EU-Innovationsbericht  

erstellt am
10. 06. 11

Europas Innovationsnotstand
EU-Kommission: untersucht Fortschritte der Mitgliedstaaten
Brüssel (ec.europe) - Die Innovationsleistung der EU muss auf vielen Gebieten deutlich verbessert werden, wenn die Strategie „Europa 2020“ ein intelligentes und nachhaltiges Wachstum hervorbringen soll. Dies ist das Fazit des Berichts der Europäischen Kommission 2011 über die Wettbewerbsfähigkeit der Innovationsunion. Europa braucht mehr und „intelligentere“ Investitionen sowohl in die öffentliche als auch in die private Forschung und Entwicklung – dies fördert nicht nur mittelfristig das Wachstum, sondern wirkt in Krisenzeiten auch antizyklisch. Notwendig sind eine verstärkte Forschungszusammenarbeit EU- und weltweit sowie eine stärkere Nutzung der Forschungsergebnisse, worunter auch ein besserer Schutz der Rechte am geistigen Eigentum fällt. Die Bildungssysteme müssen dem Innovationsbedarf der Wirtschaft angepasst werden. Innovative und schnell wachsende KMU brauchen mehr Unterstützung. Um auf die vielversprechende Innovationsbilanz Europas aufbauen und die globalen Herausforderungen wie den Klimawandel bewältigen zu können, bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung. Die geschlechterspezifische Diskrepanz in Wissenschaft und Forschung gilt es zu beseitigen.

„Der Bericht unterstreicht, dass der Weg zur Innovationsunion noch lang ist und dass auf diesem Weg noch viele Herausforderungen zu bewältigen und Hindernisse zu überwinden sind. Er bestätigt aber auch, dass sich die EU auf die richtigen Strategien verständigt hat, um ihr Ziel zu erreichen. Die Verwirklichung der Innovationsunion auf europäischer und nationaler Ebene ist ein wirtschaftliches Muss, das für das nachhaltige Wachstum ebenso wichtig ist wie die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen“, so Máire Geoghegan-Quinn, in der Kommission zuständig für Forschung, Innovation und Wissenschaft.

Der Bericht untersucht die Stärken und Schwächen der nationalen Forschungs- und Innovationssysteme und bietet solide Fakten, an denen sich nationale Strategien orientieren können. Der Bericht, der sich auf den Leistungsanzeiger der Innovationsunion stützt, enthält auch ein Datenblatt zur Forschungs- und Innovationsleistung jedes Landes.

Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts
Europa muss die Investitionen in Forschung und Innovation beschleunigen. Die EU bewegt sich langsam auf ihr Ziel einer FuE-Quote von 3 % des BIP zu (2009 lag diese bei 2,01 %), doch der Abstand zu ihren führenden Wettbewerbern wird immer größer, was insbesondere auf die geringeren FuE-Investitionen der Wirtschaft zurückzuführen ist. Im Jahr 2008 wurden 24 % der gesamten weltweiten FuE-Ausgaben in der EU getätigt, im Jahr 1995 waren es noch 29 %. Im Verhältnis zum BIP investiert die Wirtschaft in Japan oder in Südkorea doppelt so viel wie in Europa.

In Krisenzeiten haben verstärkte Investitionen in Forschung und Innovation antizyklische Wirkung. Länder, die ihre Investitionen in Forschung und Innovation erhöht haben, haben bessere Aussichten, die Krise zu bewältigen. 2009 konnten siebzehn und 2010 sechzehn Mitgliedstaaten ihren FuE-Etat aufrechterhalten oder aufstocken.

Investitionen in Innovation müssen „intelligenter“ sein. Die größten Erfolge verzeichnen diejenigen, die mit ihren Investitionen eine intelligente Spezialisierung verfolgen und dabei Strategien der Angebotsseite (wie die öffentliche Förderung höherer Bildung, von FuE in Unternehmen, Risikokapital und von wissenschaftlich-technischen Infrastrukturen) und der Nachfrageseite (wie öffentliche Aufträge für innovative Produkte, leistungsgestützte Normung und eine wettbewerbsfördernde Regulierung der Produktmärkte) miteinander kombinieren.

Die Entwicklung hoch qualifizierter Menschen muss sich am Bedarf der Wirtschaft orientieren. Nur 46 % der Forscher in der EU arbeiten in der Privatwirtschaft (80 % in den USA). Die Mitgliedstaaten sollten ihre Bildungssysteme so anpassen, dass die Zahlen weiter steigen, aber auch eine bessere Anpassung an den Bedarf der Unternehmen sichergestellt ist.

