhen und zu einer kritischen Auseinandersetzung anregen", sagte Mitterlehner. Die neue Stelle wird mit medienpädagogischen Einrichtungen zusammenarbeiten und soll Veranstaltungen, Seminare und persönliche Beratungen zur sicheren und effizienten Nutzung neuer Medien und Technologien anbieten.

Abschließend ging der Familienminister auf das österreichische Erfolgsmodell "Karriere mit Lehre" ein. Die duale Lehrlingsausbildung habe sich bewährt, aber angesichts des demographischen Wandels werde für die Betriebe der "Kampf um jeden Lehrling intensiver werden", so Mitterlehner, der daher das Gesamtsystem Lehre noch attraktiver machen will.

 

 Industrie warnt vor Engpass bei Lehrlingen und Berufsnachwuchs im technischen Bereich
Bewerbermangel in industrienahen und produktionsorientierten Technikbereichen - Demografische Entwicklung wird das Problem verschärfen
Krems (pwk) - Obwohl von einer Hochkonjunktur noch keine Rede sein kann, ist die Industrie dennoch mit einem Mangel an Arbeitskräften mit Schlüsselqualifikationen im technischen Bereich konfrontiert: "Rückmeldungen aus Industriebetrieben zeigen, dass dies keineswegs ein Randthema ist, sondern konkrete Ausbaupläne, Forschungsvorhaben und Auftragsübernahmen behindert und - leider - mitunter sogar verhindert werden", zeigt sich Wolfgang Welser, Obmann der Bundessparte Industrie der WKÖ, im Rahmen des Industrieseminars besorgt: "Eine ausreichende Zahl an Technikern und Technikerinnen mit den für die Industrie notwendigen Qualifikationen muss vorhanden sein, um jenen technologischen Fortschritt sicher zu stellen, der für die industrielle Wettbewerbsfähigkeit an einem Hochlohnstandort wie Österreich unverzichtbar ist."

Eine kürzlich im Auftrag der Bundessparte Industrie durchgeführte Umfrage des Industriewissenschaftlichen Instituts hat alarmierende Ergebnisse gebracht: Der Technikermangel zieht sich durch alle Branchen und betrifft alle Unternehmensebenen, von der Entwicklung, Konstruktion, Kalkulation, Projektplanung, Instandhaltung bis zu Leitungsfunktionen (z.B. Produktions- oder Bauleitung); die Unternehmen sind mit einer generell (zu) geringen Anzahl an Bewerbern und mit nicht ausreichender oder falscher Qualifikation der Bewerber konfrontiert.

Wolfgang Welser: "Der Abstand zwischen dem zu niedrigen Angebot und der wachsenden Nachfrage wird immer größer. Wenn wir aber Kernbereiche der industriellen Aktivität in Österreich mangels ausreichender Anzahl an Personen mit entsprechenden Qualifikationen nicht aufrecht erhalten können, dann verliert die Industrie auch ihre Rolle als Motor für Wertschöpfung, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich."

Die Industrie ist im Bildungsbereich nicht nur eine mahnende Stimme, sondern wirkt aktiv mit an einer Verbesserung der Lage. Von Industrieunternehmen sind in den letzten Jahren zahlreiche größere und kleinere Initiativen ausgegangen, von der Bereitstellung von Technikbaukästen für Kinder, der Einrichtung von Töchtertagen in Unternehmen, der Beteiligung an der SEMI High Tech University, der Entwicklung einer eigenen Ausbildungsschiene als Kombination von Lehre, HTL und Matura bis hin zur Gründung des FH Technikum Wien.

Gerade vor dem Hintergrund dieser Anstrengungen darf die Industrie umso mehr die Politik in die Pflicht nehmen, auch ihren Beitrag zu leisten, betont Industrie-Obmann Wolfgang Welser. "Dazu gehört auch die Sorge um die künftige Ausbildung fachpraktischer und fachtheoretischer Lehrkräfte in berufsbildenden Schulen. Hier ist geplant, dass durchgehend Bachelor- und Master-Abschlüsse vorhanden sein müssen. Angesichts der auch in pädagogischer Hinsicht bestehenden Kompetenz dieser für die Vermittlung der Praxis so wichtigen Lehrkräfte ist das eine sinnlose Überlegung, die den Zugang zu diesen Bereichen gefährlich ausdünnen wird. Wir brauchen diese Fachkräfte jedoch dringend, um die Qualität unserer technischen Ausbildungen halten zu können", mahnt Welser.

