Bundeskriminalamt verhaftet Tatverdächtigen in Niederösterreich – Organisierte Gruppe
verursachte Schäden in zweistelliger Euromillionenhöhe
Wien (bundeskriminalamt) - In enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landeskriminalamt in München
konnte das Bundeskriminalamt Wien am Dienstag, den 10. Mai 2011 einen Niederösterreicher, der in einer international
organisierten Gruppe des Internetbetrugs verdächtigt wird, festgenommen werden. Der Beschuldigte befindet
sich in Haft und wird in diesen Tagen einvernommen.
Der mutmaßliche Täter war in einer organisierten Gruppe tätig, die mit Internetbetrügereien
in Europa Schäden in zweistelliger Millionenhöhe anrichteten. Der Beschuldigte steht unter Verdacht auf
gewerbsmäßigen Betrug bzw. der Beihilfe zu Betrugs- und weiteren Straftaten im Internet.
Der Verhaftung des Tatverdächtigen gingen monatelange intensive Ermittlungen voraus. Diese wurden in enger
Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landeskriminalamt geführt: in der ganzen Bundesrepublik Deutschland durchsuchten
mehr als 170 Polizeibeamte 29 Objekte und verhafteten acht Personen, darunter die Drahtzieher der Bande. In Niederösterreich
erfolgte der Zugriff und in weiterer Folge die Festnahme des Tatverdächtigen durch das Bundeskriminalamt am
Dienstag, den 10. Mai 2011.
Die Tatverdächtigen haben mittels über 800 kurzfristig eingerichteten gefakten Webshops verbilligte Waren
angeboten und so rund 100.000 Internetkäufer im deutschsprachigen Raum geschädigt. Der in Niederösterreich
festgenommene Tatverdächtige, ein österreichischer Staatsbürger, war in der Gruppe unter anderem
für die Bereitstellung der Infrastruktur verantwortlich. Die sichergestellten Unterlagen werden nun von den
Beamten des Bundeskriminalamtes gesichtet, der Beschuldigte befindet sich in Haft und wird in diesen Tagen einvernommen.
Aktuell sind nach Auskunft des bayerischen Landeskriminalamts aus technischen Gründen noch folgende der bisher
entdeckten Internetseiten online. Das Bayerische Landeskriminalamt warnt daher dringend davor, auf folgenden Seiten
einzukaufen:
www.usa-auto-kaufen.de
www.luxus-ferienhaus24.de
www.af-import-autohaus.de
"Dieser Aufgriff zeigt, dass Internetkriminalität eine internationale Herausforderung darstellt, die
national nur begrenzt bekämpfbar ist, weshalb hier eine enge länderübergreifende Zusammenarbeit
einen zentralen Stellenwert einnimmt", so Mag. Rudolf Unterköfler, Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität
im Bundeskriminalamt. "Weiters bestätigt dieser Fall, dass es sich bei den begangenen Delikten im Internet
verstärkt um neue Tätergruppen handelt, die kriminell organisiert und international vernetzt sind",
so Unterköfler weiters. Gleichzeitig sind nahezu alle Deliktsbereiche von der Internetkriminalität betroffen.
Das Bundeskriminalamt setzt daher verstärkt auf Präventionsarbeit.
"Allgemein ist beim Kauf von Waren im Internet Vorsicht geboten, insbesondere bei Vorauszahlung", so
Unterköfler. "Vertrauliche oder persönliche Daten sollten zum Beispiel beim Online Banking oder
beim Einkauf im Internet ausschließlich über verschlüsselte Seiten bekannt gegeben werden. Die
Übertragung ist nur dann sicher, wenn die Internetadresse in der Browserleiste mit https:// beginnt."
IT-Kriminalität in Österreich - steigende Kriminalitätszahlen
Strafbare Handlungen im Internet sind in den letzten Jahren immer zahlreicher und komplexer geworden. Gleichzeitig
ist eine zunehmende Professionalisierung und internationale Organisierung der Tätergruppen zu beobachten.
Die Anonymität des Internets einerseits und die Verwendung technologisch hoch entwickelter Softwareprogramme
andererseits erschweren die Arbeit der Kriminalisten. Häufig kann bei Delikten im Internet weder auf die Identität
noch auf die Hintergründe des Angreifers geschlossen werden, da die Abwehr- und Rückverfolgungsmöglichkeiten
teilweise sehr begrenzt sind.
"Die von den Tätern hinterlassenen Computerspuren sind im Internet durch eigens verwendete Verschlüsselungssoftware
sehr schwierig zu verfolgen", so Mag. Unterköfler. Die Finanzspuren werden durch mehrere eingesetzte
Finanzagenten umgangen.
Im Bereich IT-Kriminalität wurden im Jahr 2001 in Österreich 38 Straftaten zur Anzeige gebracht, 2005
waren es 2.453 Fälle, im Jahr 2010 bereits 4.450. In den ersten drei Monaten des Jahres 2011 wurden 1.129
Delikte angezeigt. Die Aufklärungsquote lag im ersten Quartal dieses Jahres bei 44,4 Prozent.
In absoluten Zahlen zählen der Betrug durch Internetauktionen (1.874 angezeigte Fälle im Jahr 2010) bzw.
der Betrug durch Missbrauch des Internets (1.490 Fälle im Jahr 2010) zu den am häufigsten begangenen
Delikten.
Neben den bereits genannten Tipps empfiehlt das Bundeskriminalamt folgende Präventivmaßnahmen:
- Verwenden Sie einen Virenschutz und führen Sie regelmäßig Updates durch.
- Aktualisieren Sie Ihre Software wie z.B. das Betriebssystem und den Browser. Die Hersteller stellen in regelmäßigen
Abständen kostenlose Updates zur Verfügung, die Sicherheitslücken im System beheben.
- Verwenden Sie beim Internetsurfen eine Firewall und schützen Sie damit Ihren PC vor gefährlichen
Daten oder ungewollten Zugriffen. Solche Programme sind sowohl im Handel als auch kostenlos, als Freeware, zu erhalten.
- Seien Sie bei der Weitergabe Ihrer E-Mailadresse oder bei der Eintragung Ihrer Daten in Internetformulare vorsichtig.
Gehen Sie immer davon aus, dass Ihre Daten weitergegeben und missbraucht werden können.
- Übermitteln Sie nicht ohne weiteres vertrauliche Daten, wenn Sie per E-Mail dazu aufgefordert werden.
Halten Sie in solchen Fällen Rücksprache mit dem Absender und überprüfen Sie die Seriosität
des Mails.
- Speichern Sie keine Passwörter (PIN, TAN) auf dem PC. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Banken werden
Sie nie nach Zugangsdaten fragen. Anfragen per Mail kommen in der Regel ausschließlich von Betrügern.
- Verwenden Sie sichere Passwörter. Es bewähren sich Passwörter mit acht oder mehr Stellen, die
aus Kombinationen von Buchstaben und Ziffern bestehen.
- Öffnen Sie keine Anhänge von E-Mails, deren Herkunft Sie nicht kennen. Es könnten sich Viren,
Würmer oder Trojaner darin verbergen.
- Sichern Sie regelmäßig Ihren Datenbestand und erstellen Sie Sicherungskopien, damit Sie die Daten
im Falle eines Verlustes anstelle der Originale verwenden können.
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