Die Integration und Internationalisierung der Forschung führt zu einer höheren Rentabilität. Internationalisierung und Effizienz bei der Hervorbringung wissenschaftlicher Exzellenz verstärken sich gegenseitig. Die Weitergabe von Wissen innerhalb Europas (etwa zwischen Studierenden sowie bei gemeinsamen Veröffentlichungen und Patentanmeldungen) ist ein großer Vorteil und wird durch die Vollendung des Europäischen Forschungsraums weiter gefördert. Allerdings konzentriert sich dies auf einige wenige westeuropäische Länder.

Schwache Rahmenbedingungen verhindern, dass Wissen für marktfähige Produkte und Dienstleistungen genutzt wird. Europa verliert bei der Nutzung der Forschungsergebnisse an Boden. Die EU ist mit einem Anteil von 29 % im Jahr 2009 der größte Produzent wissenschaftlicher Peer-Review-Publikationen in der Welt, doch die Wachstumsrate bei der Zahl der PCT-Patentanmeldungen (Vertrag über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens) in Japan und Südkorea ist fast doppelt so hoch wie in der EU. Die Hälfte aller Mitgliedstaaten meldet überhaupt keine Hightech- Patente beim Europäischen Patentamt (EPA) an. Schutz und Verwaltung des geistigen Eigentums müssen kosteneffizienter werden. Das EU-Patent, über das derzeit verhandelt wird, ist hier ein wichtiger Anfang.

Europa verfügt über ein großes technologisches Innovationspotenzial, um gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. 2007 entfielen auf die EU 40 % der Patente im Zusammenhang mit Klimaschutztechnologien. Dies zeigt, dass gezielte Investitionen in Schlüsselbereichen der Forschung und Demonstration in Kombination mit Maßnahmen zur Stützung der Marktentwicklung zu neuen Technologien und Innovationen führen können. In diesem Geist wurden auch die Europäischen Innovationspartnerschaften von der Innovationsunion ins Leben gerufen.

Wir brauchen innovativere und schneller wachsende KMU. Die EU muss bei der Forschungsintensität, auch von mittleren Hightech-Unternehmen gegenüber den USA aufholen. Anders gesagt, es bedarf struktureller Veränderungen sowohl innerhalb als auch zwischen Sektoren. Einige europäische Länder wie Österreich und Dänemark haben den strukturellen Wandel hin zu einer eher wissensintensiven Wirtschaft geschafft. Viele dieser Länder haben die Wirtschaftskrise auch besser überstanden. Gemeinsam sind diesem Erfolg innovative und schnell wachsende KMU, die die wissenschaftliche Exzellenz in der öffentlichen Forschung nutzen können, sowie günstige Rahmenbedingungen für die Vermarktung der neuen Erkenntnisse.

Hintergrund
Als Beitrag zur Strategie Europa 2020 liefert der alle zwei Jahre vorgelegte Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit der Innovationsunion – der sich auf alle 27 Mitgliedstaaten und sechs assoziierte Länder erstreckt – eine eingehende statistische und wirtschaftliche Untersuchung der wichtigsten Merkmale eines effizienten Forschungs- und Innovationssystems. Dies ist die erste Ausgabe im Rahmen der Leitinitiative „Innovationsunion“ und löst damit den bisherigen Bericht über Wissenschaft, Technologie und Wettbewerbsfähigkeit ab.

 

 Bures: Mit F&E-Offensive aus der Krise in neue Wachstumsphase
Der Innovationsbericht der Kommission, der alle zwei Jahre erscheint, weist ausdrücklich auf das starke Wachstum von F&E in der Automotive hin.
Wien (bmvit) - Österreich ist eines von wenigen Ländern in der EU mit steigender Forschungsquote. "Während in den meisten anderen Staaten die Krise auf die Forschung und Technologie durchgeschlagen hat, haben wir offensiv und erfolgreich gegengesteuert", sagt Infrastrukturministerin Doris Bures zum Innovationsbericht der EU-Kommission, der Österreichs Innovationssystem "auf dem Weg zur Weltspitze" sieht.

"Schon zu Jahresbeginn 2009 haben wir gemeinsam ein F&E-Offensivpaket für die damals krisengeschüttelte Automobilindustrie geschnürt - nach dem Grundsatz, dass Innovation der Schlüssel ist, um die Krise zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen", erläutert Bures. Nach dem gleichen Grundsatz wurde die Forschungsförderung für KMUs ausgeweitet. Diese starke, antizyklische Investition in die Forschungsförderung wird im Bericht der Kommission ausdrücklich gewürdigt.

Der Innovationsbericht der Kommission, der alle zwei Jahre erscheint, weist ausdrücklich auf das starke Wachstum von F&E in der Automotive hin. Das starke Wachstum im Produktionswert der heimischen Autozulieferindustrie (plus 44 % bei der Herstellung von Kraftwagen- und Kraftwagenteilen im Jahresabstand, laut Statistik Austria) unterstreicht das.