Bernhard Reisner, Vice President Human Capital in der Miba AG, unterstreicht die aktive Rolle der Industrie bei der Aus- und Weiterbildung gut qualifizierter Fachkräfte: "Ein Prozent unseres Umsatzes investieren wir in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, vom Lehrling bis zur Führungskraft. Während der Krise mussten wir in vielen Bereichen sparen, nicht aber bei den Bildungsausgaben: Sparen an der falschen Stelle kommt teuer!"

Miba nimmt in Österreich durchschnittlich dreißig Lehrlinge pro Jahr auf, mit dem Wachstum des Unternehmens steigt der Bedarf weiter an. Die Suche nach den richtigen Lehrlingen wird vor allem durch die demografische Entwicklung, aber auch durch Bildungsdefizite der Bewerber und dem Trend ins höhere Schulwesen erschwert. Eine große Herausforderung ist die Einstellung von rund zwanzig Absolventinnen und Absolventen naturwissenschaftlich-technischer Studienrichtungen im heurigen Jahr. Bernhard Reisner: "Das Problem ist einerseits die im Vergleich zu anderen Studienrichtungen geringere Absolventenquoten, andererseits aber auch die zum Teil geringe geographische Mobilität der Absolventen."

Damit sich der Standort Österreich im internationalen Wettbewerb langfristig behaupten kann, müssen Kinder und Jugendliche bereits im Kindergarten für Technik und Naturwissenschaften begeistert werden, fordert der Miba-Manager Bernhard Reisner: "Bildungsfragen sind standortentscheidend, denn unsere Arbeitsmärkte stehen in einem globalen Wettbewerb." Entscheidende Anforderung an das Bildungssystem ist neben der Vermittlung von Fachkompetenz vor allem auch das Wecken von Neugierde, Flexibilität und Freude.

Die in den letzten zehn Jahren wachsende Zahl an Lehrlingen in der Industrie zeigt, dass es der Industrie gelungen ist, mit einem attraktiven Ausbildungsangebot das Image der Industrielehre zu verbessern. "Die Berufsbildung auf der Sekundarebene ist überhaupt eine spezifische Stärke Österreichs und eine internationale Besonderheit", unterstreicht Thomas Mayr, Geschäftsführer des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw): "Wir sehen dadurch in Österreich eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit und - dank hoher Nachfrage der Unternehmen - einen relativ problemlosen Übergang der Lehrabsolventen ins Berufsleben."

Die demografische Entwicklung (d.h. die geringer werdende Zahl an Jugendlichen), die verstärkte Konkurrenz durch eine weiterführende Schulausbildung und veränderte Qualifikationsanforderungen seitens der Unternehmen machen Anpassungen der Lehrlingsausbildung notwendig. Thomas Mayr: "Besonders wichtig ist die verbesserte Einpassung der Lehrlingsausbildung in die Gesamtbildungsstruktur." Dazu zählt nicht zuletzt die von der Industrie seit langem geforderte Verbindlichkeit von Bildungszielen, die bestimmte Grundkompetenzen von Schulabgängern sicher stellen sollen.

Die Lehre muss künftig innerhalb des nationalen Qualifikationsrahmens entsprechend positioniert sein und den gleichen Stellenwert wie eine schulische Ausbildung haben. Dazu sollten insbesondere die bessere Sichtbarkeit weiterführender Abschlüsse nach der Lehre und die Durchlässigkeit zur Ebene der Fachhochschulen und Universitäten beitragen. "Zusätzlich notwendig ist in diesem Zusammenhang insbesondere die Konsolidierung bestehender Abschlüsse - wie Meisterprüfung oder Absolvierung von Fachakademien - und deren Weiterentwicklung zu einem gemeinsam Rahmen einer 'tertiären Berufsausbildung'", skizziert Bildungsforscher Thomas Mayr entsprechende Zukunftsstrategien.
     

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