Um neue Gäste aus Indien, Brasilien und China wird verstärkt geworben
Wien (pk) - Der Tourismusausschuss diskutierte am 07.06. anhand des Tourismusberichts 2010 die aktuelle
Lage der heimischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Die Branche hat in der Krise ihren internationalen Marktanteil
durch überdurchschnittliche Investitionen gesichert und sich als eine Stütze der österreichischen
Konjunktur bewährt. Dieser Weg soll unter den Bedingungen schärferen internationalen Wettbewerbs fortgesetzt
werden, teilte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner den Abgeordneten mit. Ziel der österreichischen Tourismusstrategie
sei es, die Betriebe bei Innovationen zu unterstützen, um das touristische Angebot zu verbessern, erläuterte
der Minister. Bei der Verbesserung der Koordination des Tourismusmarketings zwischen Bund und Ländern befinde
man sich "auf einem guten Weg". Neue Ausbildungen – Stichwort "Tourismusfachkraft" – sollen
einen Berufseinstieg im Tourismus für junge Menschen attraktiver machen. Sorgen bereiteten den Abgeordneten
Beherbergungsbetriebe mit ungenügender Eigenkapitalausstattung – die erwarteten höheren Zinsen könnten
diese Betriebe in den nächsten Jahren vor Probleme stellen. Der Bericht wurde einhellig zur Kenntnis genommen
und wird auf Antrag der ÖVP auch im Nationalratsplenum debattiert werden.
Im Anschluss an die Debatte zum Tourismusbericht sprach sich der Ausschuss einstimmig für nachhaltige Verkehrslösungen
im Tourismus aus. Die Abgeordneten Gabriela Moser (G), Heidrun Silhavy (S), Franz Hörl und Gabriel Obernosterer
(beide V), Roman Haider (F) und Stefan Markowitz (B) unterbreiteten dazu in ihrem Entschließungsantrag 1550/A(E)
folgende Vorschläge: Attraktivere Öffis mit zweckmäßiger Gepäcklogistik für Sportgeräte,
bessere Online-Auskünfte, Einbeziehung von Bussen und Regionalbahnen in das Gästekartenservice, Ausbau
von Radwegen und Förderung der Elektromobilität. Dieselben Abgeordneten brachen gemeinsam auch eine
Lanze für die alpinen Vereine und würdigten deren Leistungen bei der Erhaltung und Pflege der Infrastruktur
in den Bergen. Mit dem einstimmig angenommenen Fünf-Parteienantrag empfahl der Tourismusausschuss dem Plenum
eine Resolution zur Erhaltung und Förderung von Schutzhütten und Wegen in den Alpen ( 1578/A(E)).
Tourismusbranche kam mit Investitionen aus der Krise
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner berichtete von der Erholung der Tourismusbranche nach der Krise und von
Rekordergebnissen bei Inländernächtigungen und -ankünften im Jahr 2010 sowie einer stabilen Nachfrage
auf ausländischen Herkunftsmärkten. Bedauerlicherweise habe sich dies nicht auch bei den Umsätzen
niedergeschlagen, wo ein Minus von 5 % zu verzeichnen war. Steigende Investitionsneigung und Fördernachfrage
deuten auf ein gutes Investitionsklima in der Branche hin, sagte der Minister und informierte die Abgeordneten
über sein Bemühen, durch bessere Förderkonditionen die Innovationsbereitschaft in der Branche weiter
zu stärken. Er rechne damit, dass sich die positiven Tendenzen im österreichischen Tourismus trotz schärferer
internationaler Konkurrenz auch 2011 fortsetzen, sagte der Minister.
In der Debatte lobten Vertreter aller Fraktionen die hohe Qualität und die übersichtliche Darstellung
des Tourismusberichts.
Abgeordnete Gabriela Moser (G) drängte in ihrer Wortmeldung auf Maßnahmen zur Verbesserung der Ertragslage
in der Tourismusbranche, auf eine Anhebung der Arbeitsplatzqualität und auf eine bessere budgetäre Dotierung
der Österreich Werbung.
