Hotels- und Restaurants - mit Investitionen aus der Krise   

erstellt am
27. 05. 11

Innovationen sichern Wachstum der Tourismusbranche
Wien (pk) - Der Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft ( III-238 d.B.) in Österreich 2010 dokumentiert die Ankunft von 33,4 Millionen Gästen, um 3,3 % mehr als 2009, sowie Übernachtungen von 124,9 Millionen, um 0,5 % mehr als 2009. Inländerankünfte (+3,9 %) und Inländernächtigungen (+1,7 %) verzeichneten Rekorde. Dieser Erfolg war kein Zufallsprodukt: Die Investitionen der Tourismuswirtschaft lagen in der Krise über dem Durchschnitt aller Branchen. Mit verstärkter Werbung und guten Angeboten brachte Österreich seine Stärke auf nahen Märkten zur Geltung und gewann mit guten Angeboten insbesondere StädtetouristInnen und Geschäftsreisende. Antworten auf neue Herausforderungen wie Globalisierung, steigenden Wettbewerbsdruck, demografischen Wandel, veränderte Reisegewohnheiten, weltpolitische Unsicherheiten und Naturkatastrophen gibt die neue österreichische Tourismusstrategie mit der Förderung von Innovationen. Konkret beschlossen Bund und Länder bei der ersten österreichischen Tourismuskonferenz Ende März 2011 in Linz einen "Aktionsplan für das Tourismusjahr 2011", der eine "Innovationsmillion" für neue Kooperationsprojekte im Tourismus vorsieht. Auch der Staatspreis "Tourismus 2011" steht unter dem Motto "Innovation". Anlass zur Sorge gibt allerdings die wirtschaftliche Lage kleiner Beherbergungsbetriebe mit suboptimaler Ausstattung und Größe – zu geringe Eigenkapitalquoten könnten in Zeiten steigender Zinsen zu Liquiditätsproblemen führen, erfährt man im Tourismusbericht 2010.

Die Tourismuskonferenz 2011 in Linz
Die Abstimmung der österreichischen Tourismuspolitik zwischen Bund und Ländern wird künftig auf einer alljährlich stattfindenden Tourismuskonferenz erfolgen. Die erste dieser Tourismuskonferenzen fand heuer Ende März/Anfang April in Linz statt. Experten prognostizierten der Branche ein Wachstum bis 2015 von jährlich 1,8 % und nannten Innnovationen, die das Plus auf jährlich 2,5 % steigern können: Aufwertung des Angebots, Ausbau des Ganzjahrestourismus, höhere Produktivität in den Betrieben, Erschließung der Märkte in Ost- und Südosteuropa, Brasilien, Russland, Indien und China. Wachstumschancen bieten Kultur- und Städtetourismus, Wintersport und erlebnisorientierte Wellness-Urlaube in den Alpen sowie an Flüssen und Seen. Die Zahl der Nächtigungen kann von 124,8 Millionen (2010) um 10 % auf bis zu 138 Millionen (2015) gesteigert werden, führten die Experten aus.

Der "Aktionsplan Tourismus 2011" von Bund und Ländern sieht vor, die Kräfte im Tourismusmarketing zu bündeln, im Ausland Österreichs Stärken hervorheben, die Tourismuspartner besser zu koordinieren und den Marketingbeirat der "Österreich Werbung" ab 2012 durch eine neue "Allianz Tourismus Marketing" zu ersetzen. Das operative Auslandsmarketing wird von der "Allianz der 10" (Wirtschaftskammer und neun Landestourismusorganisationen) gebündelt.

Die in Linz beschlossene "Innovations-Million" unterstützt von 2011 bis 2013 Kooperationen von Tourismusbetrieben mit branchenfremden Partnern mit bis zu 50 % der förderbaren Kosten, wobei die Mindestprojektgröße bei 150.000 € liegen muss. Die Abwicklung liegt bei der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT).

Eine neue Koordinationsstelle widmet sich den Wintersportwochen. Günstige Angebote sollen dafür sorgen, dass sich Eltern die Wintersportwochen ihrer Kinder leisten können. Dazu kommt eine spezielle Kampagne der Österreich Werbung für Schulskikurse. - Die Tourismuskonferenz 2012 wird in Schladming stattfinden.

