Gemeindebund-Chef warnt vor neuen Anschlägen auf die Gemeindefinanzen
Wien (gemeindebund) -Eine durchaus positive Zwischenbilanz zieht Gemeindebund-Chef Bgm. Helmut Mödlhammer
im Vorfeld des Österreichischen Gemeindetages. "Die Gemeindefinanzen haben sich leicht erholt, ich warne
dennoch eindringlich davor, nun schon wieder über neue Belastungen für die Gemeinden zu diskutieren",
so Mödlhammer. "Der nun spürbare Aufschwung ist ein zartes Pflänzchen, das man nicht leichtfertig
zertreten darf", so der Gemeindebund-Präsident.
Im ersten Halbjahr 2011 habe sich die Finanzsituation der Gemeinden aus zwei Gründen verbessert. "Einerseits
haben die Gemeinden in den letzten beiden Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Ausgabenbudgets zusammengekürzt.
Zum anderen hilft uns die anspringende Konjunktur natürlich, weil damit auch die Ertragsanteile aus dem Finanzausgleich
sich wieder erholt haben." Darüber hinaus haben sich die Gemeinden als einzige Ebene im Stabilitätspakt
zu einem Nulldefizit in den kommenden Jahren verpflichtet.
Mödlhammer warnt allerdings eindringlich davor, diese leichte Erholung durch neue Belastungen zu gefährden.
"Zwei konkrete Bereiche machen mir große Sorgen", so der Gemeindebund-Präsident. Der Entwurf
zu einer neuen Eisenbahnkreuzungsverordnung würde die Gemeinden mit Millionenbeträgen belasten. "Hier
wurden die Gesamtkosten vom Ministerium zwischenzeitlich auf 300 Mio. Euro heruntergerechnet, in den ursprünglichen
Berechnungen hat das noch rund eine Milliarde Euro ausgemacht. Aber selbst der neue Betrag würde die Gemeindebudgets
enorm belasten." Die Gemeinden seien immer bereit zur Sicherheit im Straßenverkehr beizutragen. "Ich
kann aber nicht mir nichts dir nichts von oben her verordnen, dass nun alle Bahnübergänge auf Kosten
der Gemeinden neu zu sichern sind. Das widerspricht dem Geiste des gegenseitigen Belastungsstopps. Zum anderen
sind die Unfallzahlen bei Bahnübergängen stark rückläufig."
Gemeinden lehnen Akademisierung der Kindergartenpädagoginnen ab
Auch in der Kinderbetreuung droht den Gemeinden Ungemach. Immer wieder wird darüber diskutiert, ob die Ausbildung
der Pädagoginnen künftig auf akademisches Niveau angehoben werden soll. "Ich halte fest, dass wir
schon jetzt eine der besten Ausbildungen europaweit haben, ich verstehe nicht, warum man da künstlich eine
Akademisierung draufsetzen muss." Eine solche Maßnahme würde die Gemeindebudgets schwer belasten,
bringe keinen einzigen Betreuungsplatz mehr und auch kaum eine Qualitätsverbesserung. "Wir brauchen hier
auch den europäischen Vergleich überhaupt nicht zu scheuen. Die Qualität unserer Kinderbetreuung
rangiert im europäischen Spitzenfeld."
Viel wichtiger sei es, die Kinderbetreuung flexibler zu gestalten und noch mehr auf die Bedürfnisse der Kinder
und Eltern auszurichten. "Dazu zählen flexiblere Öffnungszeiten, bessere Ferienbetreuung und die
Erleichterung von Mischformen der Kinderbetreuung. Ehrlicherweise halte ich die Debatte um die Akademisierung für
überflüssig. Wir haben einen sehr hohen Ausbildungsstandard, der von den Menschen auch geschätzt
wird. Wir sollten in wirtschaftlich turbulenten Zeiten eher einmal daran denken, wie wir die hohe Qualität
und die guten Standards halten können, anstatt immer noch eins draufzusetzen", so der Gemeindebund-Präsident
abschließend.
2.200 Gemeindevertreter/innen beim 58. Österreichischen Gemeindetag
Übermorgen, Donnerstag, wird in der Tiroler Gemeinde Kitzbühel der 58. Österreichische Gemeindetag
eröffnet. 2.200 Gemeindevertreter/innen aus ganz Österreich treffen sich zum Gedankenaustausch. Prominente
Gäste sind u.a. Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Sozialminister Rudolf Hundstorfer
und Landeshauptmann Günther Platter. |