OECD-Prognose für Österreich  

erstellt am
25. 05. 11

Investitionswachstum belebte sich im zweiten Halbjahr 2010 kräftig
Die Arbeitsmarktlage verbessert sich weiter, doch werden die starken Inflationssteigerungen den Konsum belasten.
Berlin (oecd) - Das Investitionswachstum belebte sich im zweiten Halbjahr 2010 kräftig und wird die export- induzierte Erholung auch künftig stützen. Die Arbeitsmarktlage verbessert sich weiter, doch werden die starken Inflationssteigerungen den Konsum belasten. Nach einem dynamischen ersten Quartal 2011 wird sich das Wachstum den Projektionen zufolge auf seine Trendrate verlangsamen. Ein Konsolidierungspaket wird umgesetzt, doch sollte die Regierung weitere Ausgabenkürzungen ins Auge fassen, um die Schuldendynamik umzukehren. Durch eine Stärkung des Wettbewerbs im Dienst- leistungssektor könnte Österreich die Gefahr aufkommender inflationärer Spannungen eindämmen und die Wirtschaft zu Gunsten eines stärkeren binnenwirtschaftlichen Wachstums neu austarieren.

Die Erholung gewann an Breite
Das Wirtschaftswachstum blieb im ersten Quartal 2011 dynamisch. Angesichts einer nahe an ihrem langfristigen Durchschnitt liegenden Kapazitätsauslastung griff die exportinduzierte Erholung auf die Investitionen über. Vor allem die Investitionen in die Maschinen- und Metallwarenindustrie expandierten kräftig und konnten weitere Rückgänge in der Bauwirtschaft mehr als wettmachen. Der Verbrauch nahm stetig zu, aber mit einer verhaltenen Rate. Die jüngsten Kurzzeitindikatoren des Geschäfts- und Konsumklimas deuten darauf hin, dass in naher Zukunft mit einer Verlangsamung gerechnet wird.

Die Arbeitsmarktlage hat sich verbessert und die Inflation stark zugenommen
Der Arbeitsmarkt hat sich dank des robusten Wachstums der Beschäftigung und des Rückgangs der Arbeitslosenquote auf 4,2% im vierten Quartal 2010, verglichen mit einem Krisenhöchststand von 5,1%, rasch von der Krise erholt. Jedoch blieb das Lohnwachstum gedämpft, was der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zugute kommt. Der harmonisierte Verbraucherpreisauftrieb schnellte Anfang 2011 drastisch in die Höhe und erreichte im ersten Quartal vor allem bedingt durch die weltweite Entwicklung der Energie- und Nahrungsmittelpreise und Steuererhöhungen auf Tabak- und Mineralölprodukte (im Jahresvergleich) 3%. Auch die Kerninflation zog leicht auf 1,8% im ersten Quartal an.

Auslandsnachfrage und Auslandsinvestitionen sind die Hauptantriebskräfte des Wachstums ...
Durch seine starken Handelsbeziehungen zu Deutschland wird Österreich wahrscheinlich weiter von der soliden Auslandsnachfrage profitieren. Die vollständige Öffnung des Arbeitsmarkts für die neuen EU-Mitgliedstaaten ab dem 1. Mai 2011 dürfte den Fachkräftemangel reduzieren und mithin den Spielraum für mehr als moderate Lohnerhöhungen verringern. Bei weiteren Steigerungen der Arbeitsproduktivität in Richtung der Trendrate dürfte dies der Erzielung von Wettbewerbsvorteilen in Zukunft Vorschub leisten. Trotz einer erwarteten schrittweisen Straffung der geldpolitischen Zügel im Euroraum bleiben die realen Zinssätze 2011 voraussichtlich niedrig und werden die Investitionen auf kurze Sicht stützen.

... während der Konsum verhalten bleibt
Das Beschäftigungswachstum wird 2011 voraussichtlich solide bleiben, bevor es 2012 leicht nachlassen wird, wodurch die Arbeitslosenquote unter ihrer strukturellen Rate von 4¼% gehalten wird. Jedoch dürfte der hohe Verbraucherpreisauftrieb die verfügbaren Realeinkommen und die Zunahme des privaten Verbrauchs 2011 belasten. Die Inflation wird 2012 voraussichtlich zurückgehen und dadurch einen leichten Anstieg des Verbrauchs stützen.

Eine leichte Konsolidierung ist im Gange
Die Schwächen im Fiskalbereich haben nach Ausweitungen des Defizits und des Schuldenstands während der Rezession zugenommen. Die Situation trat deutlicher zu Tage, nachdem sich Österreich im Rahmen einer umfassenden Eurostat-Revision gezwungen sah, Teile von bisher ausgelagerten Schulden sowie Schulden von ÖBB und Krankenanstalten wieder in den Staatshaushalt einzubeziehen. Die Bundesregierung setzt derzeit ein Konsolidierungspaket um, damit das Defizit bis 2013 auf unter 3% des BIP abgebaut wird, wobei die Einsparungen zu etwa einem Drittel auf der Einnahmeseite (vorwiegend über Anhebungen der Verbrauchsteuern und die Einführung einer Bankenabgabe) und zu zwei Dritteln auf der Ausgabenseite (hauptsächlich über Kürzungen bei den Sozialausgaben) erfolgen sollen. In dieser Projektion, in der eine den Regierungsplänen entsprechende Haushaltskonsolidierung unterstellt wird, sinkt das Gesamtdefizit bis 2011 auf 3,7% und bis 2012 auf 3,2%. Angesichts des schrumpfenden Kapazitätsüberhangs in der Wirtschaft wäre eine Beschleunigung der Konsolidierung aber gerechtfertigt.

