Schützen, bevor was passiert   

erstellt am
13. 05. 11

Experten der Automobilbranche beraten in Linz über sichere Fahrzeuge und Verkehrskonzepte
Linz (clusterland) - 93 Prozent der Verkehrsunfälle entstehen durch menschliche Fehlleistungen. Herkömmliche Sicherheitssysteme dienen dazu, die Folgen der Unfälle zu verringern. Zukünftige Assistenzsysteme werden dazu beitragen, dass Unfälle erst gar nicht passieren. Experten von Audi, Magna Steyr und ÖAMTC trafen einander am 11. und 12. Mai unter dem Motto "Sicher in der Zukunft" bei der 9. Zulieferkonferenz des Automobil-Clusters "automotive.2011" in Linz.

Selbst, wenn ein Fahrzeug einen Crash mit unbeschadeter Fahrgastzelle übersteht, ist der Insasse immer noch gefährdet. "Wie ein rohes Ei in einer Holzschachtel. Die Holzschachtel wird keinen Kratzer haben, wenn sie gegen eine Wand fährt, aber das Ei ist trotzdem kaputt", vergleicht DI Heinz Hollerweger, Leiter der Entwicklung Gesamtfahrzeug bei Audi. Ein Fahrzeug muss nicht nur rundum sicher sein, sondern auch den "Inhalt" richtig schützen. Deshalb wird die Zukunft bei der Entwicklung von Sicherheitssystemen verstärkt in die Richtung "aktive Verhinderung von Unfällen" gehen. "Der beste Unfall ist der, der nicht passiert." so Heinz Hollerweger. Informationen, die das Fahrzeug seinem Lenker z.B. durch Sensoren, Kameras, Kommunikationssysteme usw. liefert, können diesen rechtzeitig vor Gefahren warnen. Reagiert der Fahrer nicht, greift das System selbstständig ein und leitet eine Notreaktion ein. Auf diesem Gebiet wird derzeit sehr genau getestet, wie viele Informationen von seinem Fahrzeug ein Autolenker verarbeiten kann und ab wann Überforderung bzw. das Gefühl der Bevormundung durch die elektronischen Assistenten einsetzt.

Gewicht einsparen - Sicherheit erhöhen
Die Weiterentwicklung der Sicherheitssysteme im Fahrzeug waren maßgeblich an der Gewichtssteigerung beteiligt - so ist im Vergleich zu einem Golf II/Baujahr 1984 der Golf VI aus dem Jahre 2008 um 400kg schwerer. Während früher jedes zusätzliche Sicherheitselement auch zusätzliches Gewicht bedeutete, versucht man heute, durch aktive Assistenzsysteme, die in der Regel aus elektronischen und dadurch leichten Komponenten bestehen, Gewicht einzusparen und schwere Elemente zu verringern bzw. einzusparen.

Mischbauweise ist die Zukunft im Automobilbau
Das reine Alu-Auto ist ebenso undenkbar, wie ein Fahrzeug nur aus Kunststoff. Jede Beanspruchung und Anforderung braucht das geeignete Material. Ein Kunststoffrahmen wird nie die Sicherheitseigenschaften erfüllen können, die ein Stahlrahmen bietet. Trotzdem ist der Kampf um jedes Gramm im Gange. "Der Schlüssel zum Leichtbau ist die Weiterentwicklung der Fügetechniken", ist Heinz Hollerweger sicher. Die Technologien zum Verbinden unterschiedlicher Materialien entscheiden über den Einsatz von Werkstoffen. CFK (Kohlenstoffverstärkte Kunststoffe) und Aluminium haben hier nach seiner Einschätzung das größte Potenzial.

Welche Auswirkungen haben neue Werkstoffe auf den CO2-Verbrauch?
Leichtere Autos brauchen weniger Kraftstoff. Der CO2-Ausstoß verringert sich dadurch. Dennoch muss man beim Einsatz unterschiedlicher Materialien auch die CO2-Gesamtbelastung bei der Herstellung berücksichtigen. Stahl ist ein günstiger Werkstoff. Kunststoff, Carbon, Magnesium hingegen eher teuer und aufwendig in der Erzeugung. Das Konzeptauto "MILA" von Magna Steyr zeigt eindrucksvoll den Einsatz von Leichtwerkstoffen aus der Flugzeugindustrie. DI Robert Scholz, Bereichsleiter Gesamtfahrzeug bei Magna Steyr, hob die Vorteile von Verbundwerkstoffen hervor und möchte beim Leichtbau einen Schritt weiter gehen. Leichtbau im Sinne von "leicht zu verbauen" soll im Produktionsprozess für Magna Steyr Einsparungen bringen. Magna Steyr setzt mit den Entwicklungen für das Konzeptauto "MILA Aerolight" besonders stark auf einen Multimaterialmix.

Sicher und umweltfreundlich durch oberösterreichische Technologien
Fazit der Experten: Leichtbauweise ist für die Reduktion der CO2-Emissionen von großer Bedeutung. Darüber dürfen aber die Aspekte der Sicherheit nicht vernachlässigt werden. Die oberösterreichischen Zulieferunternehmen unterstützen die Weiterentwicklung von Werkstoffen und Verbindungstechnik mit innovativen Technologien und tragen so zu einer umweltfreundlicheren und sichereren Mobilität bei.
     
Informationen: http://www.automotive-conference.at    
     
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