Konjunktur-Prognose für 2011 und 2012 / Arbeitsmarkt  

erstellt am
01. 07. 11

 Hohes Tempo des Aufschwungs verringert sich
Wien (wifo) - Der Konjunkturaufschwung hält in Österreich an. Aufgrund des kräftigen Wachstums der Weltwirtschaft nehmen die Exporte weiter zu. Auch die Ausrüstungsinvestitionen dürften im Prognosezeitraum merklich gesteigert werden. Die kurzfristigen Konjunkturindikatoren lassen jedoch eine Abschwächung im weiteren Jahresverlauf erwarten. Die Expansion der Weltwirtschaft wird durch den Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise, die restriktivere Geldpolitik in einigen Schwellenländern sowie die anhaltende Belastung der privaten Haushalte in den USA gedämpft. Die Krise im Euro-Raum trägt zur Unsicherheit der Verbraucher und Unternehmen bei. Für 2011 erwartet das WIFO einen Anstieg des BIP um 3,0%; 2012 dürfte das Wirtschaftswachstum 1,8% betragen. Die internationalen Risiken für die Konjunktur haben in den vergangenen Monaten zugenommen.

Der Aufschwung der Weltwirtschaft setzte sich im I. Quartal 2011 fort, der Welthandel und die weltweite Industrieproduktion wuchsen kräftig. Neuerlich kamen die Wachstumsimpulse aus den Schwellenländern in Asien, Lateinamerika und Ostmitteleuropa. Mittlerweile dürfte sich die Konjunktur jedoch etwas abschwächen. In allen Regionen deutet sich eine merkliche Wachstumsverlangsamung im weiteren Jahresverlauf an. Hier machen sich insbesondere der Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise und die straffere Geldpolitik in einigen Schwellenländern bemerkbar. Die Weltwirtschaft dürfte im Prognosezeitraum dennoch deutlich expandieren. Insbesondere in Asien, Lateinamerika und Ostmitteleuropa bleibt die Wachstumsdynamik hoch.

In den USA wird die gesamtwirtschaftliche Produktion im Prognosezeitraum langsamer steigen als zuletzt prognostiziert. Grund dafür sind eine unerwartet schwache Entwicklung im I. Quartal, die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, die Belastung der privaten Haushalte durch die hohe Verschuldung und eine nach wie vor negative Entwicklung auf dem Immobilienmarkt sowie eine restriktivere Ausrichtung der Geld- und Fiskalpolitik.

Im Euro-Raum insgesamt ist das Wachstum gedämpft, die Divergenz zwischen einer Gruppe kräftig expandierender exportorientierter Volkswirtschaften - vor allem Deutschland - und den krisengeschüttelten Ländern in Südeuropa sowie Irland bleibt bestehen. Großbritanniens Wirtschaft dürfte im Prognosezeitraum nur mäßig expandieren. In den skandinavischen Ländern und in Ostmitteleuropa sind die Wachstumsaussichten hingegen sehr positiv.

Die internationalen Konjunkturrisiken nehmen zu. Insbesondere der Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise, die Folgen des Erdbebens in Japan, das politische Taktieren um die Anhebung der Schuldengrenze in den USA sowie die Euro-Krise könnten den weltweiten Konjunkturaufschwung zusätzlich schwächen.

In Österreich hielt der Aufschwung Anfang 2011 an. Das kräftige Wachstum in Deutschland brachte eine neuerliche starke Ausweitung der Exporte mit sich. Auch die Ausrüstungsinvestitionen nahmen weiter zu. Im Gleichklang mit dem internationalen Umfeld zeichnet sich jedoch laut WIFO-Konjunkturtest auch in Österreich eine Verlangsamung der Expansion ab. 2011 dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion dennoch um 3,0% expandieren. Für 2012 rechnet das WIFO mit einem Wirtschaftswachstum von 1,8%.

Die gute Konjunktur geht 2011 mit einer deutlichen Ausweitung der Beschäftigung und einem Rückgang der Arbeitslosigkeit auf Jahresbasis einher. Der Beschäftigungsaufbau verringert sich in weiterer Folge jedoch und kann den Anstieg des Arbeitskräfteangebotes nicht mehr wettmachen. Die Arbeitslosigkeit wird daher 2012 nicht mehr sinken. Die Arbeitslosenquote stabilisiert sich bei 6,6% nach österreichischer Berechnungsmethode der unselbständigen Erwerbspersonen bzw. bei 4,2% der Erwerbspersonen laut Eurostat-Definition.

Die Verbraucherpreise erhöhen sich 2011 aufgrund des Anstiegs der Rohstoff- und Energiepreise erheblich (+3,2%). Davon sind etwa 0,4 Prozentpunkte auf die Anhebung indirekter Steuern im Zuge der Budgetkonsolidierung zurückzuführen. 2012 fallen beide Effekte schwächer aus, zugleich dürften die Löhne stärker steigen. Die Inflationsrate wird 2,6% betragen.