Wie bewältigte der Österreichtourismus die jüngste Krise?
2008 hatte die österreichische Tourismuswirtschaft noch kräftige Umsatzzuwächse (+6,1 %) erzielt. 2009 erlitt sie infolge der Finanz-und Wirtschaftskrise einen Rückgang von 5 %. 2010 nahmen die Nächtigungen (+0,5 %) und Umsätze (+1,6 %) wieder leicht zu, lagen aber unter dem Niveau von 2008. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste nahm weiter deutlich ab. Die Nächtigungen inländischer Gäste stiegen um 1,7 %, jene ausländischer Gäste verharrten auf dem Niveau des Vorjahres. Mehr Nächtigungen waren bei Schweizern (4,3 %), Russen (23,3 %), US-Amerikanern (+11,9 %) sowie bei Franzosen und Polen (je 2,7 %) zu verzeichnen. Die Übernachtungen der Italiener, Briten, Tschechen und Ungarn stagnierten, Rückgänge waren bei Deutschen (–1,4 %), Niederländern (–4 %) und Belgiern (–2,6) zu beklagen.

Im Unterschied zu ländlichen Regionen erholte sich der Städtetourismus 2010 kräftig. Nächtigungen in den Landeshauptstädten stiegen um 8,7 %, nahmen außerhalb der Städte aber um 0,7 % ab. Privatgäste hatten in der Rezession auf zusätzliche Städtereisen verzichtet. Dienst- und Geschäftsreisen entfielen durch Lagerabbau und den Einbruch im Außenhandel oder wurden aus Kostengründen eingeschränkt, erklären die Autoren des Berichts. Im Aufschwung haben die im Durchschnitt besser situierten StädtetouristInnen wieder mehr Städtereisen gebucht. Die wirtschaftliche Belebung regte auch Dienst- und Geschäftsreisen wurden an, außerdem begünstigten Preiszugeständnisse der Hotellerie Reisen in die Städte.

In der Sommersaison 2010 stiegen Nächtigungen und Umsätze mäßig, während in der Wintersaison 2009/2010 leicht rückläufige Ergebnisse, vor allem bei ausländischer TouristInnen verzeichnet wurden.

2010 konnte Österreich seinen Tourismusmarktanteil in der EU 15 halten, 2009 wurden deutliche Anteilsgewinne erzielt, weil Österreich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten seine "Nahmarktstärke" zur Geltung bringen kann: TouristInnen suchen in solchen Zeiten Urlaub in der Nähe und meiden Preis- und Qualitätsrisiken in der Ferne.

Weltweit wächst aber der Tourismus in Übersee - USA, China, Australien, Japan und Indien erzielen die stärksten Marktanteilsgewinne. Verlierer sind klassische Sommerurlaubsländer wie Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich.

"Tourismusfachkraft" - ein neuer Lehrberuf im Tourismus entsteht
Die österreichische Tourismusausbildung genießt weltweit einen ausgezeichneten Ruf, leidet aber unter großen Nachwuchsproblemen. Daher hat der Nationalrat in seiner Entschließung vom 20. Oktober 2010 verlangt, Lehrberufe im Tourismus für die Jugend attraktiver zu machen. Dem dient die Einführung eines neuen vierjährigen modularen Lehrberufs "Tourismusfachkraft", der die Berufsbilder "Restaurantfachmann" und "Hotel– und Gastronomieassistent" vereint. Die Ausbildungsordnung dafür soll im Mai 2012 in Kraft treten.

Breit angelegte Imageaktivitäten sollen Jugendliche für eine Ausbildung im Tourismus begeistern. Das Handbuch "Ein Job im Tourismus. Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich" informiert auf 80 Seiten Lehrkräfte, SchülerInnen und Eltern über Aus– und Weiterbildungsmöglichkeiten im Tourismus. Dazu kommen Informationskampagnen ("Get a Job", "Glücksbringer"), Folder ("Mit Stil zum Ziel – Tipps für Ihre erfolgreiche Bewerbung im Tourismus") und ein Medienpaket ("Tourismus& Freizeitwirtschaft"). Für die Zukunft setzt das Wirtschaftsressort auf Kooperationsprojekte zwischen Schule und Tourismuswirtschaft in weiteren Bundesländern.