Abgeordneter Gerhard Huber (B) brachte Probleme in den Schiregionen während des letzten Winters zur Sprache
und machte darauf aufmerksam, dass der Tourismus 2010 nur wegen starker Zuwächse in Oberösterreich, Niederösterreich
und Wien "mit einem blauen Auge davongekommen" sei. Huber forderte Maßnahmen gegen die Verschuldung
der Betriebe, die den wachsenden Qualitätsansprüchen der Gäste durch Investitionen entsprechen müssen.
Förderungen verlangte Huber auch für Investitionen in den barrierefreien Tourismus.
Die Eigenkapitalprobleme kleiner Tourismusbetriebe behandelte auch Abgeordneter Maximilian Linder (F) und wandte
sich gegen rigorose Kontrollen der Finanzpolizei bei der Mithilfe von Familienmitgliedern. Über dieses Thema
wollte auch Abgeordneter Gabriel Obernosterer (V) mit dem Sozialminister reden.
Abgeordnete Heidrun Silhavy (S) erbat in künftigen Tourismusberichten Auskunft über die Entwicklung des
Kongress- und Geschäftstourismus, erkundigte sich nach Maßnahmen für Wintersportbetriebe und trat
dafür ein, die Werbung auf den Tourismusmärkten in Drittstaaten mit entsprechenden Sprachkursen für
das Tourismuspersonal zu verbinden. Um die Menschen und ihr Know-how länger in der Branche zu halten, schlug
die Abgeordnete vor, die Beschäftigungsdauer in den Betrieben zu verlängern.
Abgeordneter Franz Hörl (V) gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass die Tourismusbranche die Krise dank
ihrer Investitionsbereitschaft gut überstanden hat, unterstrich die Bedeutung der Beschneiungsanlagen im letzten
Winter und lobte die Österreich Werbung für deren gute Marketing-Arbeit.
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ging seinerseits auf Probleme mit der Eigenkapitalausstattung kleiner
Tourismusbetrieben ein, wies Forderungen nach Eigenkapitalverbesserungen durch die öffentliche Hand aber aus
rechtlichen Gründen zurück. Gefördert werden Qualitätsverbesserunen, insbesondere auch in den
unteren Qualitätskategorien, eine Strategie, die in Österreich durch – im Vergleich zum Euroraum - günstigere
Zinsen erleichtert werde.
Weiters informierte der Minister über die Kofinanzierung von Auslandspraktika für Lehrlinge sowie über
Bemühungen der Sozialpartner, die Tourismussaison in den verschiedenen Regionen zu verlängern.
Die neue Marketing-Allianz beziehe alle Akteure ein und wird 2012 den bisherigen Marketing-Beirat ersetzen, erfuhren
die Abgeordneten. Der Einsatz der Werbemittel soll weiter verbessert Marketingprogramme längerfristig geplant
werden. Zudem werde eine Datenschnittstelle bei der Österreich Werbung eingerichtet. Bei der Verbesserung
der Kooperation mit den Bundesländern sei er auf einem guten Weg, sagte der Wirtschaftsminister. Das Budget
der Österreich sei zuletzt ausgeweitet worden und reiche seiner Meinung nach aus, sagte der Minister.
Bei den Wintersportwochen setze er auf attraktive Angebote aus der Branche und auf eine Werbekampagne der Österreich
Werbung unter Einbeziehung österreichischer Sportstars. Dem Vorschlag der Abgeordneten Heidemarie Unterreiner
(F), Wintersportwochen in den Schulen wieder verpflichtend einzuführen, hielt der Minister entgegen, dass
Elternvereine dies aus Rücksicht auf sozial schwache Familien ablehnten.
Die Barrierefreiheit von Tourismuseinrichtungen sei in den Bauordnungen festgeschrieben; zusätzlich biete
sein Ressort Informationen zur Attraktivierung des Österreich Tourismus für Behinderte.
