Ziel von 3,76% bis 2020 erfordert noch stärkere
Dynamik
Wien (pk) - Der gemeinsam von Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Karlheinz Töchterle
und Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures vorgelegte Forschungs- und Technologiebericht
2011 versteht sich als Lagebericht an den Nationalrat über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung
und erlaubt zugleich eine Gesamtsicht auf das österreichische Innovationssystem. Das Papier hebt vor allem
den anhaltenden F&E-Wachstumstrend hervor, der dazu führen wird, dass die Forschungsausgaben 2011 mit
einem Anteil von 2,79% des BIP erstmals die 8 Mrd. €-Marke überschreiten werden, und bekennt sich mit Nachdruck
zum forschungs- und technologiepolitischen Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine F&E-Quote von 3,76% des
BIP zu erreichen.
Aufwärtstrend bei F&E-Ausgaben hält an
Laut der jüngsten Globalschätzung durch die Statistik Austria werden dieses Jahr die gesamten durchgeführten
Ausgaben für Forschung und Entwicklung 8,29 Mrd. € betragen, was einer nominellen Steigerung gegenüber
dem Vorjahr um 5% entspricht. Der sich bereits 2010 abzeichnende Trend zu einer wieder verstärkten F&E-Ausgabensteigerung
hält damit weiter an. Der Bericht rechnet für 2011 mit einer F&E-Quote von 2,79%.
Forschungsausgaben der Unternehmen steigen wieder an
Als besonders erfreulich wird die Entwicklung der Finanzierung der F&E-Ausgaben durch die Unternehmen vermerkt.
Nach einem Rückgang im Krisenjahr 2009 setzte bereits 2010 wieder ein Wachstum des Finanzierungsbeitrags des
Unternehmenssektors für F&E ein, das stark genug war, um sogar den Wert des Vorkrisenjahrs 2008 zu übertreffen.
Von 2010 auf 2011 lag das Wachstum dann mit 5,89% auch wieder über jenem des BIP, absolut werden die F&E-Ausgaben
der Unternehmen 2011 3,7 Mrd. € (2010: 3,49 Mrd. €) betragen.
In den Krisenjahren hat sich die Finanzierungsstruktur der Ausgaben für F&E in Richtung des öffentlichen
Sektors, vor allem des Bundes, entwickelt. Wie der Bericht vorrechnet, stieg der Finanzierungsanteil des Bundes
an den gesamten F&E-Ausgaben von knapp unter 28% im Jahr 2007 auf 33% im Jahr 2011. Spiegelbildlich verringerte
sich der Finanzierungsanteil des Unternehmenssektors von knapp unter 49% 2007 auf rund 44% 2010. Durch das 2011
aber wieder stärkere Wachstum der F&E-Finanzierung durch die Unternehmen konnte dieser Prozess nunmehr
gestoppt werden, sodass sich der Finanzierungsanteil der Unternehmen dieses Jahr wieder leicht, und zwar auf 44,6%
erhöhen wird. Der Finanzierungsanteil des Auslands wiederum stabilisierte sich während der Krise auf
16% und beträgt 2011 voraussichtlich 1,34 Mrd. € (2010: 1,29 Mrd. €). Der private Sektor (Unternehmen plus
Ausland) trägt somit derzeit knapp 61% zur F&E-Finanzierung bei.
F&E-Quote von 3,76% bis 2020: Weitere Kraftanstrengung notwendig
Das Ziel der Erreichung einer F&E-Quote von 3,76% bis 2020 wird vom Bericht als durchaus ambitioniert und weitreichend
bezeichnet. Der dafür erforderliche Anpassungspfad impliziere aber eine dynamischere Entwicklung als in den
letzten zehn Jahren, heißt es darin. Im Einzelnen müssten sich die die gesamten Bruttoausgaben für
F%E von gegenwärtig 8,29 Mrd. € auf 15,79 Mrd. € im Jahr 2020 erhöhen, was ein durchschnittliches jährliches
Wachstum von 7,43% voraussetzt. Das jährliche Wachstum im Zeitraum von 2000 bis 2010 betrug im Vergleich dazu
6,78%. Auch bei einem hypothetischen Anpassungspfad zurück auf einen Finanzierungsanteil von 33% des öffentlichen
Sektors wären dennoch jährliche Mehrausgaben von durchschnittlich 200 Mio. € bis Mitte des Jahrzehnts
notwendig, gibt der Bericht weiter zu bedenken. Bei einem stabilen Anteil von 39%, wie dies derzeit der Fall ist,
würden sich hingegen jährliche Mehrausgaben von 280 Mio. € bis Mitte des Jahrzehnts ergeben.
Für den privaten Sektor wiederum würde unter der Annahme einer konstanten Entwicklung des gegenwärtigen
Finanzierungsanteils von 60,8% der jährliche Mehraufwand durchschnittlich 418 Mio. € für die nächsten
Jahre bedeuten, rechnet der Bericht vor. Bei einer Erhöhung des Finanzierungsanteils – wie in der FTI-Strategie
der Bundesregierung argumentiert – auf zwei Drittel würden sich die Mehrausgaben durchschnittlich auf 480
Mio. € für die nächsten Jahre belaufen. Die höchste Steigerungsrate müsste allerdings die Grundlagenforschung
erfahren. Der Bericht spricht in diesem Zusammenhang von einer notwendigen Wachstumsrate der Ausgaben über
den gesamten Zeithorizont von durchschnittlich 11,77%, um 2020 ein Ausgabenvolumen von 3,9 Mrd. € zu erreichen.
Die jährlichen Mehrausgaben werden dabei mit 200 Mio. € bis Mitte des Jahrzehnts beziffert.
Österreich in der Gruppe der "Innovation Followers"
Was die Innovationsentwicklung betrifft, liegt Österreich auf Basis des von Innovation Union Scoreboard erstellten
Indikatorensystems in der EU auf dem 7. Rang und bleibt damit gemeinsam mit Großbritannien, Belgien, den
Niederlanden, Irland, Luxemburg und Frankreich in der ersten Hälfte der "Innovation Followers" verankert,
rangiert allerdings deutlich hinter der Gruppe der "Innovations Leaders" (Schweden, Dänemark, Finnland,
Deutschland). Einzelindikatoren bestätigen dabei Stärken und Schwächen Österreichs. So zeigen
sich Schwächen weiterhin in der tertiären Ausbildung, in der Risikokapitalausstattung und bei wissensintensiven
Dienstleistungsexporten. Stärken verbucht Österreich bei den wissenschaftlichen Publikationen, F&E-Ausgaben
der Unternehmen, innovativen KMU sowie bei geistigem Eigentum. |