Junger Flüchtling kommt ins Klassenzimmer und erzählt seine Geschichte   

erstellt am
17. 05. 11

Um Vorurteile und Ängste bei der Tiroler Jugend abzubauen
Innsbruck (lk) - Eine abenteuerliche, besser gesagt traumatisierende Flucht hat Parwiz Muzaffari von Afghanistan nach Österreich verschlagen: Ohne seine Eltern - als so genannter unbegleiteter minderjähriger Flüchtling ist er hier angekommen. Er wirkt jetzt an Sensibilisierungsworkshops an Tiroler Schulen und Jugendzentren mit: Im Rahmen des von EU, Bund und Land geförderten Projektes „Auf der Flucht“ will er in der persönlichen Begegnung mit Tiroler Jugendlichen ab der achten Schulstufe Informationsdefizite beseitigen, Ängste abbauen und Vorurteile zum Thema Flucht und Asyl bekämpfen.

Die Jugendlichen werden in den Workshops angeleitetet, verschiedene Stationen einer Flucht selbst im Rollenspiel zu erleben. „In der anschließenden Reflexion konfrontieren sie ihr Erleben mit den realen Erfahrungen der jungen Flüchtlinge, die diesen Workshop begleiten“, berichtet Johannes Ungar, Geschäftsführer des Projektbetreibers innovia. Heuer sind insgesamt 99 Workshops in allen Tiroler Bezirken geplant.

Das Klassenzimmer der 1 BS der Handelsschule Innsbruck war Schauplatz dieser Präsentation. Für Bildungslandsrätin Beate Palfrader ist gerade die Schule ein idealer Ort der Begegnung und Bewusstseinsbildung: „Der direkte Austausch mit jungen Flüchtlingen ist eine wertvolle Erfahrung, denn die Jugendlichen lernen aus erster Hand die Probleme, Sorgen und Ängste dieser gleichaltrigen Menschen.“ So wird den Jugendlichen auch der Zugang zu einer eigenen reflektierten Position erleichtert, die sich von Stammtischparolen absetzen kann.

Soziallandesrat Gerhard Reheis hob in diesem Zusammenhang die bestens funktionierende Vernetzung zwischen Schulbehörde, Flüchtlingskoordination und Jugendwohlfahrt hervor. „Um der besonders entwürdigenden Lebenssituation von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen auf der Flucht zu begegnen, hat das Land für diese Menschen in Tirol derzeit insgesamt 36 Plätze in SOS-Kinderdorfeinrichtungen und beim Roten Kreuz geschaffen“, sagte Reheis. Bis zur Volljährigkeit wird so ein geschützter Rahmen zur persönlichen Entfaltung, Verarbeitung traumatischer Erlebnisse und Entwicklung realistischer Zukunftsperspektiven geboten.
     
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