Leichte Wachstumsabschwächung auf hohem Niveau   

erstellt am
10. 06. 11

Wien (wifo) - Nach der kräftigen Dynamik seit Herbst 2010 kündigt sich nun eine gewisse Abschwächung der internationalen Konjunktur an. Während aus Asien nach wie vor starke Wachstumsimpulse kommen, lassen die jüngsten Daten in den USA und im Euro-Raum für das II. Quartal eine anhaltende, aber verlangsamte Expansion erwarten. Auch in Österreich dürfte das Wirtschaftwachstum im II. Quartal etwas schwächer ausfallen als im I. Quartal. Der Preisauftrieb ist laut Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) im Euro-Raum weiterhin mäßig, in Österreich liegt die Inflationsrate allerdings deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raumes.

Die Weltwirtschaft behält ihren Expansionskurs bei. Nach wie vor kommen die stärksten Wachstumsimpulse aus den asiatischen Schwellenländern. In den USA und im Euro-Raum zeigten sich aber zuletzt Anzeichen einer gewissen Abschwächung der Dynamik.

In den USA fiel das Wirtschaftswachstum bereits im I. Quartal 2011 mit +0,5% gegenüber dem Vorquartal gedämpft aus. Die jüngsten Daten für das II. Quartal zeigen einen anhaltend mäßigen Aufschwung. Insbesondere sank im Mai der Purchasing Manager Index im Sachgüterbereich deutlich. Gleichzeitig verläuft die Erholung auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor zäh, die Arbeitslosenquote steigt seit April wieder geringfügig. Auch die Debatte um die Entwicklung der Staatsfinanzen dürfte die Stimmung derzeit belasten.

Im Euro-Raum nahm das BIP im I. Quartal mit +0,8% gegenüber dem Vorquartal kräftig zu (IV. Quartal 2010 +0,3%). Regional bleibt die Entwicklung uneinheitlich: Vom lebhaften Wachstum in Deutschland (+1,5%) profitierten auch die Nachbarländer. Die Volkswirtschaften des südlichen Euro-Raumes entwickelten sich dagegen wesentlich schwächer, belastet durch die Staatsschuldenkrisen und die hohe Arbeitslosigkeit. Konjunkturumfragen deuten auch für den Euro-Raum auf einen anhaltenden, möglicherweise jedoch etwas schwächeren Aufschwung im II. und III. Quartal hin: Der Vertrauensindex für die Industrie sank im Mai geringfügig, und auch die Geschäftserwartungen laut ifo-Index sind seit zwei Monaten leicht rückläufig.

Dank der lebhaften Steigerung der Sachgütererzeugung wuchs die österreichische Wirtschaft im I. Quartal gegenüber der Vorperiode um 0,9%. Die vorlaufenden Indikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest vom Mai 2011(Produktionserwartungen, Geschäftslage in sechs Monaten) zeigen jedoch ebenfalls einen leichten Rückgang auf die Werte vom Herbst 2010. Die Auftragsbestände beurteilen die Sachgütererzeuger aber nach wie vor günstig. Weiterhin schwach entwickelt sich der Tiefbau, der Produktionsindex lag im Februar um 10,4% unter dem Vorjahreswert. Die Tourismusumsätze fielen in der Wintersaison 2010/11 um 1,0% geringer aus als im Vorjahr.

Die Erholung des Arbeitsmarktes hält an: Saisonbereinigt stieg die aktive Beschäftigung im April und Mai 2011 gegenüber dem Vormonat um 0,1% bzw. 0,2%. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote beträgt nach österreichischer Berechnungsmethode seit Jänner unverändert 6,7%.

Die Rohstoffpreishausse verstärkt die Inflation in den Industrieländern. Im Euro-Raum erreichte die Inflationsrate im April 2011 laut HVPI 2,8%. Der Preisauftrieb ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel ist aber nach wie vor mäßig (April 1,8%). In Österreich betrug die Inflati- onsrate laut nationalem VPI im April 3,3%, die Kerninflationsrate (ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) lag bei 2,6%. Die Kerninflationsrate laut HVPI war mit 2,9% um 1,1 Prozentpunkte höher als im Durchschnitt des Euro-Raumes.
     
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