Rege Weltkonjunktur, mäßige Erholung in der EU   

erstellt am
25. 05. 11

Wien (wifo) - Während die Weltkonjunktur kräftig bleibt, erholt sich die Wirtschaft nach der Krise in den einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich und insgesamt nur verhalten. Die Probleme hoher Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung bleiben bestehen.

Der Welthandel expandierte zur Jahreswende 2010/11 kräftig, der Aufschwung der Weltwirtschaft hält also an. Das Welt-BIP wird 2011 und 2012 jeweils real um gut 4% zunehmen. Den bedeutendsten Wachstumsmotor bildet die Wirtschaft der asiatischen Schwellenländer. Dort erweisen sich nicht nur die Exporte, sondern auch die Investitions- und Konsumnachfrage als kräftig; dämpfende Effekte kommen von der restriktiven Wirtschaftspolitik und dem Preisauftrieb, insbesondere der Rohstoffpreishausse. Hingegen begünstigt die Verteuerung von Rohstoffen die meisten lateinamerikanischen Schwellenländer und Russland. In Japan leidet die Wirtschaftsentwicklung derzeit erheblich unter den Folgen der Naturkatastrophen und der nuklearen Verseuchung; das Ausmaß der Dämpfung kann derzeit nicht abgeschätzt werden. Auch die Konjunktur der USA stützt die Weltwirtschaft, vor allem weil die Wirtschaftspolitik ihren expansiven Kurs bislang noch beibehält.

In der EU leitete die Wirtschaftspolitik und besonders die Fiskalpolitik die Abkehr vom expansiven Kurs hingegen bereits ein. Unter dem Druck hoher Defizite und verstärkt durch die Finanzmärkte und die Rahmenbedingungen der EU-Kredithilfen wird in Griechenland, Irland und Portugal, aber auch in Spanien eine sehr restriktive Budgetpolitik mit Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen umgesetzt. Die Folge ist eine Verringerung des Budgetdefizits, aber auch eine erhebliche Dämpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und damit zunächst eine Vertiefung der Rezession. Somit hält die schon vor der Wirtschaftskrise beobachtete Zweiteilung der Konjunktur in der EU an. Mehrere Mitgliedsländer in Süd- und Westeuropa kämpfen mit den Folgen des Platzens der Blase auf Immobilienmärkten, fehlender Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und den Wirkungen restriktiver Budgetpolitik; dies äußert sich auch in einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit, besonders unter Jugendlichen. Hingegen profitieren die Länder mit exportorientierter Sachgütererzeugung Deutschland, die Niederlande, Österreich, die skandinavischen Länder, Tschechien und die Slowakei von der regen Nachfrage der Weltwirtschaft. In diesen Ländern sinkt die Arbeitslosigkeit bereits wieder. In der EU insgesamt bleibt die Erholung nach der tiefen Wirtschaftskrise wegen dieser Zweiteilung der Konjunktur gedämpft: Das Wachstum erreicht 2011 und 2012 real nur 1¾% (Euro-Raum +1½%). Dies ist zu wenig, um einen merklichen Rückgang der Arbeitslosenquote zu ermöglichen (2012 EU 9,3% der Erwerbspersonen, Euro-Raum 9,5%), und beeinträchtigt trotz restriktiver Ausrichtung der Budgetpolitik auch die Erreichung der Konsolidierungsziele (Finanzierungssaldo des Staates 2012 EU 3,8% des BIP, Euro-Raum 3,7%).
     
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