Tourismus-Schwerpunkte in der Donauraumstrategie, Fahrradtourismus
Die EU-Donauraumstrategie sieht auch vor, den Donauraum als Tourismusdestination international zu positionieren. Gäste aus Europa und aus Übersee sollen den Donauraum besuchen und länger in der Region verweilen. Langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung im nationalen wie transnationalen Donautourismus sollen gesteigert werden.

Die erfolgreiche Förderaktion "Radtourismus" wird weiterverfolgt. Ergebnisse des Workshops "Veloland Österreich" sind eine ständige Arbeitsgruppe "Radtourismus" und ein von der Österreich Werbung organisierter Innovations-Workshops zum Thema "Radtourismus".

Betriebe kamen mit mehr Investitionen aus der Krise
Die Hotellerie meisterte die wirtschaftlich turbulenten Jahre gut, erfährt der Leser im Tourismusbericht 2010. Die Auslastung, die sich in den oberen Qualitätsklassen schon seit mehreren Jahren auf hohem Niveau bewegt, war gut. Umsatzzuwächse durch Preisanpassungen konnten Aufwandssteigerungen aber nicht aufwiegen. Daher ging der operative Bruttogewinn (GOP) bei allen Unternehmen deutlich zurück, in der 4/5-Sterne-Kategorie von 25,7 % (2000) auf 22,2 % (2009) und von 24 % auf 23 % bei den 3-Sterne-Betrieben. Die wirtschaftliche Stabilität der oft hoch verschuldeten Betriebe wird dadurch weiter beeinträchtigt. Das schlechteste Viertel der 3-Sterne-Hotellerie zeigt eine Eigenkapitalausstattung von -44 % und eine Entschuldungsdauer von mehr als 25 Jahren. Die Liquidität dieser Betriebe sei laut Tourismusbericht extrem gefährdet, sobald die derzeit niedrigen Zinsen wieder steigen werden. Vor allem kleine Betriebe der unteren Qualitätsklassen stehen unter Druck.

Qualitätsbetriebe hingegen können ihr gutes wirtschaftliches Niveau halten und haben gute Chancen, sich nach den wirtschaftlichen Turbulenzen weiter zu entwickeln – sie sind die Hoffnungsträger des heimischen Tourismus, liest man im Tourismusbericht 2010.

In der Gastronomie bewegen sich Eigenkapitalausstattung und Entschuldungsdauer auf dem Niveau der Vorjahre. Die Schulden-Rückzahlungsdauer von 15 Jahren wird erreicht. Auch in der Gastronomie korrelieren wirtschaftlicher Erfolg und unternehmerische Stabilität stark mit der Betriebsgröße. Der Schwerpunkt "Betriebsgrößenoptimierung" bei TOP-Tourismus-Förderungen und bei Haftungen ist ein wichtiges Signal zur Erreichung wirtschaftlich gesunder, langfristig lebensfähiger Unternehmen.

Im Konjunkturabschwung stiegen die Insolvenzzahlen in Hotellerie und Gastronomie parallel mit der Gesamtwirtschaft und gingen 2010 wieder zurück. Bei Zahlungsunfähigkeit der meist kleinen Betriebe im Tourismus ist der Schaden meist gering. Die durchschnittliche Schadenssumme beträgt im Gastgewerbe – das die Insolvenzzahlen im Tourismus prägt - 0,5 Mio. € (Gesamtwirtschaft: 1,3 Mio. €).

