Ortstafeln: Lösung für Bundespräsident Heinz Fischer eine "Sternstunde"
"Freue mich schon, wenn ich das Gesetz unterschreiben kann" - Angelobung eines
möglichen Kanzlers Strache lässt der Bundespräsident in der ORF-"Pressestunde" offen
Wien (hofburg/apa) - Bundespräsident Heinz Fischer lehnt weitere Verhandlungen über das
Volksgruppengesetz ab. Die Novelle, und damit auch die Lösung der Kärntner Ortstafelfrage, soll in der
Nationalratssitzung diese Woche beschlossen werden, erklärte Fischer am 03.07. in der ORF-"Pressestunde".
Ein neuerliches Aufschnüren des Pakets würde lediglich zu Frustrationen führen. "Ich freue
mich schon, wenn ich das Gesetz unterschreiben kann", so der Bundespräsident.
Fischer sprach von einer "Sternstunde", da es möglich gewesen sei, alle Beteiligten, zumindest was
die Unterschriften betrifft, für ein gemeinsames Prozedere zu gewinnen. Die Novelle sollte in der vorliegenden
Form beschlossen werden, weitere Änderungen wären "nicht gut", zumal es sich um ein seit Jahrzehnten
bestehendes Problem handle. Auch der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) erklärte dazu
in einer Aussendung: "Diese Woche ist eine der bedeutendsten in meinem politischen Leben. Es wird nun möglich
sein, den Jahrzehnte dauernden Streit um die Kärntner Ortstafelfrage endlich zu lösen."
Dass es sich bei Dörfler um einen freiheitlichen Politiker handle, mit dem in der Ortstafelfrage eine Lösung
gefunden wurde, wollte Fischer in der "Pressestunde" nicht mit der Regierungsfähigkeit der FPÖ
vermischt haben. Einmal mehr ließ er offen, ob er einen Bundeskanzler Heinz-Christian Strache (F) angeloben
würde. Den stimmenstärksten Vertreter nach einer Nationalratswahl mit der Regierungsbildung zu beauftragen,
darauf gebe es zumindest "keinen Rechtsanspruch", so der Bundespräsident.
Bundespräsident "nach wie vor" Freund der Wehrpflicht - Lob für die steirischen Reformvorhaben
in der Verwaltung
Der Bundespräsident Heinz Fischer hat sich nach wie vor als "Freund" der allgemeinen Wehrpflicht
bezeichnet. Zwar sprach er sich für eine Diskussion über eine etwaige Abschaffung aus, die überstürzte
Ankündigung der Abschaffung durch die SPÖ vor einigen Monaten jedoch kritisierte er: "Man hätte
das vielleicht von vorhinein anders angehen müssen." Begrüßenswert hingegen sind laut Fischer
die Reformen im Bereich der Bildung und der Verwaltung in der Steiermark.
Grundsätzlich könne man über die Wehrpflicht und darüber, ob etwa ein anderes System besser
wäre, nachdenken. Für das staatsbürgerliche Bewusstsein sei das Prinzip jedenfalls "gar nicht
schlecht", so Fischer. Nun gebe es Verhandlungen zwischen den Regierungsparteien und auch die zunächst
von der SPÖ angekündigte Volksbefragung wurde verschoben, begrüßt der Bundespräsident,
dass aus der Diskussion das Tempo herausgenommen wurde: "Damit schaut die Sache schon besser aus." Zudem
könnten dadurch in Ruhe auch die Vorschläge der Bundesheerreform weiterentwickelt werden. "Nichts
übers Knie zu brechen ist alleweil der bessere Weg", so Fischer, der einräumte, dass die Jugend
verunsichert sein könnte. Mit den jungen Leuten müsse man diskutieren, meinte er.
