Die Heilige Krone und ihr Erfinder   

erstellt am
15. 06. 11

Dommuseum in Wien und Stift Klosterneuburg in Niederösterreich mit gemeinsamem Ticket
Klosterneuburg (stift) - Markgraf Leopold III. der Heilige, aus dem Geschlecht der Babenberger, der Wegbereiter für das österreichische Landesbewusstsein gründete das Stift Klosterneuburg. Die Gründungslegende des Stiftes Klosterneuburg, die Schleierlegende, wurde immer wieder von großen Künstlern thematisiert. Auch auf einem Tafelbild von Rueland Frueauf dem Jüngeren (um 1500), das sich im Stift Klosterneuburg befindet, wird die besagte Legende dargestellt. Dieses Tafelbild fungierte auch als Vorlage für die Rückseite des zweitwichtigsten Leopoldi-Reliquiars, eine herausragende Wiener Goldschmiedearbeit (datiert 1588), die als Leihgabe der Pfarre St. Leopold in Wien II im Dommuseum ausgestellt ist. Der hl. Leopold starb am 15. November 1136 in Klosterneuburg. Als Landespatron von Österreich wird er insbesondere an seinem Festtag, dem 15. November, in Klosterneuburg verehrt.

Herzog Albrecht II., aus dem Hause Habsburg, dessen Ehe mit Johanna von Pfirt fünfzehn Jahre lang kinderlos geblieben war, wallfahrte nach der Geburt seines ersten Kindes Rudolf im Jahr 1339 regelmäßig nach Klosterneuburg – in der Folge wurden ihm noch fünf weitere Kinder geboren. Fast jedes Jahr am 15. November kam Herzogin Johanna von Pfirt allein oder mit ihrem Gatten, um am Grab des kinderreichen Markgrafen Leopold III. für den Kindersegen zu danken.
Herzog Rudolf IV. unternahm 1358 den ersten Anlauf zu dessen Heiligsprechung, die
jedoch erst 1485 erfolgte. Im 16. Jahrhundert pflegte der Wiener Bischof Johann Caspar Neuböck (siehe u.a.: Neuböck-Kelch im Dommuseum, datiert 1584), als großer Förderer der Wallfahrt, am Leopoldifest in der Stiftskirche Klosterneuburg zu predigen.

Der bedeutendste Schatz des Dom- und Diözesanmuseums am Wiener Stephansplatz ist ein Porträt von Herzog Rudolf IV., dem Stifter (1339-1365), das als das älteste Porträt des Abendlandes gilt. Dargestellt ist der Herzog mit einer Zackenkrone, die ihm zwar nicht zustand, die er aber für sich reklamierte.

Die Geschichte dahinter: Als sein Schwiegervater, der Luxemburger Kaiser Karl IV.,
die Kaiserwahl regelte und sieben Kurfürsten bestimmte, dabei aber seinen Schwiegersohn und damit die Habsburger überging, griff der Herzog quasi zur
Selbsthilfe und ließ die vorhandenen Privilegien von seiner Kanzlei etwas „erweitern“.
In den Schriftstücken, die wie üblich dem Kaiser zur Bestätigung vorgelegt wurden,
erschien erstmals der Titel eines „Erzherzoges“, den zu tragen die Habsburger angeblich berechtigt waren. Ebenso erklärten die gefälschten Urkunden, dass der Erzherzog von Österreich berechtigt sei, eine Krone nach antikem Vorbild zu tragen – wobei Rudolf die „Zackenkrone“ wahrscheinlich von antiken Münzen kannte.

Kaiser Karl erkannte den Betrug und verbat Rudolf den Titel sowie die neuen Insignien – doch sowohl das Porträt im Dommuseum als auch Statuen im Stephansdom zeigen ihn mit dieser Krone.

1453, erst rund 100 Jahre später, bestätigte der Habsburger Kaiser Friedrich III. die
Urkunden, die dadurch von der Fälschung zur Rechtskraft gelangten, sodass von da
an alle Habsburger den Titel eines Erzherzoges führten.

Möglicherweise ließ Friedrich auch nach den vorhandenen Bildern eine Krone herstellen – doch wenn es so war, hat sich diese nicht erhalten. Vorhanden ist erst eine Krone von 1616, der „Österreichische Erzherzogshut“, gestiftet von Erzherzog Maximilian III. Um dieser Krone noch mehr Bedeutung zu geben, bestimmte der Erzherzog, dass sie bei den Gebeinen des Hl. Leopold im Stift Klosterneuburg aufbewahrt werden sollte und nur zur Erbhuldigung – der Machtübergabe an einen neuen Erzherzog von Österreich – kurzfristig entfernt werden durfte. Dadurch wurde der Erzherzogshut – wie auch die ungarische Stephanskrone und die böhmische Wenzelskrone – zur dritten „heiligen“ Krone der Habsburger.

Mit der Eröffnung der neuen Schatzkammer im Stift Klosterneuburg ist nun die „heilige Krone Österreichs“ – neben zahlreichen anderen Schätzen, darunter der echte Schleier der Agnes – erstmals für Besucher dauernd zu besichtigen.

Durch das neue Kombiticket Dommuseum und Stift Klosterneuburg wird ein Besuch
außerdem noch günstig: Das Kombiticket kostet 19 Euro, ist ein Jahr gültig und ermöglicht den Besuch des Dommuseums inklusive Sonderausstellung sowie im Stift Klosterneuburg die Teilnahme an allen an einem Tag möglichen Touren (Führungen/
Audioguide in neun Sprachen).
     
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