Obwohl der Aufschwung 2010 nur zögerlich einsetzte, gelang es mittels Förderungen, das Gesamtinvestitionsvolumen – inklusive TOP-Zuschüsse, Jungunternehmerförderung und Bundeshaftungen – auf den Rekordwert von 843 Mio. € zu steigern. Die Hotellerie optimiert ihre Betriebsgrößen, verbessert die Qualität des Angebots und versucht, die Saison zu verlängern. Bei den 3-Sterne- und den 5/4-Sterne-Hotels stieg die Zahl der Offenhaltungstagen von 280 (2000) auf 300 (2009). Bei der Errichtung von Beschneiungsanlagen hat die Investitionstätigkeit nach dem schneearmen Winterbeginn 2006/07 beträchtlich zugenommen, nahm zuletzt aber wieder ab. 60 % der Pisten Österreichs sind beschneibar und weitgehend schneesicher.

Der Umbau des Tourismusangebotes in Richtung höhere Qualität geht weiter und wird vom Bund massiv unterstützt. Die durchschnittliche Betriebsgröße ist von durchschnittlich 40 Betten pro Betrieb (2000) auf 43 Betten (2009) gestiegen. Trotzdem besteht im internationalen Vergleich noch ein beträchtlicher Rückstand. Wirtschaftliche Betriebsgrößen sind daher ein Anliegen der österreichischen Förderungspolitik, das auch künftig mit Nachdruck verfolgt wird.

Die hohe Investitionsbereitschaft spiegelt sich in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in einem Anstieg der Fremdkapitalaufnahme in der Verschuldungsstatistik wider. Wie in der Gesamtwirtschaft kam es 2009 trotz massiver Zinssenkungen zu einer Verlangsamung der Investitionstätigkeit. Die Unternehmen stellten große Projekte zurück und führten nur notwendige Investitionen durch. In der Krise hat das Beherbergungs- und Gaststättenwesen aber deutlich mehr investiert als die Gesamtwirtschaft und einen wichtigen Beitrag zur Konjunkturbelebung geleistet.

Aktivitäten der Österreich Werbung
Kernaufgabe der Österreich Werbung (ÖW) ist die Pflege der Marke "Urlaub in Österreich" und die Vermittlung der emotionalen Werte eines Österreich-Aufenthaltes. Die ÖW bearbeitet als Partner der Tourismusbetriebe erfolgversprechende Märkte mit innovativem, zeitgemäßem Marketing und bildet einen wesentlichen Netzwerkknoten in der Branche.

Die Aktivitäten der ÖW reichen von klassischer Werbung über Medienkooperationen, Prospekte, Organisation von Messen und Verkaufsplattformen bis zur Zusammenarbeit mit lokalen Reiseveranstaltern und zur Schulung für Reisebüros- und Veranstalter. Herzstück der Gästeinformation der ÖW ist neben dem "Urlaubsservice der Österreich Werbung" (größtes Informations- und ServiceCenter für "Urlaub in Österreich") das Internet-Portal www.austria.info. Marketinghighlights waren im Sommer 2010 "Österreich neu entdecken", die multimediale Imagekampagne in Deutschland, mit der die Marke "Urlaub in Österreich" neu aufgeladen wurde. Kernstück waren neun "Österreicherinnen und Österreicher aus Leidenschaft", die ihr Bundesland potentiellen Österreichurlaubern bei den deutschen Nachbarn vorstellten. In Nordamerika fanden "Dance Austria – The Big Waltz @ Lincoln Center" großen Anklang. Im November 2010 wurde einer der schönsten Plätze New Yorks ganz in rot-weiß-rot getaucht: die Österreich Werbung Nordamerika lud die New Yorker Bevölkerung zum "Big Waltz", zum großen gemeinsamen Walzertanzen vor die berühmte "Met". Tanzbegeisterte und Österreich-Fans konnten sich online oder spontan vor Ort für den Freiluft-Walzerevent anmelden. Über 4.000 New Yorker folgten der Einladung und genossen österreichisches Kulturprogrammund "Last-Minute"-Walzerkurse, bevor es pünktlich zum Sonnenuntergang hieß "AllesWalzer!". Mit "Dance Austria" hat die ÖW ein Stück Österreich mitten ins Herz von New York gebracht und dem Publikum einen Vorgeschmack gegeben, was sie in Österreich erleben können.
     
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