Angesprochen auf das "Jugend-Thema" Bildung zeigte sich der Bundespräsident zufrieden mit den aktuellen
Reformen - Stichwort Neue Mittelschule, Ausbau der Ganztagsbetreuung und Sitzenbleiben. "Mag sein, dass es
Einzeletappen sind", aber sie seien erfreulich, so Fischer. Dem Bildungs-Volksbegehren von Initiator Hannes
Androsch steht er positiv gegenüber, wenngleich er es als Bundespräsident natürlich nicht unterschreibe
- als Privatbürger würde er es sich jedoch überlegen. Er erkennt darin einen Modernisierungsgedanken
und findet, dass es das Volksbegehren wert ist, dass es im Nationalrat diskutiert wird. "Dankenswert"
sei zudem, dass jemand wie Androsch noch Energien investiert und dem Bildungswesen Impulse gibt.
Lob gab es von Fischer für die steirische Landesregierung und ihre vergangene Woche angekündigten Reformvorhaben.
Dies sei "ein wirklicher Lichtblick". Nicht alles sei jedoch eins zu eins auf den Bund zu übertragen,
räumte der Bundespräsident ein.
Griechenland-Hilfe "wichtig und richtig" für Europa, für Diskussion über Erbschafts-
und Vermögenssteuern
Der Bundespräsident bezeichnet die Griechenland-Finanzhilfe als "wichtig und richtig" für Europa.
Ein Kollaps des Landes hätte Konsequenzen für ganz Europa - auch Österreich und seine Bankenwelt.
Dass sich die Banken an der Hilfe beteiligen sollen, begrüßt Fischer, dies wäre "gerecht und
sinnvoll". Er sprach sich weiters für die Einführung einer europaweiten Finanztransaktionssteuer
aus und ortet auch "Nachdenkbedarf" über eine Vermögenssteuer in Österreich.
Fischer zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit der Euro-Länder bei der Griechenland-Hilfe: "Die
Situation ist weiter schwierig, aber das war notwendig." Ein Bankrott des Landes hätte hingegen Milliarden-Gewinne
für Spekulanten bedeutet. Auch würde dies eine "schreckliche Niederlage der europäischen Idee"
bedeuten. Am neuen Rettungspaket sollen sich auch Banken beteiligen - etwas, das auch der Bundespräsident
begrüßt: "Ich finde es wahrlich gerecht und sinnvoll und nehme an, dass es erfolgreiche Verhandlungen
dazu geben wird."
Betreffend einer eigenen Wirtschaftsregierung auf EU-Ebene äußerte sich Fischer zurückhaltend.
Grundsätzlich sollen Staaten autonom entscheiden können. Eine stärkere Koordinierung der Wirtschaftspolitik
in Ländern mit einer gemeinsamen Währung oder einer Bündelung von Kompetenzen begrüßt
er jedenfalls. So könnten Projekte wie eine Transaktionssteuer rascher umgesetzt werden. Bei der Transaktionssteuer
sollte Österreich aber nicht alleine voranpreschen, dies würden Experten ablehnen, meinte Fischer.
Wo Österreich jedoch handeln könnte, wäre das Thema Vermögenssteuer. "Hier gibt es Nachdenkbedarf",
bekräftigte Fischer seine Forderung nach einer Diskussion über Erbschafts- und Vermögenssteuern.
"Mit Leistungsgerechtigkeit hat das (derzeitige System, Anm.) nichts zu tun", so Fischer, der sich als
Anhänger der Leistungsgerechtigkeit bezeichnete. "Leistung muss gefordert und gefördert werden.
Aber gerade bei Erbschaften ist der Anteil an Leistung relativ überschaubar." Er pochte auf eine "sachliche
und ernsthafte" Auseinandersetzung ohne Tabus. Das SPÖ-Modell zur Vermögenssteuer, das einen jährlichen
Steuersatz zwischen 0,3 und 0,7 Prozent auf Vermögen über einer Million Euro vorsieht, betrachtet er
als einen Diskussionsbeitrag: "Ich freue mich, wenn einige andere sachliche Beiträge dazukommen."
