Höchste OeNB-Auszeichnung geht an ökonomischen Nachwuchs für Arbeiten zur europäischen
Integration
Wien (oenb) - Im Rahmen der 39. Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)
überreichte OeNB-Präsident Dkfm. Dr. Claus J. Raidl den am 23.05. zum siebenten Mal vergebenen Klaus-Liebscher-Preis.
Aus vielen hochwertigen Einreichungen wurden dieses Jahr zwei Studien von hoher wissenschaftlicher Qualität
und wirtschaftspolitischer Aktualität ausgewählt: „Can Regional Transfers Buy Public Support? Evidence
from EU Structural Policy“ von Steffen Osterloh, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim,
und „Bank Bailouts, International Linkages and Cooperation“ von Friederike Niepmann, European University Institute
Florenz, und Tim Schmidt-Eisenlohr, University of Oxford.
In seiner Arbeit „Can Regional Transfers Buy Public Support? Evidence from EU Structural Policy“, beschäftigt
sich Steffen Osterloh in einer empirischen Untersuchung mit dem Zusammenhang zwischen EU-Regionalfördermaßnahmen
und deren Auswirkungen auf die allgemeine Zustimmung zur Europäischen Union durch die Bevölkerung der
davon profitierenden Regionen. Den Daten zufolge ist ein solcher Zusammenhang statistisch tatsächlich nachweisbar.
Osterloh gelingt es, einen oft vermuteten, aber bisher noch nie nachgewiesenen Zusammenhang auf solide empirische
Grundlagen zu stellen.
Friederike Niepmann und Tim Schmidt-Eisenlohr beschäftigen sich in ihrer Arbeit „Bank Bailouts, International
Linkages and Cooperation“ mit Problemen des Krisenmanagements bei internationalen Bankenkrisen. Interventionen
haben in diesem Fall Auswirkungen, die über die jeweiligen nationalen Grenzen hinausreichen und zahlreiche
Interessenskonflikte über die Aufteilung von Kosten und Nutzen der Kriseninterventionen des öffentlichen
Sektors zur Folge haben. Niepmann und Schmidt-Eisenlohr erarbeiten ein Modell mit dem man die fundamentalen Konflikte
einer solchen Situation analysieren kann. Ein effizientes Krisenmanagement erfordert glaubwürdige Institutionen,
die im Krisenfall eine entsprechende internationale Koordination ermöglichen. Im Hinblick auf die Anreize
für Aufsichtsbehörden, ihre Arbeit besonders sorgfältig durchzuführen, kommt die Arbeit zum
Schluss, dass eine Struktur, in der Banken im Ausland als Töchter einer nationalen Mutterinstitution agieren,
einer Organisation durch Filialen vorzuziehen ist.
Der Klaus-Liebscher-Preis wurde 2005 anlässlich des 65. Geburtstages des damaligen OeNB-Gouverneurs Dr. Klaus
Liebscher in Anerkennung seiner Leistungen für Österreichs Teilnahme an der Europäischen Wirtschafts-
und Währungsunion und für die europäische Integration eingerichtet und wird seitdem jährlich
vergeben. Es werden maximal zwei Arbeiten mit jeweils Euro 10.000 ausgezeichnet, die von jungen Ökonominnen
und Ökonomen aus EU-Mitglieds- oder EU-Kandidatenländern verfasst wurden und die sich in hervorragender
wissenschaftlicher Weise mit Themen der europäischen Integration und der Wirtschafts- und Währungsunion
auseinandersetzen. Der Klaus-Liebscher-Preis ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die die Oesterreichische
Nationalbank zu vergeben hat. |