Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und
im Euroraum im 1. Quartal 2011
Wien (oenb) - Im Vorfeld der ersten EZB-Leitzinssatzerhöhung seit zwei Jahren wurden aufgrund
steigender Zwischenbankzinssätze im ersten Quartal 2011 in Österreich im Kreditbereich die Zinssätze
bei Neugeschäften mit Unternehmen angehoben. Bei Krediten an private Haushalte gab es hingegen noch Rückgänge,
wobei Zinssätze für neue Wohnbaukredite neue historische Tiefststände erreichten.
Private Haushalte profitierten im ersten Quartal von deutlich höheren Einlagenzinssätzen, dennoch lagen
die entsprechenden Zinssätze in allen Laufzeitenkategorien unter der Inflationsrate.
Schon vor der ersten Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank seit zwei Jahren (im April um 0,25
Prozentpunkte auf 1,25%) führten ansteigende Zwischenbankzinssätze (der 3-Monats-EURIBOR stieg um 0,16
Prozentpunkte auf 1,18%) im Neugeschäft der Banken mit Kunden teilweise zu höheren Zinssätzen.
Im Kreditgeschäft kam es im Neugeschäft bei Unternehmenskrediten zu Anstiegen. Sie betrugen im ersten
Quartal 2011 bei Volumen von bis zu 1 Million Euro 0,13 Prozentpunkte bzw. bei Volumen über 1 Million Euro
0,03 Prozentpunkte. Mit 2,74% bzw. 2,29% lagen die entsprechenden Zinssätze im März 2011 in Österreich
zwar bereits 0,37 bzw. 0,50 Prozentpunkte über den Vergleichswerten des Vorjahres, zugleich aber deutlich
unter den Durchschnittszinssätzen des Euroraums (3,81 bzw. 2,69%). Auch hinsichtlich des aushaftenden Gesamtbestandes
der Unternehmenskredite gab es im ersten Quartal leichte Anstiege zu beobachten, aber auch hier ließ sich
feststellen, dass österreichische Unternehmen mit durchschnittlich 2,86% deutlich günstigere Zinskonditionen
vorfanden als der Durchschnitt im Euroraum (3,55%).
Bei Wohnbaukrediten gab es in Österreich im Neugeschäft eine für Kunden vorteilhafte gegenläufige
Bewegung zum Euroraum. Während der Durchschnittszinssatz im Euroraum um 0,29 Prozentpunkte auf 3,69% stieg,
sank der Vergleichswert in Österreich um 0,14 Prozentpunkte auf den historischen Tiefststand von 2,56%. Ein
wichtiger Grund für diese Entwicklung war die verzögerte Weitergabe von Marktzinsveränderungen und
Aktionen im Bausparbereich. Auch bei neuen Konsumkrediten ließ sich in Österreich über das erste
Quartal betrachtet ein geringfügiger Rückgang von 0,02 Prozentpunkten (auf 4,93%) verzeichnen, wohingegen
im Euroraum ein beträchtlicher Anstieg (um 0,46 Prozentpunkte auf 6,60%) zu beobachten war. Nicht nur im Neugeschäft,
sondern auch über den aushaftenden Gesamtbestand betrachtet waren österreichische private Haushalte gegenüber
den Durchschnittskunden im Euroraum deutlich im Vorteil.
Bei neu vergebenen Einlagen an private Haushalte konnten die Kunden insbesondere bei kürzeren Laufzeiten (bis
1 Jahr bzw. 1-2 Jahren) von steigenden Zinssätzen profitieren. Die Zinssätze stiegen im Quartal um 0,14
bzw. 0,10 Prozentpunkte, im Jahresabstand gar um 0,32 bzw. 0,28 Prozentpunkte auf 1,36% bzw. 1,97%. Damit lagen
die Zinssätze im März 2011 aber relativ deutlich unter den Durchschnittswerten des Euroraums (2,34 bzw.
2,78%), die aber insbesondere durch einige sehr hohe Zinssätze in südlichen Ländern nach oben beeinflusst
wurden. Bei längerfristig gebundenen Einlagen (über 2 Jahre) fiel der Anstieg der Zinssätze geringer
aus (+0,08 Prozentpunkte im Quartalsabstand bzw. 0,18 Prozentpunkte im Jahresabstand) und mit 2,36% lag der Durchschnittszinssatz
in Österreich im März 2011 nicht nur unter dem Vergleichswert des Euroraums (2,89%), sondern erneut auch
unter der Inflationsrate (HVPI:3,3%). |