Österreichs Druckereien fehlt die Nachfrage   

erstellt am
01. 07. 11

Umsatzwachstum 2010 von 3 Prozent zu gering, um Vorjahresverluste zu decken – Branche steht unter erheblichen Kosten- und Ertragsdruck
Wien (ba) - Österreichs Druckereien konnten sich 2010 wirtschaftlich nicht erholen. Trotz des guten Konjunkturumfelds ist die Produktionsleistung der Branche um 3 Prozent gesunken. Der Branchenumsatz ist zwar um wenigstens 3 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro gestiegen, hat aber auch das Vorkrisenniveau noch weit verfehlt. Den Druckereien fehlen weiterhin stärkere Nachfrageimpulse aus dem Inland. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen. „Die unbefriedigende Nachfrageentwicklung und der Konkurrenzdruck im Druckwarenmarkt dämpfen die Preise und verschlechtern die Ertragslage der Unternehmen. Am negativen, nicht krisensicheren Branchenbild hat sich trotz der aktuell guten Konjunkturentwicklung noch wenig verändert“, so Günter Wolf, Ökonom der Bank Austria.

Die Branche steht unter erheblichem Kosten- und Ertragsdruck infolge der schwachen Nachfrageentwicklung und zu hoher Produktionskapazitäten auf europäischer Ebene. Der Wirtschaftsabschwung hat den Preiswettbewerb noch verschärft. „In den letzten fünf Jahren sind die Erzeugerpreise der Druckereien fast kontinuierlich gesunken, im Durchschnitt um 1,4 Prozent im Jahr. Gleichzeitig sind ihre Kosten gestiegen“, erklärt Wolf die Situation. Die Entspannung auf der Kostenseite im Jahr 2010, als Druckpapier um durchschnittlich 7 Prozent im Jahresabstand billiger wurde, war nur von kurzer Dauer. Schon ab der zweiten Jahreshälfte haben die Papierpreise wieder angezogen und sind bis April 2011 praktisch ungebremst gestiegen, in Summe um rund 10 Prozent. Der Preisanstieg kam erst im Mai zum Stillstand. Im selben Zeitraum sind die durchschnittlichen Erzeugerpreise für Druckwaren aber geringfügig gesunken.

Günter Wolf weiter: „Die Analyse der Bilanzen österreichischer Druckereien 2008/2009 aus dem Sample der KMU Forschung Austria zeigt, dass die Branche eine sehr niedrige Eigenkapitalquote mit durchschnittlich 19 Prozent verbucht. Weiters gibt es unter den Druckereien mit 39 Prozent einen überaus hohen Anteil überschuldeter Betriebe und eine schwache Ertragskraft gemessen an der Umsatzrentabilität von 1,9 Prozent.“ Auch wenn der Kostendruck 2010 abgenommen hat, so sind die Erträge der Druckereien aufgrund der schwachen Nachfrage vermutlich nicht wesentlich gestiegen.

Ausblick: Die Branche wächst – aber wesentlich langsamer als der Industriedurchschnitt
Die Ertragslage der Druckereien dürfte sich 2011 trotz des erfreulich positiven Konjunkturumfelds sogar leicht verschlechtert haben. Mit einem Produktionsplus im ersten Quartal 2011 von knapp 2 Prozent und einem Umsatzanstieg von moderaten 4 Prozent wächst die Branche zwar wieder, aber wesentlich langsamer als der Industriedurchschnitt. Entsprechend vorsichtig sind die Druckereien in ihrer Kapazitätsplanung geblieben, wie der anhaltende Rückgang der Beschäftigung von durchschnittlich 2 Prozent bis April 2011 zeigt. „Die Konjunkturerholung bei den Druckereien sollte aber auch noch 2012 zu spüren sein, getragen von der stabilen Konsum-nachfrage und stärkeren Zuwächsen bei den Werbeausgaben“, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Langfristig leiden die Druckereien unter der schwach wachsenden Nachfrage ihrer Produkte, wofür maßgeblich die digitale Konkurrenz der Printmedien verantwortlich ist. Allerdings läuft der Prozess der Mediendigitalisierung im Printbereich relativ langsam ab. „Auch wenn die Druckereien und Verlage die massive Konkurrenz neuer Medien spüren, bleibt ihnen Zeit, sich an die Marktänderungen anzupassen. Offen bleibt die Frage, welche Unternehmen den Strukturänderungen zum Opfer fallen, weil sie zu langsam darauf reagieren. Weitere Marktbereinigungen sind sicher nicht zu vermeiden“, resümiert Wolf.
     
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