Österreichs Industriedynamik kühlt sich ab   

erstellt am
30. 05. 11

Produktionsausweitung nimmt ab, daher sinkt der Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai zum dritten Mal in Folge
Wien (ba) - „Im Vergleich zum Vormonat ist die Lage in Österreichs Industrie im Mai von einer noch zurückhaltenderen Neuauftragsentwicklung, insbesondere im Exportsektor, geprägt. Das Produktionswachstum lässt weiter nach. Das Tempo, mit dem neue Jobs geschaffen werden, ist noch hoch“, fasst Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern zusammen. Seit dem starken Jahresbeginn verliert die Industriekonjunktur Monat für Monat an Schwung. „Der abermalige Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex von 57 auf 55,6 Punkte im Mai unterstreicht endgültig, dass die Industriekonjunktur ihren Höhepunkt überschritten hat. Die heimischen Sachgüter-Erzeuger sind, nach dem besonders dynamischen Start ins Jahr 2011 mit einem durchschnittlichen Produktionsplus von 11,5 Prozent von Jänner bis März, nun in ruhigeres Fahrwasser eingetaucht“, so Bruckbauer. Mit einem Wert deutlich über der Wachstumsmarke von 50 Punkten macht der aktuelle Einkaufsmanagerindex aber klar, dass der Sektor weiterhin gut in Schwung ist.

Die Beruhigung der Industriekonjunktur zeigt sich auf breiter Basis. Fast alle Teilindizes tendieren nach unten, wobei der Rückgang des Produktionsindex besonders stark ausfiel. Der Index ist im Mai auf 55,5 Punkte zurückgegangen und liegt damit auf dem tiefsten Wert seit eineinhalb Jahren. „Die heimischen Industriebetriebe waren im Mai bei der Ausweitung der Produktion deutlich zurückhaltender als in den vergangenen Monaten. Die schwächere Entwicklung der Neuaufträge drückte aufs Tempo“, meint Bruckbauer. Insbesondere der bislang so starke Aufwärtstrends der Auslandsnachfrage ist eingebrochen. Der Rückgang des Index für die Exportaufträge auf 50,3 Punkte im Mai zeigt, dass dieser sogar fast zum Erliegen gekommen ist. Die Unterstützung der heimischen Industrie durch die internationale Konjunktur hat merkbar abgenommen.

Das Nachlassen des Industriewachstums beginnt sich nun bereits auch ein wenig in der Beschäftigungsentwicklung niederzuschlagen. „Das Tempo, mit dem neue Jobs geschaffen werden, hat sich im Mai leicht verringert, aber weiterhin entstehen jeden Monat viele neue Arbeitsplätze in der österreichischen Industrie“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Seit mittlerweile mehr als einem Jahr stellen die heimischen Produktionsbetriebe kontinuierlich neue Arbeitskräfte ein. Der saisonbereinigte Beschäftigtenstand in der Sachgüterindustrie ist in diesem Zeitraum von unter 560.000 auf mehr als 570.000 gestiegen. Die Beschäftigung liegt mittlerweile um mehr als 2 Prozent über dem Tiefststand im Sektor vom Jahreswechsel 2009/2010.

Die Verlangsamung der Dynamik im Produktionssektor und die weltweit bereits gedämpftere Stimmung haben auch gute Seiten. Der Aufwärtstrend bei den Rohstoffpreisen wurde zwischenzeitlich durchbrochen. „Der Anstieg der Einkaufspreise für Vormaterialien hat sich im Mai stark abgeschwächt. Der hingegen kaum veränderte Auftrieb der Verkaufspreise zeigt, dass es gelang, die höheren Kosten etwas stärker auf die Kunden zu übertragen. Die Ertragssituation der Betriebe war im Mai tendenziell etwas günstiger als in den Vormonaten“, so Pudschedl. Abgesehen von temporären Preiskorrekturen auf den Rohstoffmärkten wird die Entwicklung der Inputpreise die heimischen Industriebetriebe im laufenden Jahr weiter belasten.

Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria auf Basis des fortgesetzten Rückgangs des EinkaufsManagerIndex bleibt die deutlich ruhigere Wachstumsphase, in welche die heimische Industrie mittlerweile eingetreten ist, bestimmend für den weiteren Jahresverlauf. Dafür spricht vor allem das abermals verschlechterte Indexverhältnis „Neuaufträge zu Lager“. Der Quotient von nur noch knapp über 1 ist ein klares Zeichen, dass die Stärke der Nachfrage unter Berücksichtigung der vorhandenen Lagerkapazitäten in den kommenden Monaten einen nur noch verhalteneren Produktionsanstieg auslösen wird. Das Wachstum der heimischen Industrie geht mit internationaler Unterstützung jedoch in respektablem Tempo weiter, ein scharfer Einbruch ist nicht in Sicht. „Die jährlichen Wachstumsraten in der Industrie werden in der zweiten Jahreshälfte 2011 klar unter den zweistelligen Werten der vergangenen Monate liegen. Wir gehen dennoch weiterhin davon aus, dass die Industrie im Gesamtjahr ein Produktionsplus von 6 Prozent erreichen wird. Damit bleibt der Sektor der wichtigste Träger des BIP-Anstiegs, den wir mittlerweile mit 3,1 Prozent für 2011 erwarten“, so Bruckbauer abschließend.
     
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