Wien (wifo) - Die von den österreichischen Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland,
den westungarischen Komitaten Györ-Moson-Sopron und Vas, der tschechischen Region Südmähren sowie
den slowakischen Selbstverwaltungsgebieten Bratislava und Trnava gebildete CENTROPE-Region ist ein bedeutender
Standort für Direktinvestitionen in der EU. Mit 0,16 durchgeführten Direktinvestitionsprojekten je 1.000
Einwohner nahm sie in den Jahren 2003 bis 2010 einen Spitzenplatz in der EU ein. Bratislava und Wien sind führend
in Bezug auf Dienstleistungsinvestitionen. Bratislava verzeichnete unter 271 NUTS-2-Regionen der EU gemessen an
der Bevölkerung die höchste Zahl an Direktinvestitionsprojekten im Bereich der Handels- und Transportdienstleistungen
(Wien: Rang 12). Wien hatte bezüglich der Zahl der Direktinvestitionen in Unternehmenszentralen und Unternehmensdienstleistungen
die 8. Stelle inne (Bratislava Rang 7). Das ergibt sich aus einer gemeinsamen Untersuchung von WIFO, Wiener Institut
für internationale Wirtschaftsvergleiche, Mendel-Universität Brünn, Westungarischem Forschungsinstitut
und slowakischer Akademie der Wissenschaften, die einen Überblick über das Ausmaß und die Motivation
für Unternehmensverflechtungen in der grenzüberschreitenden Wirtschaftsregion CENTROPE liefert.
In den anderen Regionen der neuen Mitgliedsländer dominieren hingegen Sachgüterinvestitionen. Die Regionen
Györ-Moson-Sopron, Vas, Trnava und Südmähren gehörten 2003/2010 durchwegs zu den 50 (von insgesamt
1.303) NUTS-3-Regionen mit den meisten durchgeführten ausländischen Direktinvestitionen in technologieintensiven
Branchen.
Wie die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung zeigen, weisen aber die Integration in internationale Forschungs-
und Entwicklungsnetzwerke und die regionale Vernetzung innerhalb der Region noch Defizite auf. Nur rund 7% der
erhobenen Kooperationen sind F&E-Kooperationen, und nur 36% der Kooperationen sind intraregional.
Die Wirtschaftspolitik steht in der CENTROPE damit - abgesehen von der Notwendigkeit, die Attraktivität für
ausländische Investoren zu erhalten und wenn möglich auszubauen - vor zwei wesentlichen Herausforderungen:
Zum einen müssen die oftmals jungen Direktinvestitionen in der Region verankert werden und somit weiträumige
Netze um kleinräumige Netzwerke ergänzt werden. Die bisherige Kooperationstätigkeit multinationaler
Unternehmen in der Region deutet auf ein gewisses Interesse dieser Unternehmen an einer solchen Integration hin.
Zum anderen gilt es aber auch, die bestehenden intraregionalen Unternehmenskooperationen zu verdichten und die
Integration in internationale F&E-Netzwerke voranzutreiben. Je nach Zielsetzung bestehen hier für die
verschiedenen Unternehmenstypen recht unterschiedliche Interessenslagen, die in einem entsprechenden Politikdesign
berücksichtigt werden müssen. Eine Strategie zur Förderung regionaler Netzwerke sollte daher stark
zielgruppenorientiert sein. Vor allem kleine, aber auch junge Unternehmen sind aufgrund ihrer kleinräumigen
Aktivitäten eine besonders interessante, aufgrund ihrer oftmals größeren Probleme in Kooperationen
jedoch auch eine sehr betreuungsintensive Zielgruppe. |