Der Finanzierungssaldo der öffentlichen Haushalte verbessert sich im Prognosezeitraum weiter. Hohe Steuereinnahmen dank der guten Konjunktur und die Konsolidierungsmaßnahmen senken das Defizit auf 3,1% (2011) bzw. 2,9% (2012) des BIP.

Methodische Hinweise und Kurzglossar
Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Reale und nominelle Größen
Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich
Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI
Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch http://www.statistik.at/).

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.itkt.at/ ). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

 

Hundstorfer: Auch im Juni sinkt Arbeitslosigkeit
Besonders bei Landzeitarbeitslosen und im Industriebereich – Vollzeitbeschäftigung wächst ebenso wie die Zahl der offenen Stellen
Wien (bmask) - "Die Arbeitsmarktdaten sind ähnlich gut wie Ende Mai, wir verzeichnen den 16. Monat in Folge eine sinkende Arbeitslosigkeit", berichtete Sozialminister Rudolf Hundstorfer Freitag nach Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten. Mit 207.944 vorgemerkte Arbeitslose ist die Zahl gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um 4.809 (-2,3 Prozent) zurückgegangen. So ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent nach Eurostat. Das sei weiterhin der zweitbeste Wert in der EU, so der Sozialminister. Die Schulungen konnten aufgrund der guten Wirtschaftslage gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert werden. So befanden sich im Juni 60.922 Menschen in Schulungen - das sind um 10.935 weniger als im Vorjahr. Zählt man Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammen, so befinden sich im Juni um 15.744 weniger auf Arbeitssuche als im Vergleichsmonat des Vorjahres, unterstrich Hundstorfer.

Kräftig ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Juni zurückgegangen (-26,8 Prozent). Auch die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit ist im Sinken. "Stark wächst hingegen die Beschäftigung mit +63.000 aktiv Beschäftigten. Das ist ein neuer Beschäftigtenrekord für den Monat Juni. Seit Jahresbeginn wächst auch die Vollzeitbeschäftigung wieder an, und die Zahl der offenen Stellen steigt weiter - um 7,9 Prozent auf 36.653", bekräftigt Hundstorfer. Insgesamt sinke die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen wie auch bei den Männern und InländerInnen.

Besonders erfreulich sei es für ihn, wenn am Lehrstellenmarkt eine Entspannung zu vermerken ist, so Hundstorfer. Die Zahl der Lehrstellensuchenden sinkt im Juni immerhin um 5,4 Prozent auf 3.959; die Zahl der offenen Lehrstellen steigt um 5,2 Prozent auf 3.063. Damit sinkt die Lehrstellenlücke mit 896 auf Vorkrisenniveau. Für das neue Lehrjahr wurden dem AMS bereits 11.693 (+786 oder +7,2 Prozent) offene Lehrstellen gemeldet. "Der Lehrstellenmarkt wird sich also in den kommenden Monaten noch weiter entspannen. Für alle, die trotzdem keine Lehrstelle finden, steht natürlich weiterhin im Rahmen der Ausbildungsgarantie der Bundesregierung ein Ausbildungsplatz zur Verfügung", versicherte der Sozialminister.

In der Industrie gehe es bereits seit über einem Jahr steil aufwärts. Die Industriearbeitslosigkeit - sie ist bereits im Vorjahr um ganze 27,9 Prozent gesunken - sinkt nicht mehr so stark, aber immer noch um 15,7 Prozent, so Hundstorfer. "Damit erreicht die Industriearbeitslosigkeit beinahe das Niveau der Hochkonjunkturjahre 2007 und 2008. Das erkennt man auch an der Kurzarbeit; sie ist so gut wie vorbei - statt zehntausenden KurzarbeiterInnen in der Krise gibt es jetzt nur noch 227 in ganz Österreich", sagte der Minister. Die Industriebundesländer Vorarlberg (-21,5 Prozent), Oberösterreich (-11,1 Prozent) und Steiermark (-8,4 Prozent) verzeichnen daher die beste Arbeitsmarktentwicklung. In Kärnten und Wien steigt die Arbeitslosigkeit zwar leicht an, das ist aber fast vollständig durch den Rückgang bei den Schulungen erklärbar.

Die Arbeitskräfteüberlassung boomt zwar nach wie vor (+10.627 Beschäftigte im Mai), der gleichzeitige leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit bei der Leiharbeit um 740 zeigt jedoch, dass eine gewisse Sättigung eintritt, sagte der Minister abschließend.