"Der Innovationsbericht ist in vielen Bereichen wirklich eine Bestätigung für unsere FTI-Strategie", so Bures mit dem Hinweis darauf, dass Österreich bei den internationalen Patentanmeldungen gemessen am BIP in der absoluten Spitzengruppe ist, deutlich über dem EU-Schnitt und auch vor den USA. Vor allem dank der hohen öffentlichen Mittel für F&E ist Österreich bei der Forschungsquote unter den besten in Europa und erstmals vor den USA.

Bures: "Wir stellen um von Krisenbewältigung auf Wachstum. In der Krise ist es uns gelungen, die negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung zu dämpfen, auch im Innovationsbereich haben wir durch zusätzliche Investitionen einen Einbruch verhindern können. Ich glaube, die Voraussetzungen sind gut, um jetzt mit Schwung das neue Wachstum zu fördern. Dazu wird auch ein stärkeres Engagement der Unternehmen notwendig sein."

In dem Zusammenhang weist die Ministerin auf den neuen Schwerpunkt ihres Ressorts auf die "Intelligente Produktion" hin, heuer stellt das BMVIT 50 Mio. Euro für die Entwicklung und Optimierung von Produktionstechnologien zur Verfügung, um 50 Prozent mehr als in den Vorjahren. Dieser Schwerpunkt trifft sich mit den Empfehlungen des EU-Innovationsberichts, die Technologieintensität in der Sachgüterproduktion zu erhöhen. Bures: "Genau das tun wir, weil das sichert Wettbewerbsfähigkeit und, was am wichtigsten ist, Beschäftigung in Österreich."

 

Töchterle: Erfreuliches Zeugnis und Auftrag zugleich
Wissenschafts- und Forschungsminister sieht in FTI-Strategie der Bundesregierung wichtige Basis für weitere Schritte
Wien (övp-pk) - "Ein erfreuliches Zeugnis und gleichzeitig Motivation und Auftrag, unsere ambitionierten Ziele in Wissenschaft, Forschung und Innovation weiterzuverfolgen" sieht Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle im Innovationsbericht der Europäischen Union. Demnach ist Österreich aus Sicht der EU-Kommission im Bereich Forschung und Entwicklung am Weg zur "Weltspitze".

"Jetzt gilt es weiterhin gezielt Weichen zu stellen für eine innovative Wissensgesellschaft", so der Minister. Mit der FTI-Strategie der Bundesregierung, die im März beschlossen wurde, "haben wir eine wichtige Basis für die weiteren Schritte gesetzt. Jetzt gilt es die skizzierten Maßnahmen mit Leben zu erfüllen", so der Minister. Die bis 2020 angestrebte F&E-Quote von 3,76 Prozent sei dabei "sehr ambitioniert und benötigt jedenfalls sofort gemeinsame Kraftanstrengungen von öffentlicher und privater Seite", betont Töchterle.

"Forschung bringt Wissen, Innovation und Wohlstand", bekräftigt der Minister. Dass Österreich auf einem guten Weg ist, zeigt auch der jüngst vorgelegte Forschungs- und Technologiebericht: Mit 8,286 Milliarden Euro Investitionen wird erstmals die 8 Milliarden-Grenze überschritten.

Abschließend unterstreicht der Minister den hohen Stellenwert der Grundlagenforschung für die künftige Entwicklung des Landes, dem sowohl in der FTI-Strategie als auch im Forschungs- und Technologiebericht 2011 Rechnung getragen wird. "Unser Ziel muss es sein, Investitionen in die Grundlagenforschung bis 2020 auf das Niveau führender Forschungsnationen zu heben." Vorbilder seien dabei die Schweiz und Israel.

 

 Lichtenecker: Österreich verliert Anschluss an die Spitze
Österreich braucht Investitionen in Forschung und Entwicklung um innovativer zu werden
Wien (grüne) - "Die Bundesregierung blockiert mit ihrem Budget für Forschung und Wissenschaft Österreichs Weg zur Innovationsspitze", kritisiert Ruperta Lichtenecker, Vorsitzende des Ausschusses für Forschung, Innovation und Technologie und Wirtschafts- und Forschungssprecherin der Grünen.

Bis 2015 fehlen hunderte Millionen Euro, um auf die von der Regierung angepeilte Forschungsquote von 3,76 Prozent zu kommen. "Und es ist immer noch völlig offen, woher das Geld zur Finanzierung der Forschungsstrategie kommen soll", bemängelt Lichtenecker.

Die Forschungssprecherin gibt zu bedenken, dass alleine die Budget-Stagnation in Forschung und Wissenschaft die Entwicklung in Österreich stark bremsen wird: "Auch dem Wirtschaftsstandort wird damit großer Schaden zugefügt", so Lichtenecker. Sie fordert einen verbindlichen Finanzierungsplan um die Forschungsstrategie umzusetzen. "Wir müssen die Budgets für Wissenschaft und Forschung massiv aufstocken, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können."
     

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