Lucas Bosch Gelatin - "This show will be legendary"   

erstellt am
08. 07. 11

500 Jahre zeitliche Trennung zwischen Hieronymus Bosch und Gegenwartskünstlern wird aufgehoben – in der Kunsthalle Krems
Krems (kunsthalle) - Nach ihrer spektakulären Präsentation bei der heurigen Biennale von Venedig sind Gelatin vor einer Woche gemeinsam mit der englischen Künstlerin Sarah Lucas in der Kunsthalle Krems eingetroffen, um die Ausstellung "Lucas Bosch Gelatin" einzurichten.

Die kommende Schau ist die arbeitsintensivste und zeitaufwändigste, die je in der Kunsthalle Krems realisiert wurde. Sarah Lucas, prominente Protagonistin aus dem Kreis der gefeierten "Young British Artists" der späten 1980er und 90er Jahre, und Gelatin - bestehend aus den beiden gebürtigen Kremsern Wolfgang Gantner und Florian Reither sowie Ali Janka und Tobias Urban - sind gemeinsam mit einem Kollektiv von rund 20 Assistentinnen und Assistenten in die Kunsthalle Krems eingezogen, um hier Ausstellungsgeschichte zu schreiben, oder wie Sarah Lucas meinte "This show will be legendary".

In den temporär eingerichteten Werkstätten herrscht Hochbetrieb, da die Ausstellung wesentlich vor Ort entsteht und speziell auf die Räumlichkeiten ausgerichtet wird. So laufen Mischmaschinen rund um die Uhr, Gipsabgüsse von Körperfragmenten werden abgenommen und angefertigt, die Ausstellungsräumlichkeiten werden dekonstruiert und für die Schau neu formiert, in der Holzwerkstätte bizarre Skulpturen gezimmert. Seit einer Woche werden in dieser fruchtbaren Kollaboration phantastische Konstruktionen aus alten Stühlen, Möbel, Styropor, Pappe, Gips, Zement, Ziegeln, Matratzen, Bettgestellen, Metallgittern, Nylon-Strumpfhosen sowie aus alten Badewannen und Toiletten in Kunstwerke transformiert.

Die Kunsthalle Krems wird zu einem Ereignisraum und einer sinnlichen Zone umfunktioniert, in der die rätselhaften Wunderkammern der Nachtseiten der Vernunft in ein neues Universum des Ausstellungsauftritts übergeführt werden. Die künstlerische Bildproduktion bleibt ambivalent zwischen Realem und Irrealem. In einem vielgestaltigen Territorium lauern Eros und Tod in tierischen Symbolen und haltlos zerstückelten Körperfragmenten.

Sarah Lucas stellt bis auf ein einziges Objekt, eines riesigen, beweglichen Unterarm aus der Sammlung ihres Künstlerkollegen Damien Hirst, alle anderen Arbeiten vor Ort neu her. Daneben wird ein Käsefuß-Objekt von Gelatin olfaktorische Qualitäten beweisen. Neben ca. 40 Gelatin-Arbeiten aus den letzten zehn Jahren (Plastilinbilder, Zeichnungen, Fotocollagen und Objekte) wird die Künstlergruppe den Großteil ihrer Exponate ebenso vor Ort entwickeln.

Die Ausstellung "Lucas Bosch Gelatin" wird am Samstag, dem 16. Juli um 18 Uhr in der Kunsthalle Krems eröffnet. Der Grenzgang versucht, die verzaubernd verstörenden Bildsprachen der beteiligten Künstler im fließend fantastischen, Staunen erregenden, die Sehnsucht schürenden Imaginären zu präsentieren. Dabei werden die Installationen und Skulpturen von Lucas und Gelatin erstmals spätmittelalterlichen Künstlern wie Hieronymus Bosch und seinen Nachfolgern als Ideenfolie gegenübergestellt.

20 hochkarätige Leihgaben aus der Wiener Albertina, dem Musée des Beaux-Arts in Dijon, dem Kunsthistorischen Museum, Wien, dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste in Wien, dem Dommuseum Salzburg, der Sammlung des Fürsten von uns zu Liechtenstein sowie Werke aus Privatbesitz werden in unmittelbarer Nachbarschaft Korrespondenzen mit den Arbeiten von Sarah Lucas und Gelatin eingehen und evozieren, dass über die Epochen hinweg, Fantasie die Hauptantriebsfeder der Kunst ist. Die Grundkonzeption der Schau, die bis 6. November 2011 in der Kunsthalle Krems zu sehen sein wird, stammt von Kunsthalle-Direktor Hans-Peter Wipplinger und der Kunstwissenschaftlerin Brigitte Borchhardt-Birbaumer im Dialog mit Sarah Lucas und Gelatin.

Im Anschluss an die Eröffnung am 16. Juli findet ein Sommerfest vor der Kunsthalle Krems und im Kloster Und mit Musik & Sounds von Russell Haswell, Philipp Quehenberger & DD Kern, Sara Glaxia, tmpl XX, Fantastik Framtid und der Trachtenkapelle Wösendorf statt. Parallel zu den Aufbauarbeiten der Ausstellung entsteht im Verlag Walther König, Köln ein Katalog, der aufgrund aktueller Installationsfotos erst rund 14 Tage nach der Eröffnung der Schau erscheint (160 Seiten, mit Beiträgen von Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Hans-Peter Wipplinger und dem Doyen der Kunstgeschichte Werner Hofmann). Dazu wird in der Kunsthalle Krems eine spezielle Subskription angeboten: um Euro 38,90 erhält man zwei Eintrittskarten in die Ausstellung und einen Katalog zur Schau, der per Post zugeschickt wird.
     
Informationen: http://www.kunsthalle.at
     
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