 

Mitterlehner: Österreichs Wirtschaft ist auf einem robusten Wachstumskurs
Wirtschaftsminister zu WIFO/IHS-Prognosen: Krise nachhaltig überwunden - Österreich hält Wachstumsvorsprung - Unternehmen investieren kräftig und schaffen neue Jobs
Wien (bmwfj) - "Wir haben die richtigen Lehren aus der Krise gezogen und sind daher gut im Aufschwung positioniert. Österreichs Wirtschaft ist auf einem robusten Wachstumskurs", betont Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner angesichts der im Vergleich zum Frühjahr deutlich erhöhten Wachstumsprognosen von WIFO und IHS. "Unsere Unternehmen lassen sich von den ungelösten Strukturproblemen auf den Finanzmärkten bisher nicht beeinflussen, sondern investieren kräftig in neue Produkte und schaffen zusätzliche Jobs in Österreich. Jetzt geht es darum, diesen Schwung voll auszunützen, um das Wachstum auch in den nächsten Jahren hochhalten zu können", so Mitterlehner. Selbst wenn das Tempo laut den Prognosen 2012 nachlasse, sei der grundsätzliche Aufwärtstrend intakt. Das zeigten die heute veröffentlichten Zahlen.

Positiv fällt auch der internationale Vergleich aus: "Der Österreich-Bonus hält. Wir zählen zu den Wachstumszentren Europas", freut sich Mitterlehner. Denn während WIFO und IHS für Österreich heuer ein Wachstum von drei Prozent prognostizieren, liegen die entsprechenden Schätzungen für die Eurozone bei einer Bandbreite von 1,8 bis zwei Prozent 2011. "Das unterstreicht die guten Rahmenbedingungen am Standort Österreich, auch wenn wir uns darauf nicht ausruhen dürfen und weiter an besseren Strukturen arbeiten müssen. Denn die internationale Konkurrenz schläft nicht", betont Mitterlehner.

Stärkster Wachstumstreiber bleibt der Export, der heuer laut den Prognosen um rund zehn Prozent wachsen soll. "Unsere Internationalisierungs-Offensive macht sich weiterhin bezahlt", bekräftigt Mitterlehner. Mit einem erwarteten Plus von 3,8 Prozent entwickeln sich auch die Bruttoanlageinvestitionen deutlich positiver als noch im Frühjahr erwartet. "Das ist ein entscheidender Gradmesser für eine positive Stimmung und Zukunftsvertrauen in der Wirtschaft. Davon brauchen wir angesichts des schwierigen internationalen Umfelds gerade jetzt möglichst viel", so Mitterlehner.

Neue Innovations- und Technologieschecks
Um den Aufschwung weiter zu beschleunigen, hat das Wirtschaftsministerium heuer eine Mittelstands-Offensive lanciert. "Im Rahmen einer 'Triple-I-Strategie' unterstützen wir vor allem kleine und mittlere Unternehmen beim Strukturwandel. So heben wir Innovationspotenziale, unterstützen Investitionen und fördern die Internationalisierung", bekräftigt Mitterlehner. Seit Montag ist zum Beispiel ein mit 10.000 Euro dotierter Innovationsscheck abrufbar, mit dem noch mehr KMU zum nachhaltigen Einstieg in Forschung und Entwicklung motiviert werden. Dazu kommen neue Gründungstechnologie- und Gründungsinvestitions-Schecks im Wert von 1.000 Euro, die sich vor allem an Unternehmensgründer richten.

 

Kaske: Viele Betriebe geben älteren Beschäftigten keine Chance
Gesundheits- und Sozialwesen scheint zur neuen Fluchtbranche zu werden
Wien (ögb) - "Schön, dass die Arbeitslosigkeit in Österreich weiter zurückgeht und die Beschäftigung steigt. Bedenklich ist aber, dass Frauen, MigrantInnen und Beschäftigte über 50 Jahren nicht von diesem Trend profitieren, die Arbeitslosigkeit ist hier weiter gestiegen", sagt ÖGB-Arbeitsmarktsprecher und vida-Vorsitzender Rudolf Kaske zu den Arbeitsmarktdaten für Juni 2011. Es sei deshalb wichtig, bessere Rahmenbedingungen für diese Gruppen zu schaffen und die Qualifizierungsmaßnahmen zu verstärken. Insgesamt waren Ende Juni 2011 beim AMS 207.944 Menschen als Arbeit suchend registriert, dazu kommen 60.922 Arbeit Suchende in Schulungen.

