Neue Wege in der Prostatakarzinomtherapie   

erstellt am
30. 06. 11

Junges österreichisches Team erforscht Grundlagen für verbesserte Behandlung
Wien (scinews) - Weltweit erkranken pro Jahr 900.000 Männer an Prostatakrebs. Rund 260.000 Betroffene sterben an den Folgen der Metastasierung - oft unter großem Leiden. Die verbesserte Behandlung des Karzinoms der Vorsteherdrüse (Prostata) ist ein vordringliches Ziel der Medizin. Bisher kann der Krankheitsverlauf beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom mit Hormon- und Chemotherapie lediglich vorübergehend gebremst werden. In der Entwicklung von Strategien, die das Krebswachstum längerfristig verlangsamen können, legt ein junges internationales Forschungsteam unter Leitung des Innsbrucker Molekularpathologen Prof. Zoran Culig nun nach eigenen Angaben einen weiteren Baustein vor.

Die Nachwuchsforscherin Dr.a Su Jung Oh vom Team Culigs konnte in einem eigens entwickelten Zellkulturmodell erstmals zeigen, dass das Medikament "Sorafenib" das ungebremste Wachstum der Zellen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs verlangsamen kann. Sorafenib wird derzeit bei fortgeschrittenem Nierenkrebs und Leberkrebs eingesetzt. Seine Wirksamkeit und molekularbiologischen Mechanismen beim Prostatakarzinom waren bisher unbekannt, da unerforscht. "Mehrere Proteine, die das Krebswachstum fördern und die Entwicklung der Resistenz gegen Hormon- und Chemotherapie verursachen, können durch Sorafenib im Zellkulturmodell erfolgreich inhibiert werden. Sorafenib greift als sogenannter "Multi-Kinase-Inhibitor" in verschiedene Signalwege des Tumorstoffwechsels ein. Diese Substanz hemmt daher gezielt Wachstumssignale und Faktoren, die beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom überexprimiert sind. Die Ergebnisse dieser laufenden Grundlagenforschungen könnten daher mittelfristig in klinische Studien als weiterer Beitrag zur verbesserten Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs einfließen", erklärt die Forscherin.

Auszeichnung für Jungwissenschaftlerin
Dr.a Su Jung Oh erhielt für ihre therapieorientierte Grundlagenforschung vor kurzem den zweiten wissenschaftlichen Preis des "Bayerisch-Österreichischen Urologenkongresses 2011" in Klagenfurt. Die gebürtige Koreanerin studierte in Innsbruck Humanmedizin und arbeitet seit 2008 in der Abteilung für Experimentelle Urologie. In Rahmen ihres PhD Studiums "Molecular Cell Biology and Oncology" forscht sie im Team von Prof. Culig und wird von Dr. Frédéric R. Santer betreut. Ihr Fokus sind die Entwicklung neuer Therapiestrategien bei fortgeschrittenem (terminalem) Prostatakarzinom. Sie möchte ihre Forschungstätigkeit auch während der Facharztausbildung fortsetzen und klinisch-relevante Themen in den wissenschaftlichen Alltag bringen. Mit dieser Auszeichnung setzt sich die wissenschaftliche Anerkennung der Forschungsgruppe von Prof. Culig fort.

Hochkarätiger Kongress im Herbst
Das Prostatakarzinom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen der westlichen Welt und nur bei frühzeitiger Diagnose sehr gut behandelbar. In Österreich sterben daran pro Jahr 1.200 Männer. Bisher sind die genauen Ursachen für die Entstehung und das Wachstum dieses bösartigen Tumors ungeklärt. Das mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren junge Team Culigs gilt als eines weniger in Mitteleuropa, das seit rund zehn Jahren unter anderem im Mikrokosmos der Entstehung von Prostatakrebs und dessen verbesserter Behandlung international beachtete Impulse liefert. Auf dieser Basis initiiert das Team kommenden Herbst den Weltkongress in der Urologischen Forschung in Innsbruck. Zu dieser Tagung werden rund 200 Teilnehmer aus Europa und USA erwartet (http://esur-sbur.uroweb.org). Bei diesem Kongress werden neueste Forschungsergebnisse in der molekularen Pathologie urologischer Erkrankungen präsentiert.
     
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