Quelle: APA
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Vilimsky: Fischer wie immer zu keinen konkreten Aussagen bereit
Im Zweifel für den EU-Zentralismus und für noch höhere
Steuern
Wien (fpd) - "Wenngleich die beiden Journalisten dem Bundespräsidenten sicherlich durchaus gewogen
waren, fiel es auch ihnen sichtlich schwer, Heinz Fischer in der ORF-"Pressestunde" irgendwelche konkreten
Aussagen zu entlocken", kommentiert FPÖ-Generalsekretär NAbg. Harald Vilimsky den Auftritt des Staatsoberhaupts
im Fernsehen. "Es ist kaum vorstellbar, dass er für diese dünnen Kommentare die Fürstenhochzeit
in Monaco sausen ließ."
Insgesamt ziehe sich die Anbiederung an die EU-Entscheidungen als roter Faden durch Fischers Ausführungen,
so Vilimsky. "Selbst für die skandalöse Aussage des Eurogruppen-Chefs Juncker, dass man Währungsentscheidungen
lieber im dunklen Kämmerlein treffen solle, fand Fischer eine Rechtfertigung. Daher wundert es auch nicht,
dass er nichts gegen eine europäische Wirtschaftsregierung und gegen den permanenten Rettungsschirm ab 2013
hat, obwohl beides klar gegen den EU-Vertrag verstößt", so Vilimsky.
In der Frage der Steuern sei es symptomatisch, dass der Bundespräsident - gleich wie die Partei, der es entstammt
- nur über Erhöhungen und nie über Entlastungen nachdenkt. "Dass wir im Bereich der Vermögenssteuern
unter dem EU-Schnitt liegen, sonst ohnehin überall klar darüber, ist Fischer ein Dorn im Auge. Es kann
für ihn offensichtlich nicht sein, dass die Österreicher auch nur irgendwo einen Steuervorteil gegenüber
anderen Europäern haben", stellt Vilimsky fest.
Fischers Aussagen zur Bildungspolitik seien im Wesentlichen deckungsgleich mit dem Parteiprogramm der SPÖ
gewesen, wenigstens in der Wehrpflichtfrage habe er jedoch seine Haltung bewahrt, während Verteidigungsminister
Darabos mit seinen Zerschlagungsplänen de facto gescheitert sei, hält der FPÖ-Generalsekretär
fest. |
LH Dörfler: Entscheidende Woche für Ortstafellösung
steht bevor
56 Jahre nach Staatsvertrag geht endloser Streit um eine dauerhafte Lösung der Kärntner
Ortstafelfrage endlich in die Zielgerade.
Klagenfurt (lpd) - Für den Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler ist die kommende Woche
wohl eine der wichtigsten und zukunftsweisenden für das Land Kärnten. 56 Jahre nach dem Staatsvertrag
wird am 6. Juli, durch die bevorstehende Beschlussfassung im Nationalrat, ein schier endloses Kapitel der Ortstafelfrage
endlich geschlossen werden.
"Diese Woche ist eine der bedeutendsten in meinem politischen Leben. Es wird nun möglich sein, den Jahrzehnte
dauernden Streit um die Kärntner Ortstafelfrage endlich zu lösen", so Dörfler. Nach Jahren
voll gefüllt mit Höhen und Tiefen, wie dem Ortstafelsturm 1972, einer langen ruhigen Phase, die durch
die Schnellfahraktionen von Rudi Vouk unterbrochen wurde und nach vielen Anläufen verschiedener Politiker
ist es nun gelungen, in Verhandlungen zwischen Staatssekretär Josef Ostermayer, Landeshauptmann Gerhard Dörfler
und allen Volksgruppenvertretern eine nachvollziehbare und verfassungskonforme dauerhafte Lösung in der Kärntner
Ortstafelfrage herbei zu führen und im Sinne des Landes Kärnten dieses Thema endlich zu beenden.
