Produktionsausweitung nimmt ab, daher sinkt der Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai zum dritten
Mal in Folge
Wien (ba) - „Im Vergleich zum Vormonat ist die Lage in Österreichs Industrie im Mai von einer
noch zurückhaltenderen Neuauftragsentwicklung, insbesondere im Exportsektor, geprägt. Das Produktionswachstum
lässt weiter nach. Das Tempo, mit dem neue Jobs geschaffen werden, ist noch hoch“, fasst Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern zusammen. Seit dem
starken Jahresbeginn verliert die Industriekonjunktur Monat für Monat an Schwung. „Der abermalige Rückgang
des Bank Austria EinkaufsManagerIndex von 57 auf 55,6 Punkte im Mai unterstreicht endgültig, dass die Industriekonjunktur
ihren Höhepunkt überschritten hat. Die heimischen Sachgüter-Erzeuger sind, nach dem besonders dynamischen
Start ins Jahr 2011 mit einem durchschnittlichen Produktionsplus von 11,5 Prozent von Jänner bis März,
nun in ruhigeres Fahrwasser eingetaucht“, so Bruckbauer. Mit einem Wert deutlich über der Wachstumsmarke von
50 Punkten macht der aktuelle Einkaufsmanagerindex aber klar, dass der Sektor weiterhin gut in Schwung ist.
Die Beruhigung der Industriekonjunktur zeigt sich auf breiter Basis. Fast alle Teilindizes tendieren nach unten,
wobei der Rückgang des Produktionsindex besonders stark ausfiel. Der Index ist im Mai auf 55,5 Punkte zurückgegangen
und liegt damit auf dem tiefsten Wert seit eineinhalb Jahren. „Die heimischen Industriebetriebe waren im Mai bei
der Ausweitung der Produktion deutlich zurückhaltender als in den vergangenen Monaten. Die schwächere
Entwicklung der Neuaufträge drückte aufs Tempo“, meint Bruckbauer. Insbesondere der bislang so starke
Aufwärtstrends der Auslandsnachfrage ist eingebrochen. Der Rückgang des Index für die Exportaufträge
auf 50,3 Punkte im Mai zeigt, dass dieser sogar fast zum Erliegen gekommen ist. Die Unterstützung der heimischen
Industrie durch die internationale Konjunktur hat merkbar abgenommen.
Das Nachlassen des Industriewachstums beginnt sich nun bereits auch ein wenig in der Beschäftigungsentwicklung
niederzuschlagen. „Das Tempo, mit dem neue Jobs geschaffen werden, hat sich im Mai leicht verringert, aber weiterhin
entstehen jeden Monat viele neue Arbeitsplätze in der österreichischen Industrie“, meint Bank Austria
Ökonom Walter Pudschedl. Seit mittlerweile mehr als einem Jahr stellen die heimischen Produktionsbetriebe
kontinuierlich neue Arbeitskräfte ein. Der saisonbereinigte Beschäftigtenstand in der Sachgüterindustrie
ist in diesem Zeitraum von unter 560.000 auf mehr als 570.000 gestiegen. Die Beschäftigung liegt mittlerweile
um mehr als 2 Prozent über dem Tiefststand im Sektor vom Jahreswechsel 2009/2010.
Die Verlangsamung der Dynamik im Produktionssektor und die weltweit bereits gedämpftere Stimmung haben auch
gute Seiten. Der Aufwärtstrend bei den Rohstoffpreisen wurde zwischenzeitlich durchbrochen. „Der Anstieg der
Einkaufspreise für Vormaterialien hat sich im Mai stark abgeschwächt. Der hingegen kaum veränderte
Auftrieb der Verkaufspreise zeigt, dass es gelang, die höheren Kosten etwas stärker auf die Kunden zu
übertragen. Die Ertragssituation der Betriebe war im Mai tendenziell etwas günstiger als in den Vormonaten“,
so Pudschedl. Abgesehen von temporären Preiskorrekturen auf den Rohstoffmärkten wird die Entwicklung
der Inputpreise die heimischen Industriebetriebe im laufenden Jahr weiter belasten.
Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria auf Basis des fortgesetzten Rückgangs des EinkaufsManagerIndex
bleibt die deutlich ruhigere Wachstumsphase, in welche die heimische Industrie mittlerweile eingetreten ist, bestimmend
für den weiteren Jahresverlauf. Dafür spricht vor allem das abermals verschlechterte Indexverhältnis
„Neuaufträge zu Lager“. Der Quotient von nur noch knapp über 1 ist ein klares Zeichen, dass die Stärke
der Nachfrage unter Berücksichtigung der vorhandenen Lagerkapazitäten in den kommenden Monaten einen
nur noch verhalteneren Produktionsanstieg auslösen wird. Das Wachstum der heimischen Industrie geht mit internationaler
Unterstützung jedoch in respektablem Tempo weiter, ein scharfer Einbruch ist nicht in Sicht. „Die jährlichen
Wachstumsraten in der Industrie werden in der zweiten Jahreshälfte 2011 klar unter den zweistelligen Werten
der vergangenen Monate liegen. Wir gehen dennoch weiterhin davon aus, dass die Industrie im Gesamtjahr ein Produktionsplus
von 6 Prozent erreichen wird. Damit bleibt der Sektor der wichtigste Träger des BIP-Anstiegs, den wir mittlerweile
mit 3,1 Prozent für 2011 erwarten“, so Bruckbauer abschließend. |