Brüssel (ec.europe) - Die Kommission schlägt ein Maßnahmenpaket für eine bessere Steuerung
der Migrationsströme aus dem südlichen Mittelmeerraum sowie Änderungen der Visa-Verordnung vor,
um Missbrauch mit visumfreiem Reiseverkehr vorzubeugen. Die Solidarität mit den Mitgliedstaaten, die dem Migrationsdruck
am stärksten ausgesetzt sind, und eine engere Zusammenarbeit mit Drittstaaten bleiben von größter
Bedeutung.
„Die Situation im südlichen Mittelmeerraum macht weiterhin EU-Maßnahmen erforderlich. Die EU hat einige
kurzfristige Maßnahmen getroffen, um den nordafrikanischen Ländern bei der Bewältigung des Migrationsdruckes
beizustehen, die am stärksten betroffenen Mitgliedstaaten zu unterstützen und eine kohärente EU-Reaktion
für die zu gewährleisten, die unsere Hilfe benötigen. Mein heutiger Vorschlag geht über dringende
Bedürfnisse hinaus. Wir wollen eine stärker strukturierte Zusammenarbeit mit den nordafrikanischen Ländern
erreichen. Die Förderung der Mobilitäts- und Migrationssteuerung liegt im Interesse der EU wie auch der
Länder Nordafrikas. Europa wird mehr und mehr auf Arbeitsmigration angewiesen sein, und das Potenzial der
nordafrikanischen Länder sollte zum beiderseitigen Vorteil genutzt werden. Studenten, Forschern und Geschäftsleuten
müssen wir den Besuch anderer Länder erleichtern. Dazu müssen wir mehr legale Wege nach Europa erschließen,
indem wir die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn im Süden intensivieren, klare Regeln festlegen und mit sicheren
Bedingungen dafür sorgen, dass derartige Bewegungen dem Interesse aller Beteiligten entsprechen", erklärte
Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Inneres. Über eine weitere Liberalisierung der Visabestimmungen
müssen wir außerdem Reisen nach Europa erleichtern. Gleichzeitig haben wir sicherzustellen, dass mit
dieser Liberalisierung kein Missbrauch getrieben wird. Deshalb schlage ich heute für außergewöhnliche
und sehr genau definierte Situationen eine Schutzklausel vor und hoffe, dass dies dazu beiträgt, das Vertrauen
der Mitgliedstaaten zu stärken und in Zukunft weitere Regelungen zur Visumfreiheit einzuführen“, erklärte
Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Inneres.
Die Initiativen:
Mitteilung „Ein Dialog über Migration, Mobilität und Sicherheit mit den Ländern des südlichen
Mittelmeerraums“
Die Kommission schlägt vor, mit den nordafrikanischen Ländern in einen Dialog über Migration,
Mobilität und Sicherheit zu treten, der alle migrationsrelevanten Aspekte der künftigen Beziehungen zwischen
der EU und der Region einschließen sollte. Zur besseren Steuerung legaler Mobilitätsmöglichkeiten
werden zwischen der EU und den nordafrikanischen Ländern Mobilitätspartnerschaften vereinbart, die mit
jedem Partnerland und in Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedstaaten maßgeschneidert werden. Sie sollten den
Ländern dabei helfen, ihr Arbeitskräftepotenzial besser zu nutzen, indem sie beispielsweise Unterstützung
bei der Gestaltung von Einstellungsprogrammen oder der Anerkennung von Qualifikationen leisten oder zurückgekehrten
Migranten, die beim Aufbau ihres Herkunftslandes helfen wollen, beistehen. Eine so strukturierte Zusammenarbeit
dürfte auch eine Hilfe für die Mitgliedstaaten bei der Bewältigung ihres Arbeitskräftedefizits
darstellen.
Für die Förderung der Freizügigkeit muss es natürlich ausreichende Garantien geben. Im Rahmen
des Dialogs werden unsere Partner sicherzustellen haben, dass sie wirksame Maßnahmen zur Verhütung illegaler
Einwanderung treffen und die Rückkehr ihrer Staatsbürger ermöglichen, die in Europa kein Aufenthaltsrecht
haben. Zur Einleitung dieser Dialoge stand die Kommission in den letzten Wochen bereits in einem ersten Kontakt
mit Tunesien und Ägypten, in nächster Zukunft hofft sie, mit anderen interessierten Partnern ins Gespräch
zu kommen.
Jahresbericht über Einwanderung und Asyl (2010)
Der Jahresbericht über Einwanderung und Asyl (2010) hebt die wichtigsten Entwicklungen des vergangenen
Jahres im Bereich Einwanderung auf nationaler und EU-Ebene hervor. So wird auf die Maßnahmen zur Unterstützung
Griechenlands bei der Verwaltung seiner Außengrenzen - FRONTEX entsandte Grenzschutzbeamte anderer europäischer
Staaten an die griechische Landgrenze zur Türkei - sowie auf die umfassende Hilfe hingewiesen, die Griechenland
von der Kommission und den Mitgliedstaaten bei der laufenden kompletten Neuordnung seines Asylsystems erhalten
hat. Um die festgestellten Defizite zu beheben, enthält der Bericht politische Empfehlungen im Hinblick auf
verstärkte Grenzkontrollen, Prävention irregulärer und Erleichterung legaler Migration, Entwicklung
eines gemeinsamen europäischen Asylsystems, Integration von Drittstaatsangehörigen und Ausbau der externen
Dimension der EU-Migrationspolitik.
Vorschlag zur Änderung der EU-Verordnung 539/2001 zu den Visa
Die Visumpolitik ist ein entscheidender Bestandteil einer wirksamen europäischen Migrationspolitik. Die aktuellen
EU-Rechtsvorschriften zur Visumpolitik ermöglichen keine rasche Beschlussfassung. Über die Aufhebung
oder Einführung der Visumpflicht wird im normalen Mitentscheidungsverfahren entschieden, was sich über
ein paar Jahre hinziehen kann. Vorgeschlagen wird die Einführung einer Schutzklausel, die unter bestimmten
außergewöhnlichen Umständen eine vorübergehende Wiedereinführung des Visumerfordernisses
für Staatsangehörige eines Drittlands ermöglichen würde. Ein solcher Mechanismus versähe
die EU mit einem nur unter außergewöhnlichen Umständen zu verwendenden Werkzeug, mit dem eventuelle
schwerwiegende negative Folgen der Visumliberalisierung – und insbesondere das Eintreffen einer großen Anzahl
illegaler Migranten oder Asylbewerber mit unbegründeten Anträgen – ausgeglichen würden. Mit den
vorgeschlagenen Änderungen wird sich das Vertrauen der Mitgliedstaaten in die Visumgovernance und künftige
Visumliberalisierungen stärken lassen.
Nächster Schritt
Diese Initiativen sind ein erstes Follow-up zu der am 4. Mai 2011 angenommenen Mitteilung zur Migration. Sie werden
am 9. Juni 2011 in der Ratstagung "Justiz und Inneres" erörtert und zur Vorbereitung der Diskussion
der europäischen Asyl- und Migrationspolitik beitragen, die die EU-Staats- und Regierungschefs während
des Europäischen Rates am 24. Juni 2011 in Brüssel führen werden. |