Renovierter Gedenkraum wurde mit zeitgeschichtlicher
Ausstellung über Gestapo ergänzt
Wien (döw) - Die Gedenkstätte für die Opfer des Freiheitskampfes 1938 bis 1945 in der Salztorgasse
6 wurde am 26.05. im Beisein von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Stadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny
wiedereröffnet. Bundespräsident Fischer verwies auf die Geschichte der Gedenkstätte und erinnerte
auch an seinen Schwiegervater, Otto Binder, der von der Gestapo verfolgt worden war. Der Bundespräsident zitierte
Rosa Jochmann - die selbst von der Gestapo gefoltert und dann im KZ Ravensbrück inhaftiert war -, die gesagt
hat, sie könne wohl verzeihen, aber man dürfe niemals vergessen. "Und diesem Niemals vergessen dient
die Gedenkstätte in bester Weise", so Fischer. Stadtrat Mailath-Pokorny unterstrich die Wichtigkeit der
Gedenkstätte vor allem auch im Wirken gegen jene, die heute noch glaubten, mit Hakenkreuzen provozieren zu
müssen.
Die Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Gestapo-Hauptquartiers besteht seit 1968 und wird seither vom Dokumentationsarchiv
des österreichischen Widerstandes betreut. Mit Hilfe öffentlicher Förderungen konnte der Gedenkraum
renoviert und um eine zeitgeschichtliche Ausstellung ergänzt werden.
Ausstellung: Gestapo, Spitzel und Denunzianten gegen den Widerstand
Die Ausstellung beleuchtet anhand neuer Forschungsergebnisse die Tätigkeit der Gestapo Wien. Der Einsatz von
Spitzeln und Denunzianten ermöglichten es ihr, den österreichischen Widerstand zu zerschlagen. "Quantität
und Qualität des österreichischen Widerstandes können nur entsprechend beurteilt werden, wenn auch
der Repressionsapparat und die Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes sichtbar gemacht werden", so Hon.
Prof. Univ.-Doz. Dr. Brigitte Bailer, wissenschaftliche Leiterin des Dokumentationsarchivs des Österreichischen
Widerstands.
Erste Station am Weg in den Tod
Auch die Mitwirkung der Gestapo bei der Verfolgung der Jüdinnen und Juden wird in der Ausstellung thematisiert.
Gestapobeamte beteiligten sich aktiv an Massenerschießungen. Auch Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen,
Zeugen Jehovas, unangepasste Jugendliche und Oppositionelle zählen zu den Opfern der Gestapoleitstelle Wien.
"Die Verhaftung durch die Gestapo zwischen 1938 und 1945 bedeutete für die Betroffenen meist den Beginn
eines jahrelangen Leidensweges durch Gefängnisse und Konzentrationslager. Für viele war es auch die erste
Station auf dem Weg in den Tod", so Bailer. |