Außenwirtschaftliche Risiken bleiben bestehen
Die Risiken, mit denen diese Projektionen behaftet sind, liegen insgesamt im negativen Bereich. Weitere Turbulenzen in Verbindung mit den Staatsschuldenproblemen in den Ländern des Euroraums würden sich über den Handel und das Engagement der Banken wahrscheinlich negativ auf Österreich auswirken. Weitere Erhöhungen der Rohstoffpreise würden zusätzlichen Druck auf den privaten Verbrauch ausüben. Die Liberalisierung des Arbeitskräftezuzugs aus Mitteleuropa könnte einen stärkeren Effekt auf Arbeitsangebot und Potenzialwachstum haben als derzeit projiziert.  

 

Mitterlehner: Starkes Wachstum zeigt Wettbewerbs-
fähigkeit der Unternehmen und des Standorts Österreich
OECD hebt BIP-Prognose für Österreich auf 2,9 Prozent an - Wachstumsvorsprung gegenüber Euro-Raum - Neuer Export-Rekord möglich
Wien (bmwfj) - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner sieht die deutliche Anhebung der Wachstumsprognose durch die OECD als gutes Zeugnis für die Stärke der österreichischen Unternehmen und die richtigen Maßnahmen der Wirtschaftspolitik. "Der Standort Österreich ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Der Aufschwung der Wirtschaft gewinnt auf Basis steigender Exporte und Investitionen an Fahrt", so Mitterlehner. "Unsere Unternehmen haben den Strukturwandel mit Unterstützung der Konjunkturpakete gut eingeleitet und profitieren von guten Rahmenbedingungen. Gleichzeitig müssen wir in einem schwierigen internationalen Umfeld laufend an besseren Strukturen arbeiten, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu halten und auszubauen", so Mitterlehner.

Bei zahlreichen wichtigen Fundamentaldaten schneidet Österreich im OECD-Vergleich gut ab: Mit einem erwarteten Wachstum von 2,9 Prozent im Jahr 2011 hat Österreich einen Wachstumsvorsprung gegenüber dem Euro-Raum (plus zwei Prozent) und liegt heuer auch knapp über dem OECD-Schnitt. Hauptverantwortlich dafür ist der boomende Export, einer der wichtigsten Indikatoren für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und des Standorts: "Die OECD erwartet für Österreich heuer ein Exportwachstum von 9,6 Prozent. Damit ist sogar ein neuer Rekord beim Exportvolumen möglich, was wiederum mehr Wachstum und Arbeitsplätze im Inland schafft", betont Mitterlehner.

Angesichts eines schwierigen internationalen Umfelds, das unter anderem von der Verschuldungskrise in Ländern wie Griechenland, Irland und Portugal sowie volatilen Rohstoffpreisen und Währungskursen geprägt ist - gebe es allerdings "keinen Anlass für tatenlose Selbstzufriedenheit", bekräftigt Mitterlehner: "Mit unserer 'Triple-I-Strategie' unterstützen wir daher gerade mittelständische Unternehmen beim Strukturwandel. So heben wir Innovationspotenziale, unterstützen Investitionen und fördern die Internationalisierung", so Mitterlehner.

 

 Schieder: OECD-Prognose unterstreicht gute Arbeit der Regierung Faymann
Offensivpaket von 500 Mio. Euro für Zukunftsbereiche
Wien (sk) - "Die heute veröffentlichte OECD-Prognose bestätigt die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und die von ihr gesetzten Maßnahmen", so SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder in einer ersten Reaktion auf die aktuell veröffentlichten OECD-Zahlen. Österreich wird dabei ein anhaltender und breiter werdender Wirtschaftsaufschwung in den kommenden Jahren attestiert mit einem realen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,9 Prozent im Jahr 2011 und 2,1 Prozent im Jahr 2012. "Die beiden Konjunkturpakete aus den Jahren 2008 und 2009 sowie das Arbeitsmarktpaket zeigen ihre Wirkung. Gleichzeitig darf man sich nicht auf den gesetzten Taten ausruhen. Daher hat die Bundesregierung auch ein Offensivmaßnahmenpaket im Umfang von über 500 Mio. Euro pro Jahr mit Investitionen in Forschung und Wissenschaft, Bildung, thermische Sanierung, Gesundheit und Pflege beschlossen", so Schieder gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

Die Prognose der Arbeitsmarktlage mit einem Rückgang der Arbeitslosenrate von 4,8 Prozent im Jahr 2009 auf 4 Prozent im Jahr 2012 bei gleichzeitig anhaltender Verbesserung und robustem Beschäftigungswachstum entspricht der erfreulichen Prognose österreichischer Wirtschaftsforschungsinstitute. "Österreich steht hier im europäischen Vergleich ausgezeichnet dar. Allerdings müssen auf europäischer Ebene verstärkt Maßnahmen gesetzt werden, denn Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit gehören zu den größten Herausforderungen für Europa in den nächsten Jahren und Jahrzehnten", so Schieder.

Als eine der großen Risken für die kommenden Jahre definiert die OECD die anhaltende Fragilität des internationalen Banken- und Finanzsystems. "Hier gilt es, auf europäischer und globaler Ebene gegenzusteuern. Weitere Regulierungen auf den Finanzmärkten, die Verringerung von Spekulationsmöglichkeiten und eine Finanztransaktionssteuer sind daher im Sinne der Riskenminimierung so rasch wie möglich umzusetzen", so der Staatssekretär.
     

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