Die österreichische Tourismuswirtschaft könne langfristig nicht nur auf deutsche Gäste setzen, zeigte
sich Mitterlehner überzeugt und wies auf erfolgreiche Marketingstrategien in Osteuropa hin. Zukünftige
Schwerpunkte der Österreich Werbung liegen in Indien, Brasilien und China, wo neue kaufkräftige Gruppen
für eine Reise nach Österreich angeworben werden sollen. Auf dem deutschen Markt liege der inhaltliche
Schwerpunkt auf längeren Urlaubsaufenthalten der Nachbarn in Österreich, die zuletzt eine Tendenz zu
Kurzvisiten in Österreich erkennen ließen.
Detailfragen stellten in einer zweiten Verhandlungsrunde die Abgeordneten Heidemarie Unterreiner (F), Ruperta Lichtenecker
(G), Carmen Gartelgruber (F), Stefan Markowitz (B), Gerhard Huber (F), Gabriel Obernosterer (V) und Johann Hell
(S).
Bundesminister Reinhold Mitterlehner machte beim Thema Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energieträger
in Tourismusbetrieben auf die gegenwärtig intensive Arbeit am neuen Ökostromgesetz aufmerksam, das auch
für Tourismusbetriebe gute Angebote enthalten werde. Ein wichtiges Ziel sei für ihn die Verbesserung
der Energieeffizienz.
Schließlich bemühte sich der Minister, Sorgen der Abgeordneten wegen der Auswirkungen von "Basel
III" auf die Tourismusbetriebe zu zerstreuen. Bessere Eigenkapitalvorschriften für Banken seien nicht
nur negativ zu bewerten, gab der Ressortchef zu bedenken. Er werde sich dafür einsetzen, den Betrieben bei
Investitionen noch bessere Informationen für die Professionalisierung des Rechnungswesens sowie über
alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu geben.
Die Verhandlungen über die neue EU-Tourismusstrategie seien noch nicht abgeschlossen, teilte der Minister
dem Ausschuss mit.
Für Unterstützung alpiner Vereine, für mehr öffentlichen Verkehr
Nach dem Tourismusbericht hörten die Abgeordneten die Ausführungen von Franz Kassel vom Verband alpiner
Vereine Österreichs. Dieser wies darauf hin, dass seine Organisation Arbeitsplätze in entlegenen Regionen
sichere und für den Wandertourismus unabdingbar sei. Er wünschte sich ein Mehr an öffentlichen Geldern,
um die alpine Infrastruktur auch in Hinkunft erhalten zu können.
Abgeordnete Gabriela Moser (G) verstand den anschließend beschlossenen Antrag als eine Minimalhilfe für
die alpinen Vereine, denn deren Leistung sei für die Zugänglichkeit alpiner Regionen von großer
Wichtigkeit. Abgeordneter Gerhard Huber (B) unterstrich dies und meinte, man dürfe diese Vereine nicht aushungern,
da sie einen wichtigen Beitrag für den heimischen Alpintourismus leisteten.
Abgeordnete Heidrun Silhavy (S) betonte die Bedeutung der öffentlichen Zugänglichkeit der alpinen Regionen.
Es dürfe nicht sein, dass man etwa Eintrittsgelder zahlen müsse, um am Reichtum der heimischen Landschaft
Anteil nehmen zu können, weshalb ihre Fraktion den vorliegenden Antrag unterstütze. Abgeordneter Franz
Hörl (V) dankte den Hüttenwirten und den Mitarbeitern der Vereine für ihre Arbeit, Abgeordneter
Roman Haider (F) würdigte gleichfalls die Leistung der alpinen Vereine. - Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Sodann wurde auch der Antrag zur Stärkung der Mobilität für Touristen einstimmig angenommen. Abgeordnete
Anna Franz (V) hatte zuvor von den positiven Erfahrungen berichtet, die man in der Region Bregenzer Wald mit einer
Ausweitung des öffentlichen Verkehrsangebots gemacht habe. |