Geht den Weg cum Petro et sub Petro!, rief Kardinal Christoph Schönborn den Neupriestern
zu.
Wien (pew) - Am 24.06. hat Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Stephansdom acht Diakonen
die Priesterweihe gespendet: Matthias Beck, Michael Weninger, Jürgen Krause und Lukas Rihs aus dem Wiener
Priesterseminar, Massimiliano Nanna, Luca Oranges und Diego Esteban Penafiel Fernandez aus dem Missionskolleg "Redemptoris
Mater" sowie Friedrich Vystrcil von der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen.
In seiner Predigt zitierte Kardinal Schönborn den Propheten Jesaia: „Der Herr hat mich schon im Mutterleib
berufen“ (Jes 49,1). Es berühre ihn immer neu, „die Realität dieses Rufes zu erleben“, sagte der Kardinal
zu den Weihekandidaten. Die Menschen zu Christus zu führen, sei nicht allein Sache der geweihten Priester.
Aber „ohne den Hirtendienst der Bischöfe und Priester ist die Kirche nicht denkbar“. Das Weihepriestertum
stehe „ganz im Dienst dessen, was auch die Berufung des Täufers war: ,das Volk für den Herrn bereit zu
machen‘, durch die Verkündigung des Wortes Gottes - predigt nicht euch, predigt das Evangelium! -, durch die
Heiligung durch die Sakramente, vor allem durch die Eucharistie und durch den Hirtendienst der Leitung – so, wie
Petrus sagt, „nicht als Beherrscher eurer Gemeinden, sondern als Vorbilder für die Herde“ (1Petr 5,3).
Gehorsam ist von vitaler Bedeutung
An diesem Punkt sprach Kardinal Schönborn die Frage des Gehorsams an. Der Gehorsam jedes Gläubigen
Gott gegenüber nehme „auch die Gestalt des kirchlichen Gehorsams an, dem eigenen Bischof und dem Papst gegenüber.
Das mag manchen wie eine Entmündigung aussehen. Es ist aber von vitaler Bedeutung für die Gemeinschaft
der Kirche.“
Man höre von außen gelegentlich Erstaunen darüber, welche Freiheiten sich Kleriker erlauben könnten.
Die Kirche sei zwar keine Firma, so Kardinal Schönborn, „aber es schadet uns im Klerus nicht, dass uns von
weltlicher Seite in Erinnerung gebracht wird, was im heutigen Berufsleben selbstverständlich an Gehorsam gegenüber
der Leitung eingefordert wird.“ Dass die neuen Priester ihm und seinen Nachfolgern heute „Ehrfurcht und Gehorsam“
versprächen, heiße zwar nicht, „dass Ihr jede praktische Entscheidung des Bischofs für absolut
richtig halten müsst.“ Es werde „Situationen der Enttäuschung und Frustration“ geben, in denen die Versuchung
groß sei, „auf die da oben zu schimpfen, auf Rom oder auf den Bischof.“
Ubi Petrus, ibi Ecclesia
Aber „der Gehorsam dem Papst gegenüber, die Treue zu Petrus und seinem Nachfolger, war immer der sichere
Weg, auch im Gehorsam zu Christus treu zu sein. Ubi Petrus, ibi Ecclesia!* Haltet Euch an dieses Wort. Es hat mich
in 40 Jahren des Priesterseins nie enttäuscht, auch wenn es mich bisweilen Opfer gekostet hat. Geht den Weg
cum Petro et sub Petro!**
Gehorsam, so der Kardinal weiter, heiße auch, „den Mut zu haben, dem Bischof das Herz zu öffnen und
ihm auch Unangenehmes zu sagen: Aber nicht über die Medien, sondern von Angesicht zu Angesicht, persönlich.“
Christlicher Gehorsam sei das „Gegenteil von serviler Unterwürfigkeit: Er ist eine Schule der Freiheit.“ Aber
eine Schule, die ohne das Kreuz nicht zu bestehen sei.
Den Weg der Wahrheit in Liebe gehen
Abschließend rief Kardinal Schönborn die Neupriester auf, vor allem durch das eigene Leben Zeuge für
die Wahrheit zu sein: „Nichts spricht eine klarere Sprache, als das Zeugnis des eigenen Lebens.“ Es werde freilich
schwer sein, „den Weg der Wahrheit so zu gehen, dass dabei auch die Liebe nicht verletzt wird. Wahrheit ohne Liebe
ist Härte; Liebe ohne Wahrheit ist lasch und nicht hilfreich.“ Gottes Barmherzigkeit, die allen Menschen zu
bezeugen sei, könne nur greifen „auf der Basis der Wahrheit“.
*Wo Petrus (=der Papst) ist, dort ist die Kirche.
**mit Petrus und unter Petrus |