Während bei den Männern ein Rückgang um 4,7 Prozent zu registrieren ist, stieg die Arbeitslosigkeit bei den Frauen um 0,6 Prozent. Nach Branchen untergliedert gab es den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Gesundheits- und Sozialwesen (+5,1 Prozent), das ist ein Bereich, in dem besonders viele Frauen arbeiten. "Der Gesundheits- und Pflegebereich scheint sich immer mehr zu einer Fluchtbranche zu entwickeln. Viele der Beschäftigten sind angesichts der anstrengenden Arbeit unterbezahlt, die hohe Fluktuation hat aber auch mit dem hohen Arbeitsdruck und den unattraktiven Arbeitsbedingungen zu tun", sagt Kaske. Er verlangt deshalb neuerlich mehr Geld für die Branche. "Der von der Regierung beschlossene Pflegefonds bis 2014 ist wichtig, er wird hoffentlich kommende Woche auch im Parlament beschlossen", meint Kaske. Zusätzlich müsse rasch die langfristige Finanzierung der Pflege und Betreuung gesichert werden. "vida und die GPA-djp haben dazu ein eigenes Pflegefonds-Modell erarbeitet, das auch auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten abzielt", so Kaske.

Ältere Beschäftigte: Gute Betriebe belohnen, schwarze Schafe sanktionieren
Viele Betriebe hinken in ihrer Unternehmensphilosophie der Alterung unserer Gesellschaft hinterher. "Neben einer Verstärkung der betrieblichen Gesundheitsförderung brauchen wir dringend alternsgerechte Arbeitsplätze. Sollten die Betriebe hier nicht umdenken und ihre Arbeitsabläufe freiwillig auf mehr ArbeitnehmerInnen über 50 anpassen, brauchen wir verbindliche Regelungen", sagt Kaske. "Betriebe, die überdurchschnittlich viele ältere ArbeitnehmerInnen beschäftigen, könnten eine Prämie erhalten, im Gegenzug könnte man von Betrieben mit zu wenig oder keinen älteren Beschäftigten eine Strafzahlung verlangen", schlägt Kaske ein Ausgleichssystem vor, um die Betriebe zu einem Umdenken zu bewegen.

 

 Tumpel: WIFO-Prognose bestätigt Schieflage bei Verteilung
Tumpel: Wachstum kommt bei ArbeitnehmerInnen nicht an - Vermögenssteuern und Finanztransaktionssteuer gefordert
Wien (ak) - "Die heutige WIFO-Prognose bestätigt die Schieflage der Verteilung", so AK- Präsident Herbert Tumpel. "Die Wirtschaft brummt, das WIFO konnte die Wachstumsprognose weiter nach oben korrigieren, aber bei den ArbeitnehmerInnen scheint dies nicht anzukommen. Der private Konsum wächst kaum, und dies vor allem deshalb, weil die Realeinkommen aufgrund der hohen Inflation zurückgehen." Daher fordert AK-Präsident Tumpel: "Die Preistreiberei bei Rohstoffen durch Spekulation und fehlende Markttransparenz muss endlich wirkungsvoll unterbunden werden. Mehr Gerechtigkeit im Steuersystem muss den ArbeitnehmerInnen eine entsprechende Teilhabe am Wachstum der Wirtschaft ermöglichen." Der AK-Präsident begrüßt die Ankündigung der EU-Kommission, die Finanztransaktionssteuer in Angriff zu nehmen: "Wenn diese kommt, ist endlich gesichert, dass auch der Finanzsektor einen Beitrag zur Finanzierung der Krisenkosten leistet." Darüber hinaus fordert die AK eine Vermögensbesteuerung für die höchsten Vermögen und den verstärkten Kampf gegen die Steuerhinterziehung.

Das WIFO revidierte seine Wachstumsprognose von 2,5 auf 3 Prozent hinauf, da die Exporte boomen und nun auch die Investitionstätigkeit angesprungen ist. Während die Unternehmen also von der Fortsetzung des Aufschwunges profitieren, findet dieser keinen Niederschlag in den Einkommen der Unselbständigen. "Da deren reale pro Kopf-Einkommen heuer zurückgehen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte nur äußerst schwach zunehmen", sagt Tumpel. Schuld daran ist vor allem die hohe - und erneut hinauf revidierte - Inflationsrate. Deshalb muss endlich die Preisspirale gestoppt werden. "Extreme Verteuerungen bei Nahrungsmittel und bei Sprit gehen großteils auf das Konto von Spekulation. Ohne wirkungsvolle Eindämmung der Spekulation und ohne genaue Untersuchung und Kontrolle der Preisbildung wesentlicher Produkte frisst die Inflation die Bruttolohnzuwächse auf".

"Es geht nicht an, dass wieder nur die ArbeitnehmerInnen und KonsumentInnen die Zeche zahlen", so Tumpel. "Auch das Steuersystem muss zu mehr Gerechtigkeit beitragen. Im Gegenzug dazu könnte die Abgabenbelastung des Faktors Arbeit gesenkt werden, um die Beschäftigung und den privaten Konsum zu stärken, was schließlich wiederum dem Budget zugutekommt".
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion

 
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