Burgstaller eröffnete Ausstellung "Von der Handbuchbinderei zum HighTech-Labor. 70 Jahre
Buchbinderei im Landesarchiv"
Salzburg (lk) - "Angesichts der mehr als beeindruckenden Fülle an Archivalien verschiedenster
Art, die im Salzburger Landesarchiv aufbewahrt werden, wird deutlich, welche Herausforderung deren Bewahrung darstellt.
Die Vielfalt der Materialien, die zum Teil Jahrhunderte alt sind und somit das ‘Gedächtnis dieses Landes‘
bilden, reicht von Pergament über Papier, Leder, Holz bis hin zum Foto. Dementsprechend breit gefächert
muss das Knowhow der Experten sein. Die Beschäftigten in der Werkstatt sind im Lauf der Zeit zu wahren High-Tech-Spezialisten
geworden, die vor immer neuen Herausforderungen stehen." Dies betonte Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller
am 17.05. bei der Eröffnung der Ausstellung "Von der Handbuchbinderei zum HighTech-Labor. 70 Jahr Buchbinderei
im Salzburger Landesarchiv".
In dieser Ausstellung im Landesarchiv in Salzburg, Michael-Pacher-Straße 40, die bis 8. Juli von Montag bis
Freitag von 8.30 bis 12.00 Uhr und montags, dienstags und donnerstags von 13.00 bis 16.00 Uhr öffentlich zugänglich
ist, werden besonders gelungene Beispiele der Arbeit von Restauratoren sowie Werkzeuge von einst und jetzt gezeigt.
Zu sehen sind unter anderem die älteste karolingische Handschrift des Landesarchivs aus dem 9. Jahrhundert,
ein Urbar (Grundbuch) aus dem Jahr 1608 mit der Originalunterschrift von Erzbischof Wolf-Dietrich, restaurierte
Wachssiegel und Beispiele von Tintenfraß sowie ein Teil der alten Goldschmiedewerkstatt des Landesarchivs,
alte Handbuchbinder-Werkzeuge sowie moderne Laborgeräte. Dazu zählt auch der einzige Alterungsofen, der
in einem österreichischen Landesarchiv im Einsatz ist. Mit diesem Ofen können Materialien innerhalb weniger
Wochen künstlich um 100 Jahre älter gemacht werden, um festzustellen, ob sie als Archivmaterialien geeignet
sind.
Archive sorgen für Rechtssicherheit
Bei der Eröffnung der Ausstellung "Von der Handbuchbinderei zum HighTech-Labor. 70 Jahre Buchbinderei
im Salzburger Landesarchiv" wurde auch das gleichnamige Buch von Nikolaus Pfeiffer, dem Leiter der Restaurierwerkstätte
des Landesarchivs, präsentiert. Diese Werk beschreibe nicht "nur" die Geschichte der Buchbinderei
im Salzburger Landesarchiv, es führe vielmehr auf direktem Weg in einen zentralen Kernbereich des Archivs,
in die Werkstätten. "Die Erhaltung und Restaurierung der Archivalien und des Buchbestandes ist allein
schon aus Gründen der Rechtssicherheit unbedingt notwendig – denken wir nur an die historischen Grundbücher
und die dazugehörige Urkundensammlung. Das Salzburger Landesarchiv verfügt nicht nur über landesgeschichtlich
relevante Bestände, sondern leistet auch wertvolle Dienste für das Amt der Salzburger Landesregierung,
die Bezirkshauptmannschaften und die Gerichte", sagte die Landeshauptfrau. In den insgesamt zehn Archivspeichern
werden rund 6.000 Urkunden, 10.000 Karten und Pläne, mehr als 500.000 historische Fotografien sowie hunderttausende
auf Mikrofilm gesicherte, historische Dokumente und Bücher gelagert.
"Das Buch von Nikolaus Pfeiffer bietet nicht nur einen Rundgang durch die Werkstätten und gibt einen
Überblick über deren Geschichte, sondern hat durch seine detaillierte und sachkundige Darstellung von
Lagerungsbedingungen und Hinweisen zur Vermeidung von Schäden an Archivmaterialien auch "Handbuchcharakter"
für alle, die mit der Aufbewahrung von Schriftstücken, Akten, Fotos und dergleichen zu tun haben. Es
ist somit eine weitere Maßnahme des Landesarchivs in seinem langfristigen Schwerpunktes zur Förderung
und Beratung von Gemeindearchiven, die wichtige Institutionen zur Wahrung der lokalen und regionalen Identität
in unserem Bundesland sind", sagte Landeshauptfrau Burgstaller, die abschließend Nikolaus Pfeiffer sowie
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesarchivs, deren Zusammenarbeit die Herausgabe dieses Buch erst
ermöglicht hat, dankte.
Dohle: Hilfestellung für Gemeindearchive und Ortsmuseen
Der Direktor des Salzburger Landesarchivs, Dr. Oskar Dohle, stellte fest, dass die Errichtung einer eigenen Buchbinderei
im Salzburger Landesarchiv vor nunmehr 70 Jahren den Beginn einer Entwicklung markiere, die weit über die
rein handwerkliche Tätigkeit hinausführte und heute die Schwelle zu den Naturwissenschaften und zum HighTech-Bereich
längst überschritten habe. Das Buch von Nikolaus Pfeiffer enthalte neben fachlichen Ausführungen
auch die wichtigsten Parameter und Richtlinien für die dauerhafte Archivierung historischer Quellen. Dies
sei vor allem deshalb sehr wichtig, weil die Unterschiedlichkeit der verwendeten Materialien große Anforderungen
an Erhaltung, Restaurierung und Lagerung stelle. "Es kann somit für das weite Feld der Gemeindearchive
und lokalen Museen eine wertvolle Hilfe leisten, damit dort mit vergleichsweise geringem Aufwand möglichst
optimale Lagerbedingungen hergestellt werden können. Vor allem der sachgerechten Aufbewahrung von Archivgut
kommt eine besondere Bedeutung zu, da auf diesem Gebiet scheinbar harmlose Versäumnisse oft erst nach Jahren
oder Jahrzehnten irreparable Schäden zur Folge haben können", sagte der Direktor des Salzburger
Landesarchivs. |