Von der Biotonne ins Erdgasnetz: An der Technischen Universität (TU) Wien wurde eine ganz
neue Methode entwickelt, Biogas zu nutzen.
Wien (tu) - Biogas ist ein wertvoller Energieträger und könnte ein wichtiger Baustein für
eine zukünftige nachhaltige Energieversorgung sein. Bisher wird Biogas meist in Gasmotoren verbrannt und seine
Energie – mit mäßigem Wirkungsgrad – in Elektrizität umgewandelt. An der Technischen Universität
Wien wurde unter der Leitung von Michael Harasek ein revolutionär neues Verfahren entwickelt, Biogas auf umweltverträgliche
Art zu reinigen, sodass der wertvolle Hauptbestandteil Methan direkt ins Erdgasnetz eingespeist werden kann. Bei
der diesjährigen Vergabe der Houska-Preise wurde das Projekt mit einem Forschungspreis von 5000 Euro prämiert.
Membran filtert Methan
Gewöhnliches Biogas, wie man es etwa durch Verwertung von Pflanzenabfällen in Silos oder aus Klärschlamm
gewinnt, enthält neben Methan auch noch CO2, Wasser und geringe Mengen an weiteren unerwünschten Substanzen
wie Schwefel oder Ammoniak. „Wenn man es schafft, das wertvolle Methan zu isolieren, kann man es wie Erdgas als
Brennstoff nutzen, oder auch gasbetriebene Autos damit betanken“, meint Michael Harasek vom Institut für Verfahrenstechnik,
Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien. Mithilfe von halbdurchlässigen Membranen, die
zwar CO2 und Wasserdampf, nicht aber das Methan passieren lassen, lässt sich das Biogas in wertvollen, sauberen
Brennstoff umwandeln. „In unserer Zusammenarbeit mit der Firma Axiom Angewandte Prozesstechnik GmbH konnten wir
zeigen, dass unser Verfahren sich tatsächlich im industriellen Maßstab effizient anwenden lässt“,
berichtet Harasek.
Zusätzlich zu den halbdurchlässigen Membranen war noch eine ganze Palette kleinerer und größerer
Tricks nötig, um das Verfahren zu optimieren – doch die jahrelange Forschungsarbeit hat sich ausgezahlt: „Unsere
Methode produziert nun zuverlässig Gas in einer Qualität, die den sehr strengen österreichischen
Richtlinien genügt“, erklärt Michael Harasek. „Noch vor kurzem haben das viele Wissenschaftler für
technisch nicht machbar gehalten.“
Methan statt Erdgas
Aufgrund seiner hohen Energiedichte ist Methan ein sehr attraktiver Energiespeicher – und für seine technische
Nutzung kann die bereits gut ausgebaute Erdgas-Infrastruktur aus Pipelines, Gasspeichern und Tankstellen verwendet
werden. Das CO2, das dabei anfällt, bietet keinen Grund zur Besorgnis: „Es ist das CO2, das die Pflanze vorher
gebunden hat – hier besteht ein geschlossener Kreislauf“, betont Harasek.
Um die Qualität des Gases zu sichern, muss seine Zusammensetzung ständig überwacht werden, gegebenenfalls
muss man die chemischen Abläufe nachjustieren und anpassen. Auch die dafür nötige Mess- und Regelungstechnik
wurde von den VerfahrenstechnikerInnen an der TU Wien entwickelt. „Wir haben ein Regelungskonzept entwickelt, mit
dem man bequem online die Biogasaufbereitungsanlagen überwachen und steuern kann“, erzählt Michael Harasek.
Damit wird die Methode für Wirtschaft und Industrie umso interessanter – eine Vermarktung der neuen Technologie
in größerem Ausmaß rückt in greifbare Nähe. |