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Kardinal Schönborn legt "Masterplan" für Erneuerung der Erzdiözese Wien vor |
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Kurzfassung seines Hirtenbriefs wird am kommenden Sonntag bei allen Gottesdiensten verlesen –
"Tiefgreifender Entwicklungsprozess" Wien (pew) - Einen „Masterplan“ für eine umfassende Erneuerung der Erzdiözese Wien legt Kardinal Christoph Schönborn in einem Hirtenbrief vor, dessen Kurzfassung am Sonntag (15.05.) bei allen Gottesdiensten in der Erzdiözese verlesen werden soll. Mit dem Vorgang „Apostelgeschichte 2010“ (in dessen Verlauf es drei große Diözesanversammlungen im Oktober 2009 sowie im März und im Oktober 2010 gab) sei ein „Weg der Erneuerung“ im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils begonnen worden. Die Diözesanversammlungen seien für viele, auch für ihn selbst, „starke, bewegende, hoffnungsreiche Erfahrungen“ gewesen, betont der Wiener Erzbischof. Der Vorgang „Apostelgeschichte 2010“ habe ihn verändert, so der Kardinal: „Ich habe viel gelernt. Mein Eindruck ist, dass es vielen so ergangen ist: Wir erlebten gemeinsam die Freude des Christseins“. Die nächsten nun folgenden Schritte hätten einen „tief greifenden Entwicklungsprozess“ zum Ziel. „Gehen wir auf diesem Weg beherzt weiter“, betont der Wiener Erzbischof. In der Kurzfassung des Hirtenbriefs beschreibt Kardinal Schönborn die gegenwärtige Situation der Kirche so: „Als Kirche sind wir eine bunte und vielfältige Gemeinschaft, mit viel bewundernswertem Einsatz für das Reich Gottes. Auch wenn wir für manche Fragen unterschiedliche Lösungsvorschläge haben, verbindet uns das Bemühen um die Nachfolge Jesu und die Liebe zur Kirche. Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind groß: Die demographische Entwicklung, das Thema Migration, Energie- und Umweltfragen bereiten zunehmend Sorgen. Die Schere zwischen den Armen und den Reichen klafft immer weiter auseinander und bedroht den sozialen Zusammenhalt. Die religiöse Praxis hat sich tiefgreifend verändert. Traditionelle Bindungen halten nicht mehr. Es gibt weniger Kirchenmitglieder und auch die Zahl derer, die das Leben in den Pfarren tragen, wird geringer. In den meisten Pfarren fehlen Kinder und junge Menschen. Unsere finanziellen und personellen Ressourcen werden knapp“. Auf dem Hintergrund dieser schwierigen Situation müsse den Christen der Auftrag Jesu zur Mission neu bewusst werden. Der Wiener Erzbischof fasst diesen Auftrag in dem Wort „Mission zuerst“ zusammen und betont: „Welche konkreten Schritte folgen daraus? Ich sehe zwei miteinander verwobene Fragenkreise: Wie können wir unsere Jüngerschaft in der Nachfolge Jesu vertiefen, beleben oder neu lernen? Und: Welche Entwicklung unserer Organisationsformen braucht es, damit wir uns auf unsere Mission neu ausrichten können? Welche Strukturen müssen wir dazu eventuell aufgeben, welche ändern, welche neu schaffen?“ In der Langfassung des Hirtenbriefs benennt Kardinal Schönborn sieben Themenfelder: „Neu in die Lebensschule Jesu gehen – Jüngerschaftsschulen einrichten“, „Neues Miteinander von gemeinsamem Priestertum der Gläubigen und Weihepriesteramt“, „Christliche Gemeinschaften und Gemeinden am Ort – aufbauen, stärken und gründen“, „Neue Gemeinden jenseits der territorialen Ordnungen entwickeln und unterstützen“, „Eine neue Pastoral des Rufens – für Dienste in Hingabe und Professionalität“, „Loslassen für Neues – Wagemut ist gefragt“, „Aufbau der Allianzen im Tun der Gerechten stärken“. In der Kurzfassung greift der Wiener Erzbischof vor allem drei Bereiche heraus: „Neu in die Lebensschule Jesu gehen“, „Gemeinden aufbauen und stärken“ und „Allianzen im Tun der Gerechten“. Im Hinblick auf die „Lebensschule Jesu“ erinnert der Kardinal daran, dass der Glaube ein Geschenk ist, in das man lebenslang immer tiefer hineinwachse. Dazu seien „Schulen der Jüngerschaft“ notwendig: Orte und Vorgängen, in denen Nachfolge Jesu gelernt werden kann. Wörtlich stellt Kardinal Schönborn fest: „Wir müssen heute mehr denn je auskunftsfähig sein über unsere Entscheidung für Jesus Christus, über die Hoffnung, die uns leben lässt“. Zum Aufbau der Gemeinden betont der Wiener Erzbischof: „In den nächsten Jahren wird sich in der Struktur der Pfarren vieles verändern. Wir wollen diese Veränderungen nicht bloß erleiden, sondern aktiv gestalten. Manche derzeitigen Pfarrkirchen werden wohl in Filialkirchen umgewandelt. Alle Veränderungen sollen einer Vielzahl von lebendigen Gemeinschaften am Ort dienen“. Was die „Allianzen“ angeht, unterstreicht Kardinal Schönborn: „Zum christlichen Leben gehört der konkrete Einsatz für die Notleidenden. Dabei stehen wir als Kirche neben anderen, die das auch tun. Wir haben keine Vormachtstellung mehr und sind zunehmend auch selbst auf die Solidarität der Gesellschaft angeweisen. Sehen wir das als Chance, uns in unserem Engagement mit allen zu verbinden, die sich für die Armen und Notleidenden und für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen“. Für den diözesanen Entwicklungsprozess hat der Wiener Erzbischof eine „Steuerungsgruppe“ eingerichtet, die aus den Mitgliedern des Bischofsrates und dem Team der Stabsstelle „Apostelgeschichte 2010“ besteht. Diese „Steuerungsgruppe“ strukturiert, koordiniert und begleitet den ganzen Prozess. Die konkrete Planung und Gestaltung obliegt einer Arbeitsgruppe, die von Generalvikar Nikolaus Krasa geleitet wird. Dieser Arbeitsgruppe gehören außerdem Weihbischof Stephan Turnovszky, Bischofsvikar Präl. Matthias Roch, Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel, Michael Scharf, Andrea Geiger, Otto Neubauer und Otmar Spanner an. Entscheidungen für die Erzdiözese fallen durch die jeweils im Kirchenrecht vorgesehenen Organe. Kardinal Schönborn hat ausdrücklich eingeladen, im Sinn der bei den Diözesanversammlungen erprobten Methode des „Offenen Mikrophons“ Rückmeldungen und weitere Überlegungen zu den Themenfeldern des Hirtenbriefs an das Büro „Apostelgeschichte 2010“ zu übermitteln. |
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Informationen: http://www.apg2010.at | ||
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