Welterbetitel garantiert Aufmerksamkeit auf einzigartige Fundstätten
- Vernetzung der Alpenländer entspricht zeitgemäßer europäischer Kulturpolitik
Wien (bmukk) - Das Welterbekomitee der UNESCO hat in seiner 35. Sitzung in Paris die "Prähistorischen
Pfahlbauten um die Alpen" in die Liste des Welterbes aufgenommen. "Ich bin stolz darauf, dass die Prähistorischen
Pfahlbauten um die Alpen von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurden. Mein Ressort hat sich für die Beteiligung
Österreichs an der Eintragung dieser von sechs Alpenländern getragenen transnationalen seriellen Stätte
eingesetzt. Mit dieser neuen Eintragung verfügt Österreich nun über neun Welterbestätten",
hält Kulturministerin Dr. Claudia Schmied fest.
Österreich hat sich unter Federführung der Schweiz gemeinsam mit den Alpenstaaten Deutschland, Frankreich,
Italien und Slowenien an der Kandidatur der insgesamt 111 archäologischen Pfahlbaustätten für den
prestigeträchtigen Titel des UNESCO-Welterbes beteiligt.
"Die Aufnahme der Pfahlbauten auf die UNESCO-Welterbeliste fördert die Entwicklung adäquater Schutzmaßnahmen
und Managementkonzepte der Fundstellen, die durch natürliche Umweltveränderungen und menschliche Eingriffe
gefährdet sind. Das Label UNESCO-Welterbe garantiert eine größere Aufmerksamkeit auf diese einzigartigen
Fundstätten und eröffnet neue Wege der Vermittlung der Pfahlbauarchäologie. Das Netzwerk aller Alpenländer,
in denen Pfahlbausiedlungen erhalten sind, bietet die großartige Chance, Vergangenes und Gegenwärtiges
miteinander zu verbinden. Das entspricht einer zeitgemäßen europäischen Kulturpolitik", betont
Kulturministerin Claudia Schmied.
Fünf Fundstellen aus Österreich
Die neue Eintragung in die UNESCO-Welterbeliste umfasst fünf Fundstellen aus Österreich: die Pfahlbausiedlung
inmitten des Keutschacher Sees südlich des Wörthersees in Kärnten sowie weitere vier Fundstellen
in Oberösterreich, nämlich drei im Attersee in den Gemeinden Attersee und Seewalchen (Abtsdorf I und
III, Litzlberg Süd) und eine im Mondsee (See im Mondsee). Die Pfahlbauten in Österreich gehen auf die
Jungsteinzeit bzw. auf die Bronzezeit zurück.
Die Überreste von Siedlungen an Ufern von Alpenseen zählen zu den bedeutendsten archäologischen
Kulturgütern Europas. Die besonderen Milieus in Gewässern und in Mooren haben in vielen Fällen eine
einzigartige und hervorragende Erhaltung organischen Materials wie Holz, Textil oder Pflanzensamen begünstigt.
Prähistorische Siedlungsreste in Seen und Mooren sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts Thema der wissenschaftlichen
Forschung.
Österreichische Pfahlbauten als Drehscheibe in den alpinen Handelsnetzen
Die Österreichischen Pfahlbauten stellten durch ihre zentrale Lage aller Wahrscheinlichkeit nach eine Drehscheibe
in den alpinen Handelsnetzen dar. Dafür sprechen verschiedene Funde. So führte "Ötzi"
vom Hauslabjoch auf seiner Reise durch die Alpen Ausrüstungsstücke aus einer bestimmten Art von Italienischem
Feuerstein mit sich, der sich unter anderem auch am Mondsee finden ließ. Andere Funde und Materialien aus
den Pfahlbauten der Mondsee-Gruppe weisen wiederum auf Handelsbeziehungen nach Westen in die Schweiz und nach Norden
nach Süddeutschland hin. Die sehr alte Siedlung im Keutschacher See in Kärnten scheint wiederum einen
engen Zusammenhang mit östlichen und südöstlichen Nachbarkulturen in Ungarn und Slowenien aufzuweisen.
Das sehr frühe und reichhaltige Vorkommen von Kupfer in den Siedlungen der Mondsee-Gruppe im Salzkammergut
sowie die Funde von Metallschlacken und Gusslöffeln in Keutschach, die eine frühe Bearbeitung von Kupfer
innerhalb der Siedlung belegen, lässt auf einen regen und vielfältigen Warenaustausch sowie weitläufige
interkulturelle Kontakte schließen.
Damit kommt den heimischen Pfahlbauten neben der großen Bedeutung für die Umwelt- und Kulturgeschichte
Österreichs auch eine überregionale Mittlerrolle zu, deren Gewicht in der Geschichte Mitteleuropas bislang
erst ansatzweise erahnt werden kann. |