Der Code der Komik   

erstellt am
26. 05. 11

Alfred Dorfer geht mit ExpertInnen an der Uni Graz dem Lachen auf den Grund
Graz (universität) - Warum wird in Österreich amerikanischer Klamauk als „flach“, britischer Humor als „schräg“ und deutscher Witz als „unlustig“ empfunden? Wie entsteht die kulturelle Codierung der Komik überhaupt und funktionieren ihre theoretischen Prinzipien auch in der Realität? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die internationale Tagung „Das Lachen und das Komische“ von 2. bis 4. Juni 2011 an der Karl-Franzens-Universität Graz. Organisatorin Ao.Univ.-Prof. Dr. Beatrix Müller-Kampel vom Institut für Germanistik darf neben prominenten WissenschafterInnen, wie dem Schweizer Literatursoziologen Joseph Jurt, der Theaterwissenschaftlerin Hilde Haider-Pregler und der Vorsitzenden der Europäischen Totentanz-Vereinigung Uli Wunderlich, auch die Kabarettisten Alfred Dorfer, Jörg-Martin Willnauer und den Schriftsteller Josef Haslinger an der Uni Graz begrüßen.

Kaum etwas ist so schwer zu erzählen wie ein guter Witz. Denn dafür sind neben genauem Timing und spannender Dramaturgie noch einige weitere „Bestandteile“ nötig, erklärt Müller-Kampel: „Komik lebt von Widerspruch und Überzeichnung, Tabubrüchen und Überraschungseffekten.“ Innerhalb welcher Grenzen Humor operieren darf, sei vor allem durch kulturelle Gesetzmäßigkeiten bedingt, so die Forscherin. Als Beispiel dafür bleibt der Karikaturenstreit aus dem Jahr 2005 in Erinnerung: In der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ waren zwölf Mohammed-Cartoons erschienen, die als „Spottbilder“ in der gesamten islamischen Welt für Empörung sorgten. Die Komödie hatte zumindest im deutschsprachigen Raum allerdings immer schon einen schweren Stand, unterstreicht Müller-Kampel: „Hier war das Lachen seit dem 18. Jahrhundert moralisiert worden und daher keine Kunstform mehr. Seitdem gab es aus wissenschaftlicher Sicht kaum Entwicklungen auf diesem Gebiet. Deshalb ist die Erforschung dieses allgegenwärtigen Phänomens heute umso wichtiger.“

Ein besonderes Highlight der Tagung ist die Untersuchung des „Todes als komische Figur“ in Literatur und bildender Kunst anhand des parabelhaften Totentanzes sowie ein Vortrag zur Satire in der DDR. Letzterem Thema widmet sich Alfred Dorfer in seiner Dissertation an der Uni Wien. In Graz lässt sich der Kabarett-Profi auch in die Karten schauen und „verrät, wie er welche Form der Komik anlegt und aufbaut“, verspricht Müller-Kampel.

Weitere „Praktiker“ der Tagung, wie etwa Medienkünstler Lino Wirag, Kabarettist Jörg-Martin Willnauer und Autor Josef Haslinger werden das Komische in Dichtung, Cartoon und Kabarett in live-Auftritten präsentieren, analysieren und sich der Diskussion stellen, ob Komik wirklich so abläuft, wie die Forschung es nachzeichnet.

Tagung: „Das Lachen und das Komische. Soziologisch – literarisch – musikalisch – theatral.“
Zeit: Donnerstag, 2. Juni, bis Samstag, 4. Juni 2011
Ort: RESOWI-Zentrum, Universitätsstraße 15 (Eingang Schubertstraße), SZ 15.22, Bauteil G, 2. OG

Die Tagung ist öffentlich zugängig.
     
Informationen: http://lithes.uni-graz.at/veranstalt.html    
     
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