forum bmvit über Konzepte und Technologien für den demografischen Wandel
Wien (bmvit) - Vor 150 Jahren habe Europa noch einen Anteil von 25 Prozent an der Weltbevölkerung
gehabt, bis 2050 werde er nur noch fünf Prozent betragen. Das bedeute eine dramatische Verschiebung im globalen
Kräfteparallelogramm, erklärte Ingolf Schädler, Bereichsleiter Innovation im Bundesministerium für
Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) am Abend des 20.06. bei der Eröffnung der jüngsten Diskussionsveranstaltung
im Rahmen des forum bmvit mit dem Titel: "Leben und arbeiten in alternden Gesellschaften - Konzepte und Technologien
für den demografischen Wandel". "Wir dürfen aber vor diesen Entwicklungen nicht erstarren",
betonte Schädler, "sondern müssen auch das Chancenpotenzial, das darin liegt, erkennen und nützen.
Technologie ist eine Antwort darauf."
Wolfgang Lutz, im Vorjahr mit dem Wittgenstein-Preis ausgezeichnet und Direktor des Wittgenstein Centre for Demography
and Global Human Capital, unterstrich in seiner faszinierenden Keynote die eminente Rolle, die Bildung in den globalen
demografischen Entwicklungen spielt. Sie sei der wichtigste Hebel um die Herausforderungen demografischen Wandels
zu bestehen. Die Szenarien für Österreich zeigten dabei aber noch beträchtlichen Aufholbedarf. In
der Diskussion betonte Jens Dangschat, Soziologieprofessor an der Technischen Union (TU) Wien, dass wir uns vom
traditionellen Bild des biologischen Alters verabschieden müssen. Anforderungen und Bedürfnisse diferenzieren
sich aus, das erfordere flexible Antworten. Dies glte auch in der Mobilität erklärte Katja Schechtner,
Mobilitätsforscherin am Austrian Institute of Technology. Die Verkehrsangebote würden heute in einer
viel größeren Bandbreite genutzt. Es gehe nicht darum ein System für die Altersgruppe 65 plus zu
schaffen, sondern ein "all-inclusive-System", das hohe Qualität für alle garantiere.
Aus der Sicht eines Stahlunternehmens, erklärte Enno Arenholz von der Konzernforschung der voestalpine, gehe
es zum einen darum, die Produktionsprozesse so zu gestalten, dass Menschen länger im Arbeitsprozess bleiben
können, etwa durch verstärkte Automation und Einsatz von Robotik. Zum anderen entsteht natürlich
auch neue Nachfrage, etwa nach Materialien und Produkten im medizinischen Bereich. Ingmar Goetzloff, beim Informationstechnologie-Anbieter
Beko für Smart Homes Solutions verantwortlich, berichtete über eine im vergangenen Jahr in Linz eröffnete
Wohnhausanlage als Pilotprojekt, in der intelligente technische Systeme gebrechlichen Menschen eines autonomes
Leben mit Versorgungssicherheit in der eigenen Wohnung ermöglichen. Die derzeit noch hohen Kosten machten
dieses Modell zwar noch nicht massentauglich. Aber mittlere Sicht könnten sie aber vielleicht mit den realen
Kosten einer Altenheimbetreuung konkurrieren. |