"Wir alle gemeinsam haben in den letzten Wochen und Monaten bewiesen, dass es mit ernst gemeinten Verhandlungen
möglich ist, dieses Thema zu lösen. Daran wird auch das letzte Aufflackern und Streit säen des unverbesserlichen
radikalen Flügels der Kärntner Slowenen nichts ändern", stellt Dörfler klar.
Besonders groß ist die Freude des Kärntner Landeshauptmannes darüber, dass alle entscheidenden
politischen Verantwortungsträger hinter dieser Lösung stehen: Von Bundespräsident Heinz Fischer,
Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Michael Spindelegger, Staatssekretär Josef Ostermayer, Sloweniens
Ministerpräsident Danilo Türk, Minister für Slowenen im benachbarten Ausland und der Welt Bostjan
Zeks, die verfassungssichernde Oppositionspartei mit Heinz Christian Strache sowie die überwiegende Mehrheit
der Kärntner Slowenen mit Marjan Sturm, Bernard Sadovnik, dem Einheitslisten-Vorsitzenden Vladimir Smrtnik
sowie seinem Bruder und Bürgermeister von Bad Eisenkappel Franz Josef Smrtnik.
"Alle entscheidenden Verantwortungsträger haben die einzigartige Bedeutung dieser Lösung erkannt
und stehen hinter ihr. Dies ist ein historischer Tag für das Land Kärnten und für die Republik Österreich",
so Landeshauptmann Gerhard Dörfler, der deshalb auch persönlich an der Parlamentssitzung in Wien am kommenden
Mittwoch teilnehmen wird. |
Foglar: Beseitigung der Schieflage im Steuersystem ist Frage der sozialen Gerechtigkeit
Holzhammerargumente aus Steuerdiskussion entfernen
Wien (ögb) - "Die Schieflage im österreichischen Steuersystem wird immer offensichtlicher,
insbesondere angesichts knapper werdender Budgets und fehlender zusätzlicher Einnahmen. Ich bin sehr froh
über die deutlichen Worte, die Bundespräsident Dr. Heinz Fischer in der ORF-,Pressestunde‘ diesbezüglich
ausgesprochen hat", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar. "Wir sind völlig einer Meinung mit
dem Bundespräsidenten, dass es in dieser Frage um soziale Gerechtigkeit geht."
"1,4 Prozent, das ist der Anteil, den die Vermögen in Österreich zum gesamten Steueraufkommen beitragen",
sagt Foglar. "Mehr als zwei Drittel leisten Lohn- und Umsatzsteuern, also die breite Masse der Menschen mit
ihren Einkommen und über den Konsum. Wir stimmen mit dem Bundespräsidenten überein, dass diese niedrigen
Beiträge der Vermögenden endlich an europäisches Niveau herangeführt werden müssen, das
ist eine Frage der Fairness und der sozialen Gerechtigkeit." In der EU liege der Beitrag Vermögender
zu den Steuereinnahmen im Schnitt bei 5,4 Prozent, würde man den heimischen Beitrag auf dieses Niveau anheben,
kämen rund 4 Milliarden Euro jährlich ins Budget.
Auch mit Dr. Fischers Aussagen über die Erbschaftssteuer stimme er überein, so Foglar. "Erben ist,
wie auch Bundespräsident Dr. Fischer heute gesagt hat, keine Leistung, eine Erbschaftssteuer wäre also
alles andere als leistungsfeindlich, wie gerne behauptet wird." Es sei wirklich hoch an der Zeit, die Diskussion
über mehr Gerechtigkeit im Steuersystem sachlich zu führen. "Holzhammerargumente wie angebliche
Belastungen für den Mittelstand oder Leistungsfeindlichkeit von vermögensbezogenen Steuern haben in dieser
dringend nötigen Diskussion